| DM 20 Kilometer Gehen

WM-Norm für Nils Brembach und Hagen Pohle in Naumburg

DM-Gold und WM-Norm: Nils Brembach hat am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften im 20 Kilometer Gehen in Naumburg alle Erwartungen übertroffen. Auch Hagen Pohle blieb dahinter unter dem Richtwert, der für die WM-Teilnahme in Peking (China) gefordert ist. Den Tagessieg bei den Frauen holte sich Paola Bibiana Perez Saquipay (Ecuador; 1:32:14 h), schnellste Deutsche war U23-Athletin Lea Dederichs.
Sandra Arm

„Das ist einfach nur fantastisch. Ich ziehe meinen Hut vor der Leistung der Athleten!“ Bundestrainer Ronald Weigel kam nach dem Auftritt seiner Schützlinge regelrecht ins Schwärmen. Zwei von ihnen, Nils Brembach und Hagen Pohle (beide SC Potsdam), blieben unter der vom Deutschen Leichtathletik-Verband geforderten Norm (1:21:45 h) für die Weltmeisterschaften in Peking (China; 22. bis 30. August).

„Die WM-Norm anzugehen, damit sind wir ein Risiko eingegangen. Gerade auch nach der Belastung aus der Vorwoche beim Meeting in Podebrady. Wir wussten, es wird ganz schwer über die 20-Kilometer-Distanz, aber die Jungs sahen heute viel besser aus“, sagte Weigel. Die Zwischenzeiten gaben der leisen Hoffnung mit jeder Runde mehr Gewissheit, dass Nils Brembach und Hagen Pohle die Norm knacken können. „Die Norm über 20 Kilometer ist extrem. Ruhepausen darf man sich auf der Distanz keine gönnen. Die Richtzeit pro Runde lag bei 4:06 Minuten.“

Kilometer 17 bringt die Vorentscheidung

Keine leichte Aufgabe, zumal nach der krankheitsbedingten Absage von Titelverteidiger Christopher Linke (SC Potsdam) wichtige Unterstützung für die Tempoarbeit fehlte. Der 27-Jährige erklärte seinen Startverzicht: Durch eine leicht aufkommende Erkältung fühle er sich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, um bei den nationalen Titelkämpfen teilzunehmen. Ebenso wie Nils Christopher Gloger (SC Potsdam).

Bis zum siebten Kilometer hatte sich mit den beiden Potsdamern Brembach und Pohle sowie Carl Dohmann (SCL-Heel Baden-Baden) ein Trio an der Spitze gebildet. Danach musste Dohmann abreißen lassen. Systematisch verlor der 24-Jährige wertvolle Zeit im Kampf um die WM-Norm. Hagen Pohle ereilte das Schicksal bei Kilometer 17  – die Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg.

Nils Brembach: "Das ist irre"

Nils Brembach überquerte als Erster in einer Zeit von 1:21:21 Stunden die Ziellinie. Gefolgt von Hagen Pohle (1:21:34 h), der  mit letzter Kraft der Linie entgegen ging. Den deutschen Dreifachsieg in dem mit auch mit internationalen Teilnehmern bestückten Feld machte Carl Dohmann (1:22:24 h) perfekt.

„Mit dem Sieg und der WM-Norm habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich dachte, dass ich vielleicht Dritter werde. Ich bin noch völlig neben mir und kann es immer noch nicht glauben“, zeigte sich der 22 Jahre alte Nils Brembach angesichts seiner Topleistung in Naumburg völlig überrascht. Eigentlich wollte er die beiden Top-Favoriten Hagen Pohle und Carl Dohmann „ein bisschen ärgern“. Aus dem Ärgern wurde ein Sieg mit einer phänomenalen Zeit.

„In Podebrady habe ich meine alte Bestzeit um eine Minute verbessert, die ich in Naumburg eigentlich bestätigen wollte. Jetzt war ich noch mal um über eine Minute schneller unterwegs. Das ist irre.“

Heiner Terp beißt die Zähne zusammen

Auf die WM-Normen folgten im Wettbewerb über 10 Kilometer der männlichen Jugend U20 die nächsten internationalen Richtwerte. Heiner Terp (Erfurter LAC; 42:25 min) und Nathaniel Seiler (TV Bühlertal; 42:33 min) blieben deutlich unter der Norm (43:00 min) für die U20-EM in Eskilstuna (Schweden; 16. bis 19. Juli). Neun Kilometer lang machten die deutschen Nachwuchsathleten gemeinsame Sache und absolvierten Runde um Runde auf EM-Kurs. Einen Kilometer vor Schluss löste sich der Erfurter von seinem Verfolger und sicherte sich den Titel.

Was folgte war ein lauter Schrei. „Es war ein Befreiungsschrei. Ich war von meiner Leistung total überrascht“, freute sich der 18-Jährige, der sich seit dem Trainingslager in Maccagno (Italien) mit einer Schienbein-Entzündung quält. „Ich habe nach dem Wettkampf in Lugano eine zweiwöchige Pause eingelegt. Danach bin ich wieder ins Training eingestiegen, die Schmerzen sind geblieben. Erst in der letzten Woche vor Naumburg konnte ich wieder halbwegs trainieren“, erklärte er.

Auch im Wettkampf hatte er bis zum siebten Kilometer mit Schmerzen zu kämpfen. Danach ging es von Runde zu Runde etwas besser. Die letzten 1.000 Meter gehörten dann ebenfalls ihm. „Ich wusste, dass ich hinten raus stark bin.“ Und diese Stärke nutzte Heiner Terp optimal, um sich von Nathaniel Seiler zu lösen und ein Top-Resultat einzufahren. „Ich hatte insgeheim schon gehofft unter 43 Minuten zu gehen. Mit dem Sieg und der Norm ist einfach das Beste passiert.“

Nathaniel Seiler erleichtert über EM-Norm

Einen glücklichen Eindruck machte auch Nathaniel Seiler: „Ich bin in den Wettkampf reingegangen und hatte die Norm im Kopf. In der ersten Hälfte haben wir es etwas ruhiger angehen lassen, in der zweiten haben wir dann das Tempo angezogen“, sagte der 19-Jährige. "Ich bin absolut zufrieden mit der Zeit. Schneller geht sicherlich immer, aber ich bin jetzt erst einmal erleichtert über die Norm.“ Auf dem Bronze-Rang fehlten dem weiteren Erfurter Karl Junghannß (43:16 min) nur 16 Sekunden zur U20-EM-Norm.

Der Tagessieg über 20 Kilometer der Frauen ging an eine Starterin des internationalen Feldes: Paola Bibiana Perez Saquipay (Ecuador; 1:32:14 h). Schnellste deutsche Geherin war am Sonntag Lea Dederichs (ART Düsseldorf; 1:41:40 h), die sich, gerade erst der U20-Altersklasse entwachsen, den DM-Titel in der U23-Konkurrenz und gleichzeitig bei den Frauen sicherte.

Emilia Lehmeyer (Polizei SV Berlin; 49:37 min) setzte sich im 10-Kilometer-Wettbewerb der U20 durch, über 5 Kilometer holte sich Teresa Zurek (SC Potsdam; 24:20 min) U18-DM-Gold. Mit Niklas Richter hatte auch in der männlichen Jugend U18 (10 km; 48:28 min) ein Potsdamer die Nase vorn.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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