Westfälische Jugendwarte fürchten Aufwand
Das neue Konzept "Kinder-Leichtathletik", das noch mehr Kindern noch mehr Leichtathletik bescheren soll, wird nicht von allen westfälischen Jugendwarten vorbehaltlos akzeptiert.
Die Bedenken, die auf der Jugendwarte-Tagung des FLVW im SportCentrum Kaiserau von den Anwesenden geäußert wurden, richteten sich nicht gegen die Inhalte des neuen Wettkampfkonzepts, das von allen positiv beurteilt wurde.Kritisiert wurde vielmehr der hohe organisatorische Aufwand, der bereits bei den Test-Veranstaltungen zu beobachten war. Da es heutzutage immer schwieriger wird, Kampfrichter und Helfer zu finden, sehen die Jugendwarte in Zukunft große Probleme Veranstalter zu finden, die Sportfeste für die Jüngsten durchführen.
Kritik an den Kosten des neuen Systems
Auch die Menge an Material, die für das neue Wettkampfsystem benötigt wird, wirkt auf viele abschreckend. Selbst wenn man die Gegenstände zentral lagern sollte, ergeben sich Kosten für die Miete und den Transport. Auch feuertechnisch können Probleme auftreten. Die Jugendwarte befürchten, dass die Veranstaltungen nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden können.
Einige der Anwesenden äußerten zudem Zweifel, ob alle Übungsleiter, die für ihre Tätigkeit oft nur eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten, bei dem neuen Konzept mitziehen werden, denn auch auf sie kommt Mehrarbeit zu. Der Jugendwart des Kreises Detmold, Ulrich Offel, glaubt nicht, dass durch das neue Wettkampfsystem mehr Kinder für die Olympische Sportart gewonnen werden. "Ich denke da vor allem an die kleineren Vereine, die nicht genügend Jungen und Mädchen für eine Mannschaft zusammen bekommen werden. Die Kinder, die übrig bleiben gehen dann für die Leichtathletik verloren", befürchtet Ulrich Offel.
Am Ende der langen, aber sehr sachlich geführten Debatte bat FLVW-Jugendwart Wolfgang Rummeld die Anwesenden um ein Meinungsbild. Bei der anschließenden Abstimmung stellte sich heraus, dass die Mehrheit der Kreis-Jugendwarte folgendes Modell akzeptiert: Für die Klassen U 12 und U 10 Kinder-Leichtathletik plus traditionelle Leichtathletik, für die Kategorie U 8 nur Kinder-Leichtathletik.
Im Laufe der Zeit hat sich vieles geändert
Dass sich im Nachwuchsbereich vieles im Wandel befindet, verdeutlichte auch der Vortrag von Astrid Kraning, die im Rahmen des Projektes "NRW bewegt seine Kinder" für den FLVW tätig ist.
Astrid Kraning stellte zu Beginn ihrer Ausführungen fest, dass die Veränderungen in der Bildungslandschaft auch Konsequenzen für die Vereine haben.
Großer Handlungsbedarf ist gegeben, denn es liegen erschreckende Zahlen über den Gesundheitszustand und die fehlenden motorischen Fähigkeiten vieler Kinder/Jugendlicher vor. "Gesellschaftspolitisches Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen vom Kleinkind- und Vorschulalter bis zum Ende der weiterführenden Schule Bewegung, Spiel und Sport in ausreichendem Umfang zu ermöglichen und damit einen Beitrag zur umfassenden Bildung von Kindern und Jugendlichen zu leisten", erläuterte Astrid Kraning.
Schwerpunkte im Rahmen ihres Projektes bilden Kindertagesstätten/Kindertagespflege, der außerunterrichtliche Schulsport/Ganztag, die Kinder- und Jugendarbeit im Sportverein und die kommunale Entwicklungsplanung/Netzwerkarbeit. "Die Vereine müssen den Zugang zu Kitas und Schulen finden. Nur so können sie ihre Zukunft sichern", betonte Astrid Kraning.
Dennoch zufriedene Bilanz
FLVW-Jugendwart Wolfgang Rummeld zog eine zufriedenstellende Bilanz der Saison 2011. So nimmt die FLVW-Jugend in der Rangliste der Landesverbände, in der alle Ergebnisse von Deutschen Meisterschaften erfasst wurden, in diesem Jahr im DLV einen respektablen dritten Platz ein. "Erfreulich ist dabei vor allem", befand Wolfgang Rummeld, "dass sich die Erfolge nicht nur auf ein oder zwei Vereine, sondern auf das gesamte Verbandsgebiet flächendeckend verteilen."
Die Meisterschaften im westfälischen Verbandsgebiet gingen 2011 gut über die Bühne. Probleme gab es bei einigen Veranstaltungen jedoch durch fehlende Kampfrichter. Auch die Zahl der Sprecher muss im Verbandsgebiet erhöht werden, damit es nicht langfristig zu Engpässen kommt.
Gute Vergleichswettkämpfe
2011 führte der FLVW im Nachwuchsbereich zwei Vergleichskämpfe durch. Die Begegnung gegen die Niederlande in Hengelo konnte der Gastgeber wie in den Vorjahren wieder für sich entscheiden. Beim B-Jugendvergleichskampf gegen Baden-Württemberg und Hessen siegte die NRW-Auswahl mit den westfälischen Nachwuchsathleten vor Baden-Württemberg und Hessen."Wegen der Terminfülle starteten in Walldorf viele viertklassige Athleten. Daher sollten wir uns überlegen, ob wir in Zukunft diesen Ländervergleich fortführen werden", gab Wolfgang Rummeld zu bedenken.
FLVW-Bildungsreferent Christian Breitbach berichtete, dass die Lehrgangsangebote des FLVW im Bereich der Leichtathletik großen Anklang fanden. Zu den "Hits" zählten Leichtathletik mit Schülern und Kindern, die Gruppenhelfer-Ausbildung und das Erlebnis-Wochenende Kinder-Leichtathletik. Die Lehrgangsangebote für das kommende Jahr befinden sich bereits im Online-System des FLVW.
Recht gut besucht war die Tagung der Jugendsprecher. Die Landesjugendsprecherin Lara Dietz berichtete von den umfangreichen Tätigkeiten des FLVW-Nachwuchses. So übernahmen die Jugendsprecher bei den Westfälischen Schülermeisterschaften in Paderborn und bei den Westfälischen Jugendmeisterschaften in Gütersloh einige Siegerehrungen und verkauften T-Shirts. Zu den "Highlights" zählte auch ein gemeinsames Treffen im Maximare in Hamm.
Wettkampfsystem „Kinderleichtathletik“
Leiten die Geschicke im westfälischen Jugendbereich: Christian Breitbach, Astrid Kraning und Heiner Meyer (Foto: Middel)