Wieder demonstrieren Äthiopier Geschlossenheit
Nun hat Kenenisa Bekele seinen äthiopischen Landsmann Haile Gebrselassie auch bei Olympia beerbt. Nachdem er bei der WM in Paris im Vorjahr seinen ersten Weltmeistertitel auf der Bahn gewonnen hatte und im Verlauf dieser Saison die Weltrekorde über 5000 und 10.000 Meter in seinen Besitz brachte, trat er auch die Nachfolge von Gebrselassie als 10.000-Meter-Olympiasieger an (27:05,10 min). Die weiteren Medaillen gingen an Sileshi Sihine (Äthiopien; 27:09,39 min) und Zersenay Tadesse (Eritrea; 27:22,57 min).
Kenenisa Bekele ist erwartungsgemäß Olympiasieger geworden. (Foto: Chai)
Es war ein abwechslungsreiches Rennen mit einem Sieger, der schon im Vorfeld der Mann gewesen ist, auf den sich alle Augen richteten. Denn nachdem Haile Gebrselassie wegen einer Verletzung an der Achillessehne gar um seinen Olympiastart bangen musste, war klar, dass er wohl nicht im Stande sein würde, seinen dritten Olympiasieg in Folge zu erlaufen und Kenenisa Bekele beste Karten hat, Olympiasieger zu werden.Der Geist wollte, der Körper hat's versucht
Doch sechs Runden lang passierte erstmal nichts. Die Läufer schauten sich tatenlos an. Niemand machte sich um das Tempo verdient. Dann wurde es Haile Gebrselassie zu bunt und er übernahm die Regentschaft. Das Feld zog sich erst lang und löste sich dann in seine Bestandteile auf. Bald glich das Bild dem aus dem Vorjahr, als drei Äthiopier bei der WM vorweg liefen und die Medaillen unter sich aufteilten. Doch anders als 2003 konnte sich das Trio dieses Mal nicht entscheidend absetzen, auch weil Sileshi Sihine und Kenenisa Bekele immer wieder auf ihren leidenden Landsmann warteten. Dem stand bald der Schmerz ins Gesicht geschrieben: "Der Geist wollte, der Körper hat's versucht. Ich wollte Bronze, aber es ging nicht. Das Bein hat geschmerzt", erklärte Gebrselassie die Situation.
Irgendwann war klar, dass der 31-Jährige trotz der Hilfe seiner Mannschaftskollegen nicht zu Bronze laufen kann. Ein kurzes Gespräch zwischen Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele und Letztgenannter und sein Landsmann Sileshi Sihine machten sich alleine auf den Weg. Als 500 Meter vor Schluss der 22-jährige Bekele seinen unwiderstehlichen Endspurt anzog, sprangen die Zuschauer im Stadion von ihren Sitzen und erlebten im Stehen, wie Bekele in 27:05,10 Minuten die Ziellinie als Erster passierte.
Bekele jetzt auch über 5000 Meter
"Ich bin sehr glücklich. Nach so einem Rennen kann man ja nur glücklich sein", erklärte der sechsfache Cross-Weltmeister seine Gefühlslage nach dem Zieleinlauf. "Wir haben immer wieder zu Haile zurückgeschaut. Aber er war heute müde. Außerdem hat er die Verletzung, deshalb ist es schwierig für ihn gewesen, mit uns mitzulaufen." Gefragt, ob er nach diesem Sieg immer noch plane, auch die 5000 Meter zu laufen, antwortete er kurz und knapp: "Selbstverständlich!"
Als bester Kenianer fand sich John Cheruiyot Korir in 27:41,91 Minuten hinter dem fünftplatzierten Haile Gebrselassie (27:27,70 min) auf Platz sechs wieder. Ismail Sghyr (Frankreich), Europameister José Manuel Martinez (Spanien) und Kamiel Maase (Niederlande), die drei Europäer im 24 Läufer starken Feld, erreichten das Ziel auf den Rängen acht, neun und 14.
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