Der Interview-Marathon des Europameisters Ingo Schultz
"Das ist Wahnsinn", kommentierte Ingo Schultz seine Goldmedaille - die erste für das deutsche Team bei den 18. Europameisterschaften in München. Das Rennen über 400 Meter beendete er nach 45,15 Sekunden, für die Ehrenrunde benötigte der neue Europameister von der LG Olympia Dortmund zehn Minuten. Anschließend begann für Ingo Schultz, der neben der deutschen Fahne eine Rose bei sich trug, ein richtiger Interview-Marathon. Die wichtigsten Fragen und Antworten hat leichtathletik.de zusammengetragen.
Ein glücklicher Ingo Schultz bei der Pressekonferenz (Foto: Gantenberg)
Schildern Sie doch Ihre Gedanken auf der Siegertreppe...Ingo Schultz:
"Das Größte, das man im Sport erreichen kann, ist, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Ich habe dies geschafft und war einfach überwältigt. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, einfach ein Gänsehaut-Feeling."
Sie sind wohl die längste Ehrenrunde Ihres Lebens gelaufen. Waren Sie so erschöpft?
Ingo Schultz:
"Dies war wohl das erste 800 Meter-Rennen in meinem Leben. Ich war zum einen natürlich kaputt, wollte aber auch diese großartige Atmosphäre einfach in Ruhe genießen."
Innerhalb einer Woche gab es jetzt zwei Goldmedaillen für Sie und Ihre Freundin Antje Buschschulte. Sie sind derzeit offenbar das deutsche Sportpaar schlechthin?
Ingo Schultz:
"Offensichtlich ja. Aber wir haben uns natürlich getrennt vorbereitet. Antje hat vorgelegt, ich war im Zugzwang und habe jetzt nachgezogen."
Sie waren letzte Woche in Berlin bei den Schwimm-Europameisterschaften. Wie sieht Ihr Vergleich aus?
Ingo Schultz:
"Die beiden Veranstaltungen sind schwer zu vergleichen. In Berlin waren täglich 5.000 Zuschauer dabei, hier sind es fast 50.000 Zuschauer und die Stimmung in München ist fantastisch."
Wie würden Sie Ihre Entwicklung seit den Weltmeisterschaften in Edmonton bis zur EM in München einschätzen?
Ingo Schultz:
"Vom Underdog zum EM-Favoriten, würde ich sagen. Natürlich haben wir nach dem WM-Silber gefeiert und ich benötigte Zeit, um wieder in Tritt zu kommen. Jetzt bin ich gut gelaufen Europameister."
Also alles bestens bei Ingo Schultz?
Ingo Schultz:
"Nicht ganz. Ich hatte mir in der letzten Woche einen Infekt eingefangen. Ich musste Medikamente nehmen und Arzt und Physiotherapeuten haben mich wieder hochgebracht. Nach dem Halbfinale war ich platt und habe Schlafmittel genommen. So konnte ich acht Stunden durchschlafen."
Was würden Sie höher einschätzen: WM-Silber oder EM-Gold?
Ingo Schultz:
"Von der Zeit her war die Leistung in Edmonton mehr wert, aber es ist natürlich ein Unterschied, ob man am Ende als Zweiter oder als Sieger durch's Ziel läuft. Man will halt vor allem gewinnen."
Ist der 400 Meter-Europarekord von Thomas Schönlebe (44,32 Sekunden) ein Ziel in den nächsten zwei Jahren?
Ingo Schultz:
"Ein Europarekord ist schwer zu planen. Dieser Rekord wird früher oder später fallen. Ich bin vor allem ein Wettkampftyp und da geht's vor allem um die Platzierung."
Welche Rennen stehen noch an?
Ingo Schultz:
"Zunächst die Staffel am Wochenende. Fest ist mein Start in London. Ich würde gerne beim Istaf in Berlin laufen, aber das ist noch offen."