Kipketer erweitert seine Sammlung - Schumann mit Bronze
Vor keinem Rennen dieser 18. Europameisterschaften war soviel spekuliert worden. Vier Favoriten traten im 800-Meter-Finale an, zwei davon bevorzugten schnelle, zwei eher langsame Rennen. Es wurde langsam - zumindest bis Wilson Kipketer 250 Meter vor dem Zielstrich unwiderstehlich zum Schlussspurt ansetzte. Der kenianische Däne erspurtete sich seinen ersten Europameistertitel.
Der erste dänische 800-Meter-Europameister: Wilson Kipketer (Foto: Kiefner)
Seine Siegerzeit von 1:47,25 Minuten war die langsamste Zeit eines Titelträgers seit der Erfurter Manfred Matuschewski 1962 in Belgrad Gold holte. Dessen legitimer Nachfolger konnte nicht von dem langsamen Tempo profitieren. Dabei lief Nils Schumann taktisch klug, bremste das Feld und ließ lediglich Kipketer neben sich gewähren. Selbst, dass der Weltrekordhalter bei 550 Metern das Tempo von einem Schritt auf den anderen erhöhte, konnte den 24-Jährigen nicht überraschen.Schumann gewinnt erstmals Bronze
Er biss sich an Kipketer fest - allein den Ausnahmeläufer zu gefährden, gelang ihm nicht mehr. Vielmehr musste Schumann auf den letzten 50 Metern auch noch André Bucher an sich vorbei ziehen lassen. Der Schweizer Weltmeister aus dem Vorjahr, der vorher glücklich war, sich überhaupt für das Finale qualifiziert zu haben, sicherte sich genauso wie in Budapest vor vier Jahren Silber. "Nun habe ich zum ersten Mal Bronze gewonnen", meinte der Thüringer eher zerknirscht, "heute war ich eben mit zwei besseren Läufern auf der Bahn gestanden."
Dem zweiten deutschen Finalteilnehmer, René Herms, hatten viele sogar eine kleine Medaillenchance eingeräumt. Die hätte der erst 20-Jährige vielleicht auch genutzt. Doch als vorne das Tempo erhöht wurde, brachte ein Schubser den deutschen Meister von Wattenscheid aus dem Tritt. Dem Sachsen blieb so letzlich nur der siebte Rang in 1:48,86 Minuten. Doch so wie sich Herms in diesen Tagen von München präsentierte, ist ihm noch einiges zuzutrauen.
Kipketer fehlt nur noch der Olympiasieg
Wenig traute Wilson Kipketer dagegen seinen Konkurrenten zu: "Ich wusste, dass mich 200 Meter vor Schluss niemand mehr schlagen kann." Überlegen und selbstbewusst sicherte sich der 31-Jährige seinen ersten EM-Titel. Jetzt fehlt ihm nur noch der Olympiasieg. Ob er allerdings in vier Jahren als 35-Jähriger die dann auch nicht mehr ganz so jungen Wilden noch einmal bändigen kann, erscheint fraglich.