WG Köln stellt stärkste Hochschulmannschaft
Der große Gewinner des zweiten Tages der Deutschen Hochschulmeisterschaften in Friedberg war Dreispringer Sascha Matthies. Der Student der Martin-Luther-Universität in Halle vollbrachte mit drei 16-Meter-Sprüngen in Folge nach seinem durchwachsenen Abschneiden bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig eine persönliche Meisterleistung.
Sascha Matthies präsentiert stolz sein Ergebnis (Foto: bcmk)
Bei 16,24 Metern landete der amtierende Norddeutsche Meister in der Sandgrube. Allerdings hatte er dabei Unterstützung von 2,5 Metern pro Sekunde Rückenwind. Doch auch bei regulären Bedingungen meisterte der 24-Jährige Sportstudent die 16 Meter mühelos. 16,06 Meter bei regelkonformen Windverhältnissen betrug seine Siegesweite, die zugleich neue persönliche Bestleistung bedeutete. Mit der damit einhergehenden Titelverteidigung bescherte sich Sascha Matthies, der die Meisterschaft als vorläufig letzten Wettkampf vor einer längeren Erholungspause einplante, einen schönen Saisonausstand. Der Dreisprung der Frauen stand dem der Männer in keiner Weise nach. Annelie Schrader von der WG Magdeburg gelang es zum zweiten Mal in ihrer Laufbahn, die 13 Meter zu überspringen. Dabei entschied sich die vom Siebenkampf kommende Athletin erst kurzfristig an den Start zu gehen. Ereilte sie doch Tags zuvor beim Weitsprung ein Schleimbeutelriss im Knie. Schmerzfrei gelangen Annelie Schrader schließlich im fünften Versuch 13,03 Meter, die den Titel bedeuteten.
Erfolgreiche Sprinter
Die erfolgreichste Athletin und der erfolgreichste Athlet dieser Meisterschaft kamen aus dem Sprintbereich. Lisa Schorr (WG Saarbrücken) und David Schahbasian (WG Stuttgart) sicherten sich jeweils das Double über 100 und 200 Meter. David Schahbasian konnte außerdem mit der 4x100-Meter-Staffel einen Sieg verbuchen.
Nach den Vorläufen war noch keineswegs klar, wer im 200m-Finale der Frauen siegen würde. Lisa Schorr war mit 25,51 Sekunden gut eine halbe Sekunde langsamer als die beiden für die HU Berlin startenden Vorlaufsiegerinnen Katharina Gröb und Marleen Woßmann. Auch im Finale war bis zum Zieleinlauf nichts entschieden. Nach guten ersten 100 Metern wurde die Lücke zwischen Lisa Schorr und Katharina Gröb immer kleiner. Letztendlich siegte die Saarländerin mit drei Hunderstel Vorsprung in einer Zeit von 24,71 Sekunden. Lisa Schorr analysierte selbst, dass "es hinten raus noch nicht so rund läuft, da fehlt mir einfach die Kondition." Umso mehr freute es die angehende Erziehungswissenschaftlerin, dass es zum Doppelerfolg reichte.
Auch bei David Schahbasian konnte man zunächst nicht sagen, ob es für den Sieg ausreichen würde. Der Student der technischen Biologie gewann zwar seinen Vorlauf in 22,18 Sekunden, doch Jacob Minah von der BA Göttingen legte einen Lauf vorher bereits 21,93 Sekunden vor. Für David Schahbasian, der noch die Anstrengungen vom Vortag merkte, galt es daher noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. Im vom starken Gegenwind geprägten Endlauf erreichte er dann 21,93 Sekunden, die ihm den zweiten Titel einbrachten. Jacob Minah spielte hier mit 22,21 Sekunden (Platz vier) keine Rolle. Zweiter wurde Michael Weber von der WG Magdeburg in 21,99 Sekunden. Titel Nummer drei gelang David Schabasian mit der 4x100-Meter-Staffel. Hier brachte er die Staffel der WG Stuttgart als Schlussläufer mit 42,54 Sekunden ins Ziel.
Hürden-Duell geht an Lars-Birger Hense
Ein spannendes Duell bot sich über die 110 Meter Hürden. Florian Seibold (WG Heidelberg), der eine Bestzeit von 13,66 Sekunden aus 2003 sein Eigen nennt, war zumindest der Meldeliste nach der große Favorit. Doch sieht man auf seine Ergebnisse aus dem laufenden Jahr, so erkannte man bereits, dass er davon momentan weit entfernt ist. Nach eigenem Bekunden sind es Kleinigkeiten, die ihn nicht schneller laufen lassen. Physisch stimme alles, nur der Kopf will nicht. Wie schon in Braunschweig kam es zum direkten Duell zwischen Florian Seibold und Lars-Birger Hense von der Uni Wuppertal. Florian Seibold verwies Lars-Birger Hense bei den Deutschen bei Zeitgleichheit um eine Winzigkeit auf den neunten Platz, so dass dieser die Endlaufteilnahme verpasste. Genau das gleiche passierte jetzt, nur andersherum.
Wieder kamen die beiden zeitgleich ins Ziel, nur hatte diesmal Florian Seibold das Nachsehen und Lars-Birger Hense sicherte sich den Meistertitel. Des einen Freud, des anderen Leid. Während sich der Sieger über die gelungene Revanche und die Zeit freute, gelang es dem Unterlegenen auch diesmal nicht, seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Über die 100 Meter Hürden der Frauen siegte Katja Berlinghoff (WG Köln) souverän. Nachdem sie schon im Vorlauf ihre persönliche Bestzeit deutlich unterbieten konnte, stürmte sie im Finale mit einer neuen Bestzeit der Konkurrenz davon. Eine Verbesserung des eigenen Rekords von über drei Zehntel bedeutete ihre Siegzeit von 14,19 Sekunden. Ärgerlich für die neue Titelträgerin ist nur, dass die Studentin der Sporthochschule Köln diese Zeit hätte früher laufen müssen, wäre es doch die Quali für die Deutschen gewesen.
Die 400 Meter Hürden der Frauen hatten eine Siegerin aus Malaysia. Nora Mohd Khalid siegte in einem technisch einwandfrei vorgetragenen Rennen in starken 57,14 Sekunden. Eine Zeit im Bereich einer 57 hatte sich auch die Zweitplatzierte Christina Kron (WG Saarbrücken) vorgenommen. Bis zur letzten Hürde war dies auch noch machbar, doch ein Strauchler dort verhinderte das selbstgesteckte Ziel der 400-Meter-Siegerin vom Vortag. Bei 58,07 Sekunden blieb die Uhr für Christina Kron stehen. Bei den Süddeutschen, wenn es auch dort um den Titel geht, soll dann eine 56 vor dem Komma stehen, gab sich die Blondine zuversichtlich. Bei den 400 Meter Hürden der Männer gab sich der Führende der Deutschen Jahresbestenliste, Andreas Wickert (HU Berlin), die Ehre. Bei den Deutschen nach technischen Fehlern "nur" Dritter, holte er sich in Friedberg eindrucksvoll den Titel.
Trostpflaster für Andreas Wickert
51,19 Sekunden betrug die Siegzeit. Für den einzigen Deutschen, der dieses Jahr die "50-Sekunden-Schallmauer" brach, war dies ein kleiner Trost zu der Pleite von vor einer Woche. Nächstes Saisonziel ist die Bestätigung seiner diesjährigen Bestzeit, vielleicht sogar beim ISTAF in Berlin vor heimischem Publikum. Die 400 Meter flach gewann bei den Männern Christoph Helm von der TU Dresden. Seine Zeit im Vor- wie im Endlauf war 48,45 Sekunden.
Auf der doppelt so langen Strecke wurde Daniel Abicht von der WG Magdeburg in 1:53,95 Minuten. Deutscher Hochschulmeister. Bei den Frauen siegte die jüngste Teilnehmerin. Kathrin Trauth von der WG Magdeburg lief 2:06,17 Minuten über die zwei Stadionrunden. Die Vierte von Braunschweig kam damit zwar nicht in den Bereich ihrer Bestleistung, zeigte sich aber trotzdem optimistisch, dass es beim anstehenden Länderkampf und den Deutschen Juniorenmeisterschaften in den Bereich von 2:04 Minuten gehen kann.
Die 1500 Meter boten gleichermaßen hochklassige wie zahlenmässig stark besetzte Starterfelder. Zehn Läufer allein standen in der Meldeliste mit Zeiten unter 3:50 Minuten. Leider wurde aus dieser Konstellation nicht das gewünschte Highlight.
Regen und Wind
Der Wettergott war den Läufern nicht wohl gesonnen, so dass beim Start heftiger Regen und starker Wind herrschten. Jonas Stifel (HU Berlin), der Sechste von Braunschweig, kürte sich nach einem taktisch klug gelaufenen Rennen im Zielspurt zum Sieger. Die Zeit war aufgrund des Wetters nebensächlich. In 3:50,81 Minuten verwies Jonas Stifel die Konkurrenz auf die Plätze.
Bei den Frauen absolvierte die Baden-Württembergische Meisterin, Meike Rosenauer (PH Ludwigshafen), in 4:33,92 Minuten die Strecke am schnellsten. Unter den Augen des Bundestrainers zeigte der Badische Meister über 3000 Meter Hindernis, David Kiefer (BA Lörrach), sein Können in dieser kräftezehrenden Disziplin. Mit einer sehr schnellen 63er-Endrunde machte Kiefer am letzten Hindernis alles klar und siegte in 9:16,85 Minuten. Die 5.000 Meter wurden vom hessischen Lokalmatador Nick Ehrhard, der allerdings diesmal im Trikot der TU Tübingen an den Start ging, gewonnen. Nach einem taktischen Rennverlauf blieb die Uhr bei 14:56,00 Minuten stehen.
In den technischen Disziplinen gab es am Tag zwei der Meisterschaft noch weitere Endkämpfe. Der Tag wurde mit dem Kugelstoßen der Männer eingeläutet. Sven Hahn (WG Stuttgart) konnte, nachdem ihm der Rücken in Braunschweig arge Probleme bereitet hatte, diesmal beschwerdefrei stoßen. Der Zweite des letzten Jahres wurde mit 18,29 Metern Deutscher Hochschulmeister. "Spätestens beim Bayer-Meeting sollen dann aber die 19 Meter fallen", so Sven Hahn nach Wettkampfende. Ein durch eine Erkältung angeschlagener Heinrich Seitz (Uni Frankfurt) ließ es sich dennoch nicht nehmen, den Titel im Diskuswurf zu holen. Der Titelträger von 2002, der sein großes Ziel Olympia in diesem Jahr nicht realisieren konnte, warf trotz des Handicaps den Diskus auf eine Siegweite von 57,37 Metern.
Vom Winde verweht...
"Vom Winde verweht" war der Stabhochsprung der Männer. Heftiger und böiger Seitenwind machte den Springern zu schaffen. Am besten kam Torben Meins (FH Lübeck) mit den Bedingungen zurecht und gewann mit übersprungenen 5,10 Metern, womit er zusätzlich seine Saisonbestleistung einstellte. Bei besseren Bedingungen traut sich der Norddeutsche auch Höhen um 5,30 Meter zu.
Ebenfalls ihre Saisonbestleistung einstellten konnte die amtierende Pfalz-Meisterin Anja Wich-Heiter im Hochsprung der Frauen. Sehr gute 1,78 Meter meisterte die Zwölfte von Braunschweig. Ihre persönliche Bestleistung von 1,80 Metern verpasste die 25-Jährige bei ihrer letzten Teilnahme für die Uni Jena nur knapp.
Der Speerwurf der Frauen musste leider ohne die große Favoritin Christina Obergföll auskommen. Wilma Jansen feierte hier ein kleines "Comeback". Nach zweiwöchigem Trainingsausfall und der daraus resultierenden Absage der "Deutschen" konnte die Kölner Studentin den Speer auf eine neue Saisonbestweite von 52,07 Meter werfen. Den Abschluss der Veranstaltung bildeten die Staffelwettbewerbe. Die 4x100 Meter der Frauen wurden von der HU Berlin (Busch, Woßmann, Schmidt, Gröb) in 47,60 Sekunden gewonnen. Die 4x400 Meter hatten das Team der WG Mainz (Renner, Wörsdörfer, Hantsch, Werkmann) zum Sieger.
Über die 4x100 Meter der Männer siegte, wie bereits erwähnt, die WG Stuttgart (Gribaa, Bräuchle, Müller, Schahbasian) in 42,54 Sekunden. Den 4x400 Meter Endlauf gewann die Uni Tübingen (Hentschel, Helten, Reinhold, Leuthe) in 3:20,26 Minuten.
Der ADH-Wanderpokal für die beste deutsche Hochschulmannschaft ging an die WG Köln.
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