Willi Holdorf erlitt Schlaganfall
Große Sorge um Willi Holdorf: Deutschlands erster Zehnkampf-Olympiasieger erlitt vor zwei Wochen seinen zweiten Schlaganfall. „Die Ärzte haben festgestellt, dass die Halsschlagader zu war. Der erste Anfall vor sechs Jahren war aber wesentlich schwerer“, sagte Willi Holdorf dem Sport-Informations-Dienst (sid) und bestätigte einen Bericht der Bild-Zeitung.
Willi Holdorf bemerkte nachts im Bett, dass sein Arm plötzlich taub wurde. Seine Frau Sabine alarmierte den Notarzt. Nach einer einwöchigen Behandlung in der Uniklinik Kiel ist der 68-Jährige seit vergangenem Samstag wieder daheim und versucht sich zu erholen.„Man macht sich schon Gedanken, wo das herkommt. Die Ärzte meinen, es wären die Gene. Meine Frau sagt, es wäre der Stress. Vielleicht ist es etwas von beidem und ich sollte etwas kürzer treten. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich wirklich unter Stress stehe“, erklärte Willi Holdorf. Er arbeitet immer noch als Repräsentant von adidas und ist Gesellschafter des deutschen Handball-Meisters THW Kiel.
Willi Holdorf hatte 1964 in Tokio Zehnkampf Gold gewonnen. Die Bilder vom Finale blieben unvergesslich: Nach der Devise Gold oder Kollaps taumelte er am 20. Oktober völlig erschöpft nach 1.500 Metern über die Zielgerade.
In vielen Sportarten aktiv
In seiner Sportkarriere war Willi Holdorf auf etlichen Ebenen erfolgreich. Als Knirps fiel er als pfeilschneller Torjäger von Fortuna Glückstadt auf. Mit 19 wurde er Deutscher Juniorenmeister im Zehnkampf. Daneben stand er im Handballtor des MTV Herzhorn. Nach dem Wechsel zu Bayer Leverkusen förderten Bert Sumser und Friedel Schirmer sein Leichtathletik-Talent.
Willi Holdorf wurde 1961 und 1963 (deutscher Rekord mit 8.085 Punkten) Deutscher Meister im Zehnkampf und 1962 über 200 Meter Hürden, in der Halle war er über 60 Meter Vizemeister. Nach dem Metier-Wechsel zum Bobsport („Beim ersten Trainingslauf hatte ich mordsmäßig Schiss“) wurde er mit Horst Floth 1973 im Zweier Vize-Europameister und im Vierer WM-Vierter.
Der gelernte Starkstromelektriker war nach Ende seines Diplom-Sportstudiums (1966) an einem Gymnasium tätig, verkaufte als Makler zwischenzeitlich Häuser. Als Sprint- und Sprung-Trainer bei Bayer Leverkusen und dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) führte er Hürdenläufer Günter Nickel in die Weltklasse und Klaus Schiprowski 1968 in Mexiko-Stadt zu Olympia-Silber mit dem Stab. Willi Holdorf trimmte zur Zeit von Daviscup-Kapitän Wilhelm Bungert die Kondition der deutschen Tennis-Asse, arbeitete sich mit dem Fußball-Lehrer-Diplom hoch bis in die Bundesliga, konnte aber 1973/74 den Abstieg von Fortuna Köln nicht verhindern.
Quelle: Sport-Informations-Dienst