| Olympische Spiele 2016

Wlodarczyk in eigenen Sphären – Kein Happy-End für Heidler

Weltrekord und Olympia-Gold, Anita Wlodarczyk hat dem Olympia-Finale im Hammerwerfen in Rio am Montag ihren Stempel aufgedrückt. Betty Heidler wurde im sechsten Durchgang noch von Bronze auf Rang vier verdrängt.
Jan-Henner Reitze / Silke Morrissey

Schleppend ging das Hammerwurf-Finale am Montag in Rio los. Die Athletinnen hatten zur ungewohnten Stunde am Vormittag Probleme in Schwung zu kommen. Viele Hämmer streiften das Netz des Wurfkäfigs. Auch Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) brauchte bis Runde fünf, um mit 73,71 Metern in ihrem letzten großen internationalen Finale eine Weite in Richtung ihrer Saisonbestleistung (75,77 m) ins Feld zu setzen.

Mit dieser Weite schob sich die 32-Jährige auf den dritten Rang und das Zittern begann, nachdem im abschließenden Durchgang keine weitere Steigerung mehr gelang. Zalina Marghieva (Moldavien) konnte ebenfalls nichts mehr draufpacken und blieb mit ihrem besten Wurf (73,50 m) hinter der Deutschen Meisterin. Dann trat mit Sophie Hitchon die letzte Konkurrentin in den Ring, die Betty Heidler Edelmetall noch entreißen konnte. Und die Britin tat es. Landesrekord, 74,54 Meter und Bronze. 

Die DLV-Athletin fügte ihrer langen, erfolgreichen Karriere damit ein weiteres dramatisches Kapitel hinzu, leider ohne Happy-End. Gleichzeitig schloss sich in Rio ein Kreis: Schon vor zwölf Jahren war Betty Heidler bei ihren ersten Olympischen Spielen in Athen (Griechenland) Vierte geworden, damals im Alter von 20 Jahren und mit deutschem Rekord (72,73 m). Seitdem hat sie sechs internationale Medaillen gewonnen, darunter WM-Gold 2007 und EM-Gold 2010. Zum Ende der Saison wird die Frankfurterin ihre Karriere beenden.

Weltrekord durch Anita Wlodarczyk

Völlig unbeeindruckt von den Bedingungen und der frühen Stunde war die große Favoritin: Anita Wlordarczyk schleuderte den Hammer auch in Rio über die 80-Meter-Marke, und das gleich dreimal. Mit 82,29 Metern strich sie auch ihren eigenen Weltrekord aus den Statistiken. Nochmal eine Steigerung der alten Bestmarke (81,08 m) um mehr als einen Meter. Erstmals durfte sich die Polin als Olympiasiegerin feiern lassen – Welt- und Europameisterin ist sie bereits.

Der Silberrang war ebenso fest in der Hand der Chinesin Wenxiu Zhang, die in ihrem besten Versuch 76,75 Meter erzielte und den Hammer in zwei weiteren Würfen jenseits der 75-Meter-Marke einschlagen ließ.

STIMME ZUM WETTBEWERB

Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt)
Ich bin nicht unglücklich – aber ich könnte glücklicher sein. Vierter Platz bei meinen ersten Olympischen Spielen in Athen, vierter Platz hier in Rio, irgendwie schließt sich ein Kreis. Damals war ich unbeschwerter, da bin ich mit deutschem Rekord überraschend Vierte geworden. Hier war die Zielsetzung eine andere, da war mehr Druck dahinter, ich habe schon auf eine Medaille hingearbeitet. Im sechsten Versuch vom Bronzeplatz verdrängt zu werden ist natürlich nicht schön. Aber ich hätte ja vorher weiter werfen können. Ein olympisches Finale ist kein Wald- und Wiesen-Sportfest, wir haben drei verdiente Medaillengewinnerinnen gesehen. Bei mir hat das Timing nicht gepasst, der Oberkörper war schneller als die Beine. Der Weltrekord von Anita Wlodarczyk war für mich keine Überraschung, wenn man gesehen hat, wie sie die Saison über geworfen hat. Jetzt hat sie einmal richtig aufgedreht, dann kommt das dabei heraus. Wie es mir geht kurz vor meinem Karriere-Ende? Ich freue mich einfach, dass ich es bis hierhin geschafft habe, dass ich Spuren hinterlassen konnte in der Welt des Hammerwurfs. Ich hätte gerne in meiner Heimatstadt Berlin beim ISTAF meinen letzten Wettkampf absolviert, aber der Wettbewerb ist nicht im Programm. Jetzt starte ich noch mal in Warschau und dann auf Borkum – da kommen auch viele Freunde mit. Anschließend muss ich erst mal runterkommen und mich mit meinem Arbeitgeber, der Bundespolizei, zusammensetzen. Ich will gucken, wie ich meine Arbeit mit meinem Jura-Studium vereinbaren kann. Nach der Karriere werde ich den Hammer nicht mehr in die Hand nehmen. Es gibt dann einfach Dinge, die ich nicht mehr wieder machen werde, aber das ist auch in Ordnung so.

 

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