Wiedersehen in Ulm in zwei Jahren?
Yvonne Buschbaum hatte die 4,70 Meter auflegen lassen, die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm waren noch nicht ganz zu Ende, da bat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am späten Sonntagnachmittag zu einer Abschlusspressekonferenz, um sportlich und organisatorisch Bilanz zu ziehen.
Das Ulmer Donaustadion war gut besucht (Foto: Gantenberg)
Stimmungsvolle Meisterschaften sind es für den DLV-Vizepräsidenten Leistungssport Rüdiger Nickel gewesen, ganz abgesehen von einem Wetter wie es idealer nicht mehr geht. Von den Zuschauern im Donaustadion könne sich so manches Publikum eine Scheibe abschneiden. Siegfried Schonert, Veranstaltungsmanager beim DLV pflichtete ihm bei: "Die jeweils 13.000 Leichtathletikfans am Samstag und Sonntag haben für eine leistungsfördernde Stimmung gesorgt." Athleten wie Astrid Kumbernuss, Lars Riedel ("Genau das richtige Stadion für eine Deutsche Meisterschaft"), Yvonne Buschbaum oder Annika Becker wünschen sich bald wieder nationale Titelkämpfe im schönen Donaustadion.
"Wenn wir gerufen werden, sind wir bereit"
Wie viele Athleten zog auch der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner eine positive Bilanz des Wochenendes. Alles habe wunderbar geklappt und Ulm würde sehr gerne als Veranstalter weiterer Meisterschaften zur Verfügung stehen, nachdem rund eine Million Euro in die Anlage gesteckt worden war.
Wenn es nach ihm ginge, sollte der DLV sich auf drei bis vier Veranstaltungsorte festlegen, die sich dann jährlich abwechseln. Vorteil für die jeweiligen Städte: Sie haben Planungssicherheit, können langfristig Partner gewinnen und öffentliche Investitionen ohne Abstriche rechtfertigen.
Rotation statt Proporz
Eine Abkehr vom bisherigen Turnus, bei dem es nach Proporz ging, kann sich auch Rüdiger Nickel gut vorstellen, da Investitions- und Planungssicherheit so viel besser gegeben seien. Wo die Deutschen Meisterschaften im Jahr 2005 ausgetragen werden – für 2004 steht Braunschweig bereits fest – wollte und konnte er allerdings nicht verraten. Interesse haben Bochum-Wattenscheid und Ulm signalisiert. Der Verbandsrat des DLV wird sich im Herbst mit dieser Frage auseinandersetzen. Siegfried Schonert nannte die Kriterien, die man bei seiner Entscheidung berücksichtigen wird: Publikum, Bahn und Anlage sowie das wirtschaftliche Ergebnis.
Faire Schwaben
Der Ulmer Lokalmatador Ralf Leberer hatte die Meisterschaften verletzungsbedingt nicht als teilnehmender Athlet, sondern als "Deutschlands schnellster Flash-Interviewer" für das Team von leichtathletik.de miterlebt. Er war positiv überrascht, dass so viele Ulmer trotz Cityfest und Rudercup den Weg ins Donaustadion gefunden hatten.
Auch wenn außer der 4x100 Meter-Staffel des SSV Ulm nur wenige wirkliche Lokalmatadoren am Start waren, erwiesen sich die "erweiterten", also Yvonne Buschbaum und Dieter Baumann, als wahre Publikumsmagneten. Ralf Leberer empfand das Publikum als sehr fair. Ganz im Gegensatz zu Tim Lobinger, der sich darüber beschwerte, dass seine Sprünge und sein Sieg total untergingen, da der Siegeslauf von Dieter Baumann zur gleichen Zeit ausgiebig beklatscht wurde.
"Bis zum nächsten Mal sind die Hubbel weg"
Das 19.000 Zuschauer fassende Donaustadion ist ein Stadion der kurzen Wege für die Athleten – Einlaufplatz, Callroom und das Stadion selbst liegen sehr nahe beieinander. Es besitzt eine überdachte Gegentribüne, was eine lautstarke Unterstützung aller Wettbewerbe und der 400-Meter-Runde zu jedem Zeitpunkt möglich macht.
Oberbürgermeister Ivo Gönner versprach auch, die Unebenheiten in der Anlaufbahn des Stabhochsprungs bis zu den nächsten Meisterschaften zu beheben. Einige Athleten, vor allem der mit einem "Salto Nullo" ausgeschiedene Lars Börgeling, hatten sich darüber beklagt.
Laut Siegfried Schonert liegen diese Unebenheiten jedoch im Rahmen der zulässigen Toleranzen. Oder um es mit dem Worten von Yvonne Buschbaum zu sagen: "Der Knick in der Bahn hat mich weniger gestört. Schließlich sind es gleiche Bedingungen für alle." Sie sprang trotzdem 4,70 Meter. Vielleicht geht es in zwei Jahren ja noch höher.
Ulrike Philipp