Unfairer Abschluss glücklicher Tage
Es hätte Jens Dautzenbergs größtes Rennen werden können. Der 28-Jährige fand nach vielen Verletzungen wieder zu alter Stärke zurück und sicherte sich in Wattenscheid den deutschen Vizemeistertitel. In München hätte er seine tolle Saison mit einer Medaille in der 4x400-Meter-Konkurrenz krönen können. Doch ein übereifriger Pole machte seine und die Hoffnungen seiner drei Staffelkameraden zunichte. Davon nicht nur im übertragenen Sinn völlig unberührt, sicherte sich das britische Quartett in 3:01,25 Minuten die letzten Goldmedaillen dieser EM.
Die entscheidende Szene im Olympiastadion. Jens Dautzenberg kommt zu Fall. (Foto: Kiefner)
Als Schlussläufer Daniel Caines an erster Stelle auf die Zielgerade bog, musste er lediglich das russische Chamäleon Yuriy Borzakovskiy fürchten. Doch der 23-Jährige, der im Vorlauf noch geschont wurde, ließ nichts mehr anbrennen. Russland (3:01,34 min) gewann Silber und die die Franzosen (3:02,76 min) die Bronzemedaille, weil den Polen nachträglich die gerechte Strafe wiederfuhr. Sie wurden vom Kampfgericht disqualifiziert, weil Marek Plawgo Jens Dautzenberg zu Fall brachte.Untröstlicher Vierer
"Das hilft uns nur jetzt auch nichts mehr – die Staffel ist vorbei", ärgerte sich ein untröstlicher Jens Dautzenberg. Ingo Schultz, dem als Startläufer die Belastung von fünf harten Läufen in sechs Tagen und einem gesteigerten Interesse der Boulevardmedien durchaus anzumerken waren, formulierte es mit "c'est la vie" weitaus lockerer und fand damit nicht unbedingt die glücklichsten Worte. Denn Marek Plawgo beendete diese EM der strahlenden Gesichter mit einer in höchstem Maße unfairen Aktion.
Es spricht allerdings für Jens Dautzenberg, Lars Figura und Bastian Swillims, dass sie ob der Chancenlosigkeit nicht den Staffelstab ins Korn warfen. "Das waren wir diesem Wahnsinns-Publikum einfach schuldig", meinte der gebürtige Bremer Figura. In 3:08.56 Minuten blieb ihnen letztlich der siebte Platz.