Wieso Weihnachten nicht laufen?
Ich erinnere mich noch sehr gut an die jedes Jahr wiederkehrenden Diskussionen in der Familie, wenn ich als damals jugendlicher Langstreckler über die Festtage Laufkilometer herunterspulen wollte: "Dein Laufen ist ja gut und schön, aber an Weihnachten muss es nun wirklich nicht sein. Oder wenigstens nicht an Heiligabend!"
Wieso Weihnachten nicht laufen? (Foto: Dahms)
Als abschreckendes Beispiel musste Ludwig Müller, der beste Langstreckler meiner Heimatstadt Wesel, herhalten. Ein sensationeller Doppelerfolg beim Länderkampf gegen die Sowjetunion 1958 über 5.000 und 10.000 Meter hatte ihm den Beinamen "Held von Augsburg" eingebracht. Meine Eltern hatten den Topläufer noch dann laufend auf der Straße beobachtet, als in nahezu allen Wohnungen die Kerzen schon am Weihnachtsbaum brannten. Meine Antwort damals und heute: Gerade das Weihnachtsfest ist eine ideale Zeit zum Laufen, zum Trainieren. Zum einen bilden diese Trainingskilometer an den feierlichen Tagen ein ideales Mittel gegen den Weihnachtsspeck, gegen die vielen süßen Leckereinen und fetten Soßen.
Weihnachtliches Trainingslager
Zum anderen bieten sich die Festtage an, weil der berufstätige Läufer zusätzliche Trainingszeit im hellen Tageslicht erhält. Ganz besonders günstig für Arbeitnehmer und Läufer gleichermaßen präsentiert sich das Jahr 2002. In den kommenden zwei Wochen verliert das Thema "Training im Dunkeln" für Jogger und engagierte Breitensportler seinen Schrecken. Wer seine Trainingseinheiten geschickt legt, der kann die festlichen Tage ohne Probleme zu einem weihnachtlichen "Trainingslager" ausbauen.
Um die günstigen Bedingungen zu nutzen, ist es auch für den Breitensportler sinnvoll, in den kommenden zwei Wochen den Trainingsumfang spürbar zu steigern. Nicht angesagt ist ein klassisches Stoßtraining, bei dem der Läufer das Training auch qualitativ verschärft, um in Form zu kommen. Denn für die Entwicklung einer Topform zu den Frühjahrsläufen bleibt noch viel Zeit. Unbedingt muss deshalb auf eine solche frühe Phase mit hohen Kilometerumfängen – egal in welchem Leistungsbereich - eine ruhigere Trainingsphase im Januar folgen. Das aber wird den meisten von uns nicht schwer fallen, ist es doch dann besonders kalt und dunkel.
Jetzt ist Läuferzeit!
Wer Heiligabend und Silvester wenigstens halbtags frei hat, der kann in den 16 Tagen vom 21.12.2002 bis zum 5.1.2003 an elf Tagen im Hellen trainieren! Die winterliche Vieltrainings-Phase beginnt mit dem Wochenende 21. und 22. Dezember. Im Hellen werden wie an jedem Wochenende, die Trainingskilometer abgespult, die als Grundlage für das kommende Frühjahr gelten sollen.
Es folgt ein Erholungstag am Montag, an dem einige nach Dienstschluss sicherlich noch in die Geschäfte hasten werden, um unter dem Weihnachtsbaum komplett zu sein. Dann kann über die Weihnachtsfeiertage schon der nächste Trainingsblock über drei Tage angegangen werden. Da die Festlichkeiten am Heiligabend ja erst spät beginnen, dürfte für die meisten ein nachmittägliches Training kein Problem sein. Nach der ganzen Hektik der letzten Wochen ist es plötzlich ruhig. Jetzt ist Läuferzeit!
Eine knappe Stunde loseisen...
Es muss ja nicht der ganz lange Lauf am ersten Weihnachtstag sein. Eine knappe Stunde sollte sich jeder der eigenen Gesundheit und des Trainingserfolges wegen von den Familienfeiern loseisen können und im Wald tief durchatmen. Arbeit und einkaufen lauten die Prioritäten dann am Freitag. Nur die ausgesprochenen Leistungssportler, die sechsmal oder häufiger in der Woche trainieren, die dürfen die Füße nicht hochlegen.
Und schon ist das nächste Trainingswochenende erreicht mit zwei weiteren Trainingseinheiten im Hellen. Kilometersammeln bleibt weiterhin das Motto. Der Blick sollte nicht ängstlich zum anstehenden Silvesterlauf schweifen. Denn der ist eine willkommene Abwechslung, aber längst kein Wettkampf-Höhepunkt mit Bestzeit-Ambitionen. Doch dazu mehr an dieser Stelle in einer Woche.