Es sind nur noch 24 Hälse zu behängen
Nur noch 24 Goldmedaillen liegen in dem Tresor tief in den Katakomben des Münchner Olympiastadions – 38 Mal ist das Edelmetall bereits um den Hals eines Europameisters gehängt worden. Am letzten Tag der 18. Leichtathletik Europameisterschaften stehen noch 13 Entscheidungen aus. Die deutschen Medaillenhoffnungen liegen dabei in der starken Pranke eines Westdeutschen, in den spurtstarken Waden eines Thüringers sowie in den 16 Händen schneller Sprinter und Sprinterinnen.
Bringt Möllenbecks starke Pranke die erste Medaille des Tages? (Foto: Kiefner)
Wollen wir erst einmal aufklären von welcher Pranke die Rede ist: Michael Möllenbeck heißt der Mann, den am Sonntag um 16.00 Uhr ein vollbesetztes Olympiastadion rhythmisch zum Sieg klatschen will. Nur vier Europäer haben den Diskus in dieser Saison weiter geschleudert als Möllenbeck. Ein Platz auf dem Treppchen könnte da schon drin sein.Spurtstarke Waden im 800-Meter-Finale
Spurtstarke Waden nennt Nils Schumann sein Eigen. Das 800-Meter-Finale um 16.20 Uhr ist so stark besetzt, dass es selbst einem WM-Endlauf zur Ehre gereicht hätte. Olympiasieger Schumann ringt mit dem Weltmeister André Bucher, dem Weltrekordhalter Wilson Kipketer und dem Hallen-Europameister Pawel Czapiewski um lediglich drei Medaillen. Bereits jetzt hätte der zweite deutsche Finalteilnehmer Edelmetall verdient. René Herms beeindruckte in den Vorrunden mit zwei überzeugenden Schlussspurts und steht völlig zu Recht unter den besten acht Europäern.
Stellvertretend für die 16 Sprinterinnen seien die Staffelkapitäne genannt: Melanie Paschke, Fünfte des 100-Meter-Finales, will um 16.00 Uhr vier der goldenen Plaketten nach Deutschland holen. Marc Blume scheiterte zwar am Sprintfinale, um 16.30 Uhr muss es im Verbund mit seinen drei schnellen Kollegen jedoch mindestens Bronze sein. Um 17.20 Uhr wird Grit Breuer mit ihren drei Viertelmeiler-Freundinnen noch einmal das Bad in der Menge genießen. Und Oberleutnant Schultz wird sich zu bester Letzt (18.08 Uhr) mit etwas anderem als Gold sicher nicht zufrieden geben.
Herausragende Kajsa Berqvist
Im Weitsprungfinale (16.25 Uhr) ist der Erfurter Andreas Pohle etwas bescheidener und sicherlich auch mit einer Endkampfteilnahme zufrieden. Ein Favorit auf den Erhalt des glänzenden Tresorinhalts ist indes nicht auszumachen. In der Qualifikation jedenfalls präsentierten sich weder der Brite Chris Thomlinson noch der Spanier Yago Lamela europameisterlich. Aus vielerlei Gründen wird das Hochsprungfinale der Frauen um 15.20 Uhr die Blicke auf sich ziehen. Ein Grund ist sicherlich die deutsche Kathryn Holinski – ein anderer die zauberhafte Schwedin Kajsa Berqvist, die nicht nur sportlich aus der Konkurrenz herausragt.
Ab 13.00 Uhr werden die Wohnungseinbrecher wieder leichtes Spiel haben. Denn, wenn die Marathon-Läufer ihre beschwerliche Arbeit aufnehmen, wird ganz München an der Strecke stehen, um anzufeuern. Die Damen trieben die Münchener damit zu einem außergewöhnlichen Rennen – bei den Herren wird es sicherlich nicht anders sein.
Neun Goldene auf deutschen Brüsten?
Ungleich kürzer, dafür ebenso stimmungsvoll, wird ab 17.40 Uhr das 5000-Meter-Finale ausfallen. Von Jan Fitschen und Michael May darf dabei freilich keine Medaille erwartet werden. Im erneuten Länderkampf zwischen Spanien und Frankreich könnten sich die beiden Deutschen jedoch durchaus mit einem couragierten Lauf eine gute Platzierung erlaufen. 40 Minuten früher will Gabriela Szabo aus einem ausgeglichenen 1500-Meter-Feld herausstechen.
Spätestens ab 19.00 Uhr dient der Tresor dann wieder den Münchner Fußballvereinen zur Geldaufbewahrung. Hoffen wir, dass dann zumindest neun der glänzenden Medaillen bereits auf stolzen deutschen Brüsten baumeln.