| Interview-Serie

#Wintermotivation: Insider-Tipps von… Raphael Holzdeppe

Die Urlaubsphase ist längst vorbei, die Vorbereitung auf die nächste Saison läuft auf Hochtouren. Ausdauer und Kraft: In diesen Monaten werden mit Schweißperlen auf der Stirn die Grundlagen für das WM-Jahr 2017 geschaffen. Welche motivierenden Tipps die Topathleten für das Wintertraining haben? Wir haben nachgefragt. Heute bei: Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken).
Pamela Ruprecht

Wie motivieren Sie sich nach der langen Saisonpause für das intensive Grundlagentraining?

Grundmotivation ist bei mir eigentlich immer vorhanden. Natürlich ist es immer schwierig morgens früh aufzustehen und den Weg in die Trainingshalle zu finden, wenn die grauen Herbsttage anfangen. Aber meine große Motivation ist, mir vor Augen zu führen, was ich im kommenden Jahr alles für Ziele habe und dass ich dafür natürlich mein Training absolvieren muss. 

Auf welche Übung schwören Sie momentan am meisten und warum?

Jetzt beginnt die Phase, in der ich anfange technische Aspekte zu ändern. Am Anfang ging es für mich darum, die allgemeine Fitness wiederherzustellen. Bei mir ist das dann Ganzkörper-Training. Ich lege viel Wert darauf, nicht nur Training mit Gewichten zu machen, sondern auf Übungen, in denen ich das eigene Körpergewicht bewegen muss. Besonders wichtig sind mir Bauch- und Rückenübungen. Damit minimiere ich die Verletzungsanfälligkeit.

Welche Übung bringt Sie zur Verzweiflung und warum ziehen Sie sie trotzdem durch?

Kniebeugen waren bei mir schon immer eine Hass-Liebe. Tiefe Kniebeugen im Kraftraum – die habe ich noch nie wirklich gerne gemacht. Aber ich weiß, was sie mir bringen, ich weiß, wie sie mich nach vorne bringen. Da gibt es wirklich nur eins: Augen zu und durch.

Was ist der beste Anfeuerungsspruch Ihres Trainers Andrei Tivontchik beim Krafttraining oder bei Tempoläufen?

Komm schon!

Was macht Ihnen im Training derzeit am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht mir im Moment – aber auch schon die ganzen letzten Jahre – wirklich Stabhoch zu springen. Das ist für mich einfach das Beste. Alles andere mache ich auch gerne: Krafttraining und Läufe, ob jetzt lange oder kurze, langsamere oder schnellere Läufe. Aber am liebsten stehe ich auf der Bahn und versuche, so hoch wie möglich zu springen. Damit habe ich vor zwei, drei Wochen angefangen, als der allgemeine Fitness-Zustand dafür wieder bereit war. Das hat sich so entwickelt wie in den letzten Jahren auch: Erst stehen drei bis vier Wochen Fitness auf dem Plan, und dann fange ich an zu springen.

Haben Sie während des Trainings auch konkrete Ziele für die nächste Saison im Kopf?

Auf jeden Fall. Ich muss sagen, ich mag die Sommersaison mehr als die Hallensaison. Was nicht heißt, dass ich die Hallensaison überhaupt nicht mag – ich bestreite generell gerne Wettkämpfe. Wenn ich mir aber aussuchen müsste, ob ich drinnen oder draußen springe, dann würde ich immer draußen bevorzugen. Dementsprechend habe ich mein ganzes Jahr auf den Sommer ausgerichtet. Aber natürlich haben wir die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig und die Hallen-Europameisterschaften in Serbien. Dort würde ich gerne zum zweiten Mal in meiner Karriere bei einer Hallen-EM starten. Ich habe es draußen häufig geschafft, auf dem Podest zu stehen und eine Medaille zu gewinnen. Das erste Saisonziel ist daher, das kommenden Winter auch in der Halle zu schaffen. Das große Ziel für das nächste Jahr ist aber die WM in London: 2013 bin ich Weltmeister geworden. 2015 Vize-Weltmeister. 2017 möchte ich meinen Titel wieder zurückhaben.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie sich so richtig ausgepowert haben, und wie entspannen Sie nach einer anstrengenden Einheit?

Wenn ich mich richtig ausgepowert habe, habe ich immer ein sehr gutes Gefühl. Wenn ich mich nicht richtig verausgabt habe, dann habe ich nicht alles gegeben im Training. Das Auspowern gehört einfach dazu, da weiß ich: Ich bin auf dem richtigen Weg, ich habe an diesem Tag genau das Richtige getan! Den Tag lasse ich auf der Couch ausklingen, ich schaue einfach einen Film und versuche, mich dabei ein bisschen zu entspannen, um dann am nächsten Tag das Ganze wieder von Neuem zu beginnen.

Welchen Tipp haben Sie für andere Athleten?

Was ich persönlich als Motivation sehe und was ich immer versuche: mir meine Ziele immer wieder vor Augen zu führen. Ich weiß selbst, wie schwer das Training manchmal fällt: Es ist draußen kälter, es wird früher dunkel. Wenn man aufsteht, ist es immer noch dunkel. Es regnet vielleicht auch noch. Das sind die Momente, in denen man am liebsten im Bett liegen bleiben würde und darauf hofft, dass das Wetter am nächsten Tag wieder besser ist. Aber genau in diesen Momenten muss man sich die Ziele, die man sich fürs nächste Jahr gesteckt hat, wieder vor Augen halten. In dem Wissen, dass man, um diese Ziele zu erreichen, auch eine gewisse Arbeit leisten muss. Damit kommt die Motivation wieder und man schafft es, aufzustehen und den Trainingsplan durchzuziehen – auch wenn das Wetter morgens nicht schön ist und obwohl man noch Muskelkater vom Tag vorher hat.

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