Wettkampfdisziplin U8: Zielweitsprung
Wie sind die „neuen“ Wettkämpfe für die Achtjährigen und jünger organisiert? Welche Helferaufgaben sind zu verteilen? Wie wird gewertet? Welche Geräte brauche ich? In einer neunteiligen Reihe stellen wir Ihnen auf leichtathletik.de ausgewählte Disziplinen vor. Heute: Der Zielweitsprung für die unter 8-jährigen Mädchen und Jungen.
Weitsprung ist eine diffizile Disziplin. Genau im richtigen Moment den Balken exakt zu treffen, bedarf einer Menge Training. Doch nur wem dies gelingt, der kann auch eine gute Weite erzielen. „Bei den Kindern in dieser Altersklasse sollte man noch nicht so viel mit dem Bandmaß zu Gange gehen. Da machen so spielerische Sprungsachen meiner Meinung nach mehr Sinn“, sagt Weitsprung-Experte Ulrich Knapp.
Im Schüleralter gibt es zwar eine Absprungzone, aber „für die Kinder ist der neue Zielweitsprung wesentlich transparenter, als wenn man sie irgendwo abspringen lässt.“ Der langjährige Weitsprung-Bundestrainer der Frauen und Trainer der Spitzenathleten Bianca Kappler und Christian Reif trägt die Entwicklung der neuen Kinderleichtathletik mit.
Wettkampfaspekt ins Spiel bringen
Trotzdem ist die neue Disziplin nicht nur eine Spaßversion des Weitsprungs, sondern bereitet die Kinder langsam und altersgerecht auf diesen vor. Sie müssen ein Gefühl dafür entwickeln, wie stark sie abspringen müssen, um das Ziel, angedacht sind Fahrradreifen, auch zu treffen.
Das bedeutet nicht gleich alles zu geben, sondern sich die Kraft einzuteilen, denn in den folgenden Versuchen liegt das Ziel immer weiter entfernt. „Mit dieser Verlagerung kann man auch den Wettkampfaspekt mit ins Spiel bringen“, erklärt Ulrich Knapp den Verlauf der Disziplin.
Faire Bedingungen schaffen
Zudem hält er den Zielweitsprung für deutlich fairer. Bei Kindern verläuft die körperliche Entwicklung sehr unterschiedlich, weswegen die bereits weit entwickelten bisher einen Vorteil hatten. Mit langen Beinen springt es sich einfach leichter. Doch nun haben auch die kleineren Mädchen und Jungen Chancen gut abzuschneiden.
„Oft sind sie koordinativ stärker, wodurch es ihnen leichter fällt die kürzeren Ziele genau zu treffen. Sie tragen nun auch zu einem guten Teamergebnis bei. Dadurch haben sie das Gefühl ebenfalls eine gute Leistung gebracht zu haben“, erläutert der Team-Manager Sprung seine Einschätzung.
Gemeinschaftserlebnis Leichtathletik
Eben dieser Teamgedanke ist es, der die neue Kinderleichtathletik auszeichnet. Wo viele Kinder lieber in Fußball- oder Handballvereine gehen, weil sie dort Sport in einer Gemeinschaft ausüben können, ist es nur folgerichtig, dieses Mannschaftsgefühl auch in die Leichtathletik zu tragen.
Deswegen gibt es auch keine Einzelwertung mehr, sondern die Ergebnisse der Kinder werden zu einer Mannschaftswertung addiert. So wird nicht bereits in so jungen Jahren ein Konkurrenzkampf forciert, sondern vielmehr das Gemeinschaftserlebnis gefördert.
Variationsmöglichkeiten im Training
Damit Leistungsfortschritte dennoch gewürdigt werden, schlägt Knapp ein abwechslungsreiches Training vor. Die Trainingsinhalte sollten nicht ad hoc umgekrempelt werden, sondern man kann sie miteinander verknüpfen. „Der Trainer kann ja sagen: heute gucken wir mal, wer am weitesten springt. Dann können sich diejenigen, die an ihrer eigenen Leistung interessiert sind, auch entsprechend darstellen.“
Doch für die kleinsten Leichtathleten ist die „soziale Integration“, wie Ulrich Knapp es nennt, in einer Mannschaft zunächst von größerer Bedeutung. Mit diesem Aspekt schaut der DLV in eine richtungsweisende Zukunft.
Wettkampfsystem „Kinderleichtathletik“