WM-Marathon als brutale Hitzeschlacht
Der Auftakt der Weltmeisterschaft in Osaka (Japan) nahm am frühen Samstagvormittag mit dem Männermarathon den befürchteten Verlauf. Die Ausdauerläufer sahen sich trotz eines Starts bereits um 7 Uhr morgens angesichts von Hitze und Luftfeuchtigkeit immens schwierigen äußeren Verhältnissen gegenüber.

Start in eine Hitzeschlacht (Foto: Chai)
"Es waren brutale Bedingungen. Extremer als hier kann ein Marathon nicht sein", meinte DLV-Disziplintrainer Detlef Uhlemann, der in diesem Zusammenhang auch auf die Zeit von 2:15:59 Stunden des Siegers Luke Kibet (Kenia), der offensichtlich am besten mit den Verhältnissen zurecht kam, verwies. DLV-Arzt Dr. Uwe Wegner sagte: "Bei diesen extremen Hitzebedingungen ist es nur eine Frage der Zeit, wann du zusammenklappst."Für die meisten Athleten war es deshalb der schwierigste Marathon ihrer Karriere. "Es war sehr hart, einfach zu heiß", meinte der Viertplatzierte Yared Asmerom (Eritrea). Der Finne Janne Holmen, der als Neunter ein Wunschergebnis erreichte, sah es ähnlich, verglich das Rennen aber auch mit dem Olympia-Marathon 2004 in Athen (Griechenland). Er erklärte: "Ich habe so oft wie möglich getrunken und bin durch die Duschen gelaufen."
"Bild des Grauens"
Doch nicht allen Athleten erging es so gut wie dem früheren Europameister. Auf der Strecke mussten Läufer medizinisch versorgt werden. Im Zielbereich kam es zu Erschöpfungszuständen und Kollapsen. "Es war ein Bild des Grauens am Rand, auch bei den Favoriten, die ausstiegen", meinte Martin Beckmann (LG Leinfelden/Echterdingen), der bei Kilometer 30 aufgab, nachdem er nicht mehr im Soll lag und mit dem Trinken ins Hintertreffen geraten war.
Ein kampfstarkes Rennen zeigte Ulrich Steidl (SSC Hanau/Rodenbach) mit Platz 37. Aber auch er blieb nach dem Einlauf nicht verschont. Nachdem er im Ziel noch euphorisch Interviews gegeben hatte, brach plötzlich sein Kreislauf zusammen. DLV-Arzt Dr. Uwe Wegner berichtete: "Uli Steidl hat unwahrscheinlich viel Flüssigkeit verloren und im Ziel dann relativ schnell relativ viel getrunken. Danach musste er sich mehrfach übergeben und sein Kreislauf ist zusammengebrochen. Wir haben ihm Infusionen gegeben und jetzt geht es ihm wieder wesentlich besser."
Langsamster und heißester Marathon der WM-Geschichte
Angesichts der bei vielen Läufern notwendigen medizinischen Versorgung sagte DLV-Generalsekretär Frank Hensel: "Mich stimmt es nachdenklich, wie schwer den Athleten dieser Marathon gefallen ist."
Die blanken Zahlen sprechen auch eine deutliche Sprache. 28 Athleten kamen nicht an. Die Siegerzeit war die langsamste in der WM-Geschichte und, von Rennen in der Höhe abgesehen, auch die langsamste bei internationalen Großereignissen seit 1956. Im Ziel wurde mit 33 Grad die höchste Temperatur jemals bei einem WM-Marathon gemessen. 1999 in Sevilla (Spanien) waren es drei Grad weniger. Bereits beim Start hatte es eine Temperatur von 29 Grad, dazu kam ein Luftfeuchtigkeit von 78 Prozent!
Ist am Sonntag noch mit keinem Wetterumschwung zu rechnen, so können die Ausdauerathleten zumindest Mitte nächster Woche auf eine kleine Abkühlung in Osaka hoffen. Am Mittwoch wird eine Tageshöchsttemperatur von nur mehr 29 Grad vorausgesagt. Der Frauen-Marathon findet bei der WM aber erst am Sonntag in einer Woche (2. September) statt. Dann könnte es schon wieder anders und ähnlich wie zum Auftakt der WM aussehen.
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