WM Tag 3 - Drama um Yelena Isinbayeva
Beim Drama um die abgestürzte Überfliegerin Yelena Isinbayeva geriet auch die deutsche Medaillenproduktion bei der WM in Berlin ins Stocken. Polens Stab-Mädchen Anna Rogowska und Monika Pyrek feierten Gold und Silber, nachdem Russlands Olympiasiegerin auf dem Weg zum vierten WM-Sieg an 4,80 Metern gescheitert war.
Mit versteinerter Miene registrierte die Weltrekordlerin das Fiasko und Silke Spiegelburg weinte bittere Tränen: Höhengleich mit dem Silberrang blieb die Leverkusenerin als undankbare Vierte ohne Medaille.„Ich habe alles gemacht für den Wettkampf. Vielleicht muss ich mich noch mehr ausruhen. Es sind noch ein paar Jahre bis zu den Olympischen Spielen, die sind wichtig. Vielleicht war es an der Zeit, endlich mal zu verlieren. Diese Niederlage motiviert mich, mich noch mehr zu konzentrieren. Das könnte wertvoll für mich sein“, sagte Yelena Isinbayeva mit Tränen in den Augen. Überrascht war auch Siegerin Anna Rogowska: „Das schockiert mich. Ich dachte, man muss viel höher springen. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier gewinne.“
Shelly-Ann Fraser zeigt wieder ihre Klasse
Am Tag nach dem Fabel-Weltrekord von Usain Bolt (9,58 sec) avancierte Jamaikas Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser in der Jahres-Weltbestzeit von 10,73 Sekunden zur schnellsten Frau der Welt. Über 3.000 Meter Hindernis triumphierte überraschend die Spanierin Marta Dominguez in 9:07,32 Minuten, mit denen sie nun die Nummer drei der Geschichte ist, und als Neunte steigerte Antje Möldner (SC Potsdam) ihren drei Tage alten deutschen Rekord um weitere 3,19 Sekunden auf 9:18,54 Minuten.
Im 10.000-Meter-Finale feierte der Äthiopier Kenenisa Bekele in 26:46,31 Minuten wie zehn Jahre zuvor Landsmann Haile Gebrselassie seinen vierten WM-Triumph in Serie. „Es war ein schwieriges Rennen, aber ich habe es geschafft. Jetzt will ich auch die 5.000 Meter laufen“, sagte Kenenisa Bekele.
Primoz Kozmus triumphiert erneut
Im Hammerwerfen ließ Primoz Kozmus dem ersten Olympiasieg für sein Land auch den ersten WM-Titel für Slowenien folgen (80,84 m). Hinter dem polnischen Sydney-Olympiasieger Szymon Ziolkowski (79,30 m) und dem Russen Alexej Zagorniy (78,09 m) verpasste ein deutsches Duo in einem schwachen Finale Bronze.
Sergej Litvinov (LG Eintracht Frankfurt), Sohn des gleichnamigen russischen Weltmeisters von 1983 und 1987 sowie Olympiasiegers 1988, wurde Fünfter mit 76,58 Metern. Markus Esser, WM-Vierter von 2005, landete mit 76,27 m auf Rang sechs und seine drei letzten Würfe im Fangnetz. „Das war der schlechteste Wettkampf meines Lebens“, schimpfte der Leverkusener, der vor zwei Wochen 79,43 Meter geworfen hatte, Sergej Litvinov war dagegen zufrieden.
Wenig später scheiterten wie Silke Spiegelburg im Stabhochsprung auch Geheimtipp Anna Battke (USC Mainz), Siebte mit 4,40 Metern, und Kristina Gadschiew (USC Mainz) höhengleich als Zehnte. Silke Spiegelburg war untröstlich, denn ihre knapp gerissenen 4,75 Meter („Ich war so hoch drüber und reiße ihn“) hätten zu Silber gereicht. „Eine WM-Medaille war mein großer Traum, dass es nicht klappte, ist bitter. Ich kann mit Yelena mitfühlen. Ihr Scheitern ist eine kleine Sensation“, meinte die frühere Junioren-Weltmeisterin, im März Zweite der Hallen-EM.
Dramatische Minuten
Yelena Isinbayeva erlebte vor ihrem Scheitern dramatische Minuten. Trainer Vitaly Petrov, der Sergej Bubka zu 35 Weltrekorden geführt hatte, gab auf der Tribüne genervt Anweisungen. Yelena Isinbayeva reagierte darauf vor dem letzten Anlauf verzweifelt, sank auf die Knie und Tränen standen ihr in den Augen. Minuten später scheiterte sie ein drittes Mal an 4,80 Metern und ging nach zweimal Olympia-Gold und drei WM-Titeln erstmals seit dem WM-Bronze 2003 in Paris (Frankreich) leer aus.
Zuletzt war sie am 30. August 2006 in Warschau (Polen) ohne Anfangshöhe geblieben. Überraschend blieb im 800-Meter-Halbfinale Pamela Jelimo (Kenia) auf der Strecke, die 2008 in Peking (China) mit 18 Jahren Olympiasiegerin geworden war.
Über 400 Meter Hürden zog Jonna Tilgner (Bremer LT) in 56,73 Sekunden als Vorlauf-Fünfte ins Halbfinale am Dienstag ein. Bisher sind von 27 Deutschen in Vorkämpfen neun gescheitert.
Quelle: Sport-Informations-Dienst
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