| Internationale Studie

Wissenschaftliche Untersuchung mit Weitspringer Markus Rehm

Für die Inhalte einer japanischen TV-Sendung startet in Kürze eine wissenschaftliche Untersuchung des unterschenkelamputierten Weitspringers und Paralympics-Siegers Markus Rehm. Dies teilte die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) am Dienstag mit. Für die Sendung soll vor allem geklärt werden, warum der Leverkusener so viel weiter als andere Athleten mit vergleichbarer Behinderung springt und auch mit den besten Springern der Welt ohne Behinderung mithalten kann. Der 27-Jährige hält mit 8,40 Metern den Weltrekord seiner Klasse.
pm/dpa/pr

Im Anschluss an die Sendung möchten die Wissenschaftler objektive Erkenntnisse herausarbeiten: Sind Markus Rehms Leistungen mit denen nicht gehandicapter Athleten vergleichbar? Oder liegt der unter anderem vom Weltverband IAAF unterstellte Vorteil durch die Prothese vor? Für weitere Studien stellt der japanische Sender den Wissenschaftlern die erlangten Daten aus der Sendung zur Verfügung.

Die internationale Studie wird vom Institut für Biomechanik und Orthopädie der Deutschen Sporthochschule Köln (Prof. Dr. Wolfgang Potthast), dem “National Institute of Advanced Industrial Science and Technology”, Human Informatics Research Institute, in Tokyo (Japan; Dr. Hiroaki Hobara) und der University of Colorado Boulder, Department of Integrative Physiology, in Boulder/Colorado (USA; Dr. Alena M Grabowski) durchgeführt.

Hoffnung auf Doppel-Start in Rio

Markus Rehm und auch der Deutsche Behindertensportverband (BDS) erhoffen sich aus den Ergebnissen die dringend benötigte Klarheit darüber, ob ein gemeinsamer Start bei nationalen und internationalen Leichtathletik-Wettkämpfen in Zukunft möglich sein wird. Inzwischen läuft dem 27-Jährigen die Zeit davon: Die Ergebnisse der Studie sollen Anfang Juni in Köln präsentiert werden, im August ist Olympia-Start in Rio (Brasilien).

Olympische Spiele wären für Sportler mit Handicap "eine gute Plattform, um den Leuten zu zeigen, dass auch wir großartige Athleten sind", sagte Rehm der Deutschen Presse-Agentur. "Die Hoffnung bleibt nach wie vor", versicherte der Schützling von Trainerin Steffi Nerius. "Ich nehme das wirklich ernst und will ein Zeichen setzen."

IAAF-Entscheidung im Juni

Gut möglich, dass der unterschenkelamputierte Weitspringer in Rio sogar zweimal abhebt. Rehm hofft auf einen Doppelstart bei Olympia und den folgenden Paralympics. Die Crux: Der Orthopädiemechaniker-Meister muss selbst beweisen, dass er durch seine Hightech-Prothese keine Vorteile vor nicht gehandicapten Weitspringern hat. Rehm war 2012 in London (Großbritannien) Paralympics-Sieger und hält in seiner Startklasse T/F 44 auch den Weltrekord (8,40 m).

Die IAAF hat kürzlich zu diesem Thema eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich am Mittwoch in Monte Carlo (Monaco) zum ersten Mal trifft. Dem Gremium gehört auch Gerhard Janetzky an, im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) für Inklusion zuständig. "Es kann keine Lex Rehm geben, sondern nur eine allgemeingültige Regel für alle durch eine Prothese gehandicapten Athleten", sagte der ehemalige ISTAF-Manager Janetzky am Dienstag. Eine endgültige Entscheidung will das IAAF-Council im Juni fällen.

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa)

Mehr:

<link news:46897>"Prothesen-Weitspringer": IAAF gründet Arbeitsgruppe
<link news:46673>Markus Rehm: Für Olympia-Start notfalls vor Gericht

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024