Wie schnell, wie hoch, wie weit?
Es ist eine Frage, die immer wieder und schon sehr lange Kenner der Leichtathletik beschäftigt. Wann erreicht die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers ihre Grenzen? Doch es geht immer noch schneller, noch höher und noch weiter. Prognosen werden regelmäßig übertroffen.
Schon 1934 stellte der US-Olympiatrainer Bruce Hamilton eine Tabelle für die Leichtathletik-Wettbewerbe der Männer vor, der zu entnehmen war, welche maximalen Leistungen möglicherweise noch erreichbar sind. Alle diese Vorhersagen wurden inzwischen übertroffen.Einige schwedische Sportjournalisten veröffentlichten 1956 eine sogenannte "Traumtabelle", aus der heute nur Prognosen in vier Disziplinen noch haltbar sind (200m: 19,08 sec, 110m Hürden: 12,8 sec, 10.000m: 26:08,0 min und Weitsprung: 9,05 m).
Rasante Entwicklung über der Latte
Besonders rasant wird die Entwicklung zum Beispiel in technischen Disziplinen wie dem Stabhochsprung deutlich. Bruce Hamilton prognostizierte 4,65 Meter als Leistungsgrenze, die Schweden wiesen 5,15 Meter aus. Heutzutage werden regelmäßig Sechs-Meter-Sprünge gefeiert. Ähnlich verhält es sich im Hochsprung, wo einst 2,11 bzw. 2,21 Meter ermittelt wurden und nun Leistungen zwischen 2,30 und 2,40 Metern an der Tagesordnung sind.
Unvorstellbar war für die einstigen Experten auch die Entwicklung im Marathon. Die skandinavische Prognose von 2:15 Stunden wurde mittlerweile um mehr als elf Minuten unterboten.
100 Meter in 9,21 Sekunden?
Im Sprint war allerdings schon 1956 klar, dass es über 100 Meter deutlich unter zehn Sekunden (9,9 sec) gehen würde, die Leistung des Jamaikaners Usain Bolt (9,58 sec) allerdings fernab jener Vorstellungskraft.
Diese treibt nun neue Blüten. Bei dem Olympiasieg 2008 in Peking (China) hätte Usain Bolt bereits 9,55 Sekunden laufen können, im Jahr darauf kam er der wissenschaftlichen Berechnung des Norwegers Hans Eriksen ebenso nahe wie der Vorhersage der Niederländer John Einmahl und Sander Smeets (9,51 sec).
2009 war mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent bereits von 9,21 Sekunden die Rede, die für den schnellsten Mann der Welt möglich seien. Auch Frauen sollten eines Tages unter zehn Sekunden bleiben können. Ob auch solche Prognosen bald Schall und Rauch sind?
mit Material von Hartmut Schweitzer