Wird der Kubaner Robles bald Franzose?
Kaum jemand flitzte so rasant über die Hürden wie Dayron Robles. Der einstige Weltrekordler ist für Kuba ein Politikum geworden, 2016 in Rio startet der 26-Jährige möglicherweise für Frankreich.
Läuft Dayron Robles bald für Frankreich? (Foto: Chai)
Vor fünf Jahren hatte Kubas Leichtathletik-Star Dayron
Robles seine olympische Goldmedaille noch Fidel Castro gewidmet. Doch
der frühere Weltrekordler über 110 Meter Hürden ist im sozialistischen
Kuba in Ungnade gefallen. Während bei den Weltmeisterschaften in Moskau
(Russland) der Amerikaner David Oliver den Titel gewann, hielt sich
Robles in Monaco auf und ist nur hinter den Kulissen ein Thema. Der
26-Jährige will versuchen, bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro
(Brasilien) für Frankreich zu starten - die diplomatischen und
bürokratischen Hürden aber sind hoch.Ein Sprecher des französischen Leichtathletik-Verbandes FFA bestätigte am Rande der WM, „dass es Annäherungen gegeben hat“. Aber man lasse nichts Offizielles verlautbaren. Der Weg vom Compañero zum Monsieur wäre nicht einfach für Robles - zudem läuft dem Hürdenflitzer im Hinblick auf Rio die Zeit davon: Die Regeln des Weltverbandes IAAF erlauben einen Nationalitätenwechsel nach drei Jahren, wenn sich der abgebende Verband sträubt. Und Kuba hat überhaupt kein Interesse, Robles entgegenzukommen.
Aus disziplinarischen Gründen für Kuba gesperrt
Der in Guantánamo geborene Sprinter war es offenbar Leid, sich dem Amateurgehabe und den strengen Regeln seines Verbandes, der immer noch die Startgelder seiner Athleten einfordert, zu unterwerfen. Im Januar kündigte Robles eine Pause an, im Juni startete er mit der Clublizenz des AS Monaco überraschend beim Sportfest in Turin (Italien). Da platzte den Funktionären in Kuba der Kragen. „Aus disziplinarischen und ethischen Gründen“ dürfe er nicht mehr bei internationalen Wettkämpfen für sein Land antreten, erklärte Verbandschef Alberto Juantorena.
Der stellvertretende Sportminister und Olympiasieger über 400 und 800 Meter von 1976 lässt sich nur ungern auf den Fall Robles ansprechen: „Das mit Dayron tut uns wirklich leid. Ein Projekt ist verloren gegangen. Wer hat denn Dayron Robles groß gemacht? Kuba. Von da an, als er ein kleiner Schuljunge war, bis zum Olympiasieger“, sagte Juantorena am Rande der WM.
Unter den Top-Ten
Robles rannte Anfang Juli noch in Sotteville-lès-Rouen (Frankreich), mit seinen 13,18 Sekunden gehört er wieder zu den Top Ten der Welt. Am 12. Juni 2008 hatte er in Ostrava (Tschechische Republik) den Weltrekord auf 12,87 Sekunden verbessert - der Amerikaner Aries Merritt ist inzwischen 12,80 gelaufen -, kam aber 2012 in London nach einer Muskelverletzung nicht ins Finale. Weltmeister im Lushniki-Stadion wurde diese Woche David Oliver aus den USA.
Robles Landsmann Orlando Ortega fuhr mit der weltweit drittbesten Zeit des Jahres (13,08) nach Moskau. Doch der Olympia-Sechste von London (Großbritannien) verpasste den Endlauf. Er wurde zuvor vom kubanischen Verband sanktioniert, weil er in Turin ohne Erlaubnis gegen Robles angetreten war, und musste zwei Monate alleine trainieren. „Das hat mich sehr, sehr, sehr beeinträchtigt. Und hier kann man das Ergebnis der letzten zwei Monate sehen“, sagte er. „Ehrlich gesagt, war das eine sehr ungerechte Sanktion - und das weiß ganz Kuba.“
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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