WM-Siebenkampf: Von Disziplin zu Disziplin (1)
Wer wird Nachfolgerin der russischen Weltmeisterin Tatyana Chernova? Diese Frage wird ab Montag im Siebenkampf bei der WM in Moskau (Russland) beantwortet. Da auch Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill (Großbritannien) wie die Titelverteidigerin verletzungsbedingt fehlt, wird ein offener Wettkampf erwartet. Wir verfolgen ihn von Disziplin zu Disziplin.
100 Meter Hürden |
Motiviert und mit Vorfreude starteten die DLV-Siebenkämpferinnen in den Wettkampf. Julia Mächtig (SC Neubrandenburg), Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) und Kira Biesenbach (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatten alle ein Lächeln für die Kamera übrig, als sie im Stadion vorgestellt wurden und sorgten damit für einen Ausgleich, denn die Sonne lachte am dritten WM-Morgen zum ersten Mal nicht vom Himmel.
Zweimal an der Bestleistung und einmal ein Stückchen davon entfernt, das waren die Leistungen die das Trio dann auf die Bahn legte. Claudia Rath war wie erwartet die schnellste deutsche Siebenkämpferin im Hürdenwald. In 13,55 Sekunden lag sie nur neun Hundertstel hinter ihrer Bestzeit. Kira Biesenbach fehlten bei ihrem ersten ganz großen Auftritt in 13,88 Sekunden 17 Hundertstel zur Zeit von Ratingen, wo sie sich für Moskau qualifizierte.
Julia Mächtig verlängerte die Strecke etwas. Sie startet mit den Händen ein kleines Stück hinter der Startlinie, weil die Neubrandenburgerin mit ihrer Größe von 1,87 Meter dann besser zur ersten Hürde kommt. Optimal lief das Rennen allerdings nicht, in 14,38 Sekunden blieben einige Punkte liegen, die aber im Hochsprung schon wieder aufzuholen sind.
Ihrem Mann und frischgebackenen Zehnkampf-Weltmeister Ashton Eaton (USA) eifert Brianne Theisen Eaton (Kanada) nach. In 13,17 Sekunden legte sie die beste Zeit aller Siebenkämpferinnen hin. Die mit der stärksten Vorleistung (6.550 Punkte) angereisten Sharon Day (USA) startete mit einer Bestleistung (13,51 sec) in den Tag.
Hochsprung |
Das war eine Vorstellung nach Maß: Claudia Rath erkämpfte sich im Hochsprung eine Bestleistung. Im dritten Versuch sprang sie über 1,83 Meter, nachdem sie schon für 1,80 Meter drei Anläufe gebraucht hatte, selbst an 1,86 Metern scheiterte die Frankfurterin dreimal nur knapp. Im Vergleich zu ihrem Siebenkampf von Ratingen in diesem Jahr, wo unterm Strich eine Bestleistung raus kam, steigerte sich die EM-Siebte um acht Zentimeter, was im Hochsprung genau 100 Punkte bedeutet.
In einem Wettkampf der sich lange hinzog mussten die anderen beiden deutschen früher als erhofft die Segel streichen. Julia Mächtig ließ mit 1,71 Metern weitere Punkte liegen. Mit der gleichen Höhe verlor auch Kira Biesenbach an Boden.
U20-Europameisterin Nafissatou Thiam (Belgien) flog über 1,92 Meter und damit im Zwischenklassement auf Rang drei. Mit den 800 Metern kommt die schwächste Disziplin der 18-Jährigen allerdings ganz am Ende des Mehrkampfes. Die Gesamtführung übernahm unter dem Jubel viele Landsleute Hanna Melnychenko (Ukraine), die mit 1,86 Metern eine Höhe mehr schaffte als Brianne Theisen Eaton (1,83 m), die nach der ersten Disziplin noch die Nase vorn hatte.
Kugelstoßen |
Ihre Stärke im Kugelstoßen brachte Julia Mächtig endlich ein Erfolgserlebnis nach einem durchwachsenen Start in den Wettkampf. Mit 15,48 Metern stieß die Neubrandenburgerin knapp einen Meter weiter als die Konkurrenz und machte im Gesamtklassement einen ordenlichen Sprung nach vorne.
Eher eine Wackeldisziplin ist das Kugelstoßen für Claudia Rath und Kira Biesenbach. Beide kämpfen regelmäßig mit der 13-Meter-Marke. Diesmal reichte es nicht ganz, um darüber hinwegzustoßen. Kira Biesenbach konnte mit ihren 12,91 Metern dennoch zufrieden sein. Claudia Rath konnte den gewonnen Boden aus dem Hochsprung übers Kugelstoßen retten. Mit 12,88 Metern fehlte zwar ein Stück zur Bestleistung, zur Weite aus Ratingen aber nur neun Zentimeter.
An der Spitze liegt weiterhin Hanna Melnychenko (Ukraine) deren Kugel auf 13,29 Meter flog. Die Weltjahresbeste Sharon Day übernahm durch ein gutes Kugelstoßen (14,35 m) Rang zwei in der Gesamtwertung.
200 Meter |
Über 200 Meter blieb Julia Mächtig dagegen deutlich hinter ihrem Leistungsvermögen zurück. 25,45 Sekunden – das ist über eine Sekunde langsamer als ihre Bestzeit.
Stark schloss dagegen Claudia Rath ihren ersten WM-Tag ab. Bei leichtem Gegenwind blieb sie in 24,27 Sekunden nur eine Hundertstel über der Zeit, die sie in Ratingen aufgestellt hatte, und auch von ihrer Bestzeit (24,22 sec) war sie nicht weit entfernt. Entsprechend zufrieden war sie nach dem Rennen: „So gut kann es morgen weiter gehen.“
Zu ihrer Lieblingsdisziplin, dem 200-Meter-Lauf, konnte die Leverkusenerin Kira Biesenbach indes nicht mehr antreten. Nachdem auf dem Aufwärmplatz Probleme im Oberschenkel aufgetreten waren, musste die Vize-Meisterin der U23-Europameisterschaften bei ihrer WM-Prämiere den Wettkampf vorzeitig beenden.
Während die Rath und Mächtig nach Tag eins auf Platz acht (3.733 Punkte) und 22. (3.531 Punkte) übernachten, liegt die Ukrainerin Hanna Melnychenko (3.912 Punkte) an der Spitze. Die niederländische U23-Europameisterin über 100 Meter, Daphne Schippers, schiebt sich nach einem starken 200-Meter-Rennen (22,84 sec) auf den derzeit zweiten Platz (3.837 Punkte).
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