Heike Meissner is back!
Nach langer Verletzungspause und schwieriger Saison ist bei Heike Meissner endlich der Knoten geplatzt. Bei den Deutschen Meisterschaften verteidigte sie in 55,74 Sekunden vor Ulrike Urbansky, die genau eine Sekunde länger brauchte, ihren Meistertitel. Nicht nur das: Sie löste auch das Ticket für die Europameisterschaften, da sie auch die EAA-Norm erfüllt hat.
Lehrerin auf Abwegen: Heike Meissner (Photo: Kiefner)
Auf Sieg gehofft, aber nicht damit gerechnet „Ich bin wahnsinnig froh, dass ich nach dieser verkorksten Saison überhaupt wieder vorne dabei sein kann und mich heute auch für München qualifiziert habe“, strahlte die Chemnitzerin nach der Siegerehrung. „Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, heute zu gewinnen. Aber fest gehofft schon.“ Die Saison hatte nämlich alles andere als gut für die 32-Jährige begonnen: Am 5. Januar zog sie sich im Training einen Achillessehnenanriß zu, der sich allerdings erst Ende Januar als ein solcher herausstellte. Auf die Diagnose folgte eine vierwöchige Pause und dann langsamer Aufbau. Der zweite Rückschlag folgte nach dem Trainingslager in Portugal, als eine bakterielle Infektion festgestellt wurde. Dieses Souvenir wurde Heike Meissner erst nach zweiwöchiger Antibiotika-Einnahme wieder los. „Ich wollte die Saison schon fünfmal frustriert abbrechen. Zum Glück hat mich mein Trainer Dieter Jarusch jedes Mal wieder zum Weitermachen motivieren können.“
Der Rhythmus macht den Sieg
Das Bahntraining begann sie dementsprechend vorsichtig mit einem 16-Schritte-Rhythmus zwischen den Hürden und wechselte erst spät auf einen 15-Schritte-Rhythmus bis zur dritten Hürde. Das Ziel für die EM lautet: Die ersten vier Hürden mit 15 Schritten angehen und den 16-Schritt-Rhythmus bis zur achten Hürde durchhalten. Danach gilt immer die Devise: Augen zu und durch. Warum hier so viel vom Rhythmus die Rede ist? Den heutigen Finallauf bezeichnet Heike Meissner selbst als „Chaotenlauf, beim dem nichts passte: Ranlaufen und vor der Hürde abbremsen, weil ich zu schnell war.“ Vor diesem wichtigen Rennen wollte sie nicht mit einem ungewohnten, Rhythmus laufen, zog den Spatz in der Hand der Taube auf dem Dach vor.
Lehrerin auf Abwegen
„Jetzt muss ich erst mal den Bundestrainer suchen, damit ich eine Freistellung vom Schuldienst bekomme“, war sie in Gedanken schon bei den Europameisterschaften. Denn in Sachsen, wo Heike Meissner an der Grundschule von Wilstruff bei Dresden Sport unterrichtet, beginnt das neue Schuljahr schon Anfang August. Im Unterricht sei ihre Leichtathletikkarriere allerdings kein großes Thema bei den Schülern. Wenn ihre Lehrerin dann aber im Fernsehen zu sehen sein wird, drücken sicherlich Hunderte kleiner Hände die Daumen...
Endkampfplatzierung als Ziel für München
Vor den Meisterschaften geht es für Hürdenläuferin mit dem Kader noch ins Trainingslager nach Laatsch in Südtirol. Danach liebäugelt sie mit einem Start beim Meeting in Leverkusen, über 400 Meter Hürden oder flach – je nachdem, was angeboten wird. Für München ist dann der Endkampf ihr großes Ziel, vorausgesetzt, dass sie in den nächsten vier Wochen von gesundheitlichen Problemen verschont wird und ihre Leistung so noch steigern kann.
Ihr Wort in des Bundestrainers Ohren...
Dass Ulrike Urbansky, mit der sich Heike Meissner sehr gut versteht, wohl nicht in München mitlaufen wird, bedauert sie sehr. „Immerhin ist die Uli Zehnte der Europäischen Bestenliste. Es wäre sehr schön für die deutschen Zuschauer, wenn sie zwei deutschen Hürdenläuferinnen zujubeln können. Man steigert sich bei so einem Wettkampf vor heimischem Publikum immer ungemein.“