Wilson Kipketer weist David Rudisha den Weg
Auch wenn ihm David Rudisha seinen 800-Meter-Weltrekord abgejagt hat, weiß Wilson Kipketer, was er in seiner Karriere geleistet hat. „Ich halte immer noch zwei Hallen-Weltrekorde, ich war zehn Jahre an der Weltspitze, bin dreimal Weltmeister geworden“, pochte der Wahl-Däne am Freitag in Split (Kroatien) auf seine Meriten als wollte er sagen: Das soll mir erst einmal jemand nachmachen.
Auch David Rudisha muss ihm das erst einmal nachmachen. So hatte der 39-jährige Wilson Kipketer beim ersten Wiedersehen nach dem Verlust seiner Weltbestmarke auch gleich einen Ratschlag für seinen früheren Landsmann aus Kenia parat: „Es geht darum etwas zu gewinnen. Es ist noch ein langer Weg, den er gehen muss.“David Rudisha nahm diesen Rat voller Respekt an. Das hat er schon einmal getan. Der 21-Jährige erinnerte sich und war dabei voller Dankbarkeit: „Wilson war an unsere High School in Eldoret gekommen und er hat mir damals wirklich Mut gemacht. Er hat mir gesagt, dass ich hart trainieren soll und dass ich die Fähigkeit habe, den Weltrekord zu brechen. Ich habe ihm damals mein Versprechen gegeben.“
Versprechen eingelöst
Dieses Versprechen hatte David Rudisha am 22. August in Berlin eingelöst. In 1:41,09 Minuten ist er dort die 800 Meter gelaufen, zwei Hundertstel schneller als Wilson Kipketer vor 13 Jahren in Köln. Vor einer Woche setzte der Afrikameister in Rieti (Italien) mit einem neuen Weltrekord von 1:41,01 Minuten noch etwas drauf.
Analysiert haben die beiden Mittelstrecken-Asse ihre Läufe jeweils aus der Ferne - auf YouTube. „Die ersten 400 Meter in 48 Sekunden zu laufen, das ist wirklich stark“, sagte Wilson Kipketer. „Ich habe vorhergesehen, dass David den Weltrekord brechen kann.“
Und David Rudisha, der noch einen jüngeren Bruder hat, der ihm nacheifert, guckte sich die passende Strategie auch auf YouTube aus, als er den Weltrekordlauf seines Idols unter die Lupe nahm. „Die Zwischenzeit war 49,0. Ich wusste, wenn ich die ersten 400 Meter in 48 Sekunden laufe, kann ich dem Weltrekord nahe kommen. Dafür habe ich trainiert, das war mein Plan in diesem Jahr.“ Der Plan ging auf.
Von der Spitze weg
Ein weiterer Weltrekord am Sonntag (5. September) in Split wäre zuviel verlangt. Aber ein qualitativ gutes Rennen will David Rudisha auch beim Continental Cup wieder zeigen und dabei nichts dem Zufall überlassen. „Ich fühle mich immer noch stark, wahrscheinlich laufe ich von der Spitze.“
Und da genau liegt der Unterschied zwischen den beiden. Während Wilson Kipketer gerne von hinten kam, ist David Rudisha ein Frontrunner. Der Beste der Welt, das steht seit zwei Wochen außer Frage. Nur die Frage für wie lange er der Beste der Welt ist, die will Wilson Kipketer noch beantwortet haben. In frühestens zehn Jahren.