WM Tag 4 - Traumhaftes Ende für Steffi Nerius
Traumhaftes Ende einer großen Laufbahn: Beim Abschied vom Speerwurf hat Europameisterin Steffi Nerius ihre großartige Karriere vergoldet. Am vierten Tag der WM in Berlin gewann die 37 Jahre alte Außenseiterin aus Leverkusen mit im ersten Versuch erzielten 67,30 Metern fast sensationell jenes Gold, das man von drei anderen viel eher erwartet hatte.
„Es ist unglaublich, von einem solchen Abschluss kann man nur träumen. Es ist einfach nur geil“, meinte die Frau, die seit 2002 nun die siebte internationale Medaille gewann, mit Tränen in den Augen. Nur bei Olympia 2008 hatte es nicht geklappt.Verliererin war Christina Obergföll, die vor einem Jahr in Peking (China) die deutsche Mannschaft mit Bronze vor der totalen Medaillenpleite gerettet hatte. Erst im dritten Versuch kämpfte sich die zweimalige WM-Zweite mit 64,34 Metern in den Endkampf der acht Besten. Doch dann hatte sie nichts mehr zu bieten. Geschockt von Steffi Nerius´ Coup im ersten Versuch war auch die favorisierte Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Barbora Spotakova aus der Tschechischen Republik, der mit 66,42 Metern nur Silber blieb.
Bronze ging mit 66,06 m an die russische Olympia-Zweite Maria Abakumowa. “Ich hatte mir schon vorgenommen, einen guten ersten Versuch rauszuhauen. Aber vornehmen und umsetzen ist zweierlei“, sagte Steffi Nerius, die vor dem letztem Versuch ihr Stirnband umdrehte. Aufschrift: ‚Danke für eure Treue’.
Große Karriere
Steffi Nerius gewann nach fünfmal Silber und sechsmal Bronze in der WM-Geschichte für deutsche Speerwerferinnen das erste Gold. Seit 17 Jahren ist sie 60-Meter-Werferin, hatte vor 16 Jahren in Stuttgart ihr WM-Debüt gegeben, aber lange nichts gewonnen. Dann holte die Olympiazweite von 2004 dreimal in Serie Bronze: 2003, 2005 und 2007. Davor gewann die vergangene Saison auf 68,34 Meter verbesserte Frau von der Insel Rügen 2002 EM-Silber in München.
„Auch wenn ich in Berlin 75 Meter werfe, höre ich auf“, sagte der Schützling von Helge Zöllkau, der sich nach dem großen Wurf auf der Tribüne still freute. Am 1. Oktober startet sie ihren Vollzeitjob als Trainerin bei der Behindertensport-Abteilung ihres Vereins. „Es bleibt dabei, ich höre auf´“, bestätigte sie nach dem goldenen Finale.
Kopf und Körper nicht im Einklang
Christina Obergföll, die am Samstag 28 Jahre alt wird, gelang es nicht, Kopf und Körper in Einklang zu bringen. Zwar schaffte sie mit einem Kraftakt im dritten Durchgang 64,34 Meter, doch die Anspannung wollte nicht aus ihrem Gesicht weichen. Nach einer Zerrung in der Zwischenrippen-Muskulatur lief es schon seit Juli nicht rund und die Krise setzte sich bei der WM fort, obwohl die Offenburgerin als Jahres-Weltbeste nach Berlin gefahren war.
USA-Gold Nummer zwei und drei gewannen Sanya Richards, die endlich einen großen 400-Meter-Sieg feierte, in 49,00 und über 400 Meter Hürden Titelverteidiger Bershawn Jackson in 47,91 Sekunden jeweils in Jahresweltbestzeit.
Das zweite Gold für Großbritannien holte Dreispringer Philipps Idowu, der mit Jahres-Weltbestleistung von 17,73 Metern in die Fußstapfen des zweimaligen Weltmeisters und Weltrekordlers Jonathan Edwards trat beim Triumph über Portugals Olympiasieger Nelson Evora (17,54).
Ezekiel Kemboi mit Prestigesieg
Auch Kenia feierte das zweite Gold und durch Ezekiel Kemboi, WM-Zweiter von 2007, in 8:00,43 Minuten. Als Dritter lief der gebürtige Marokkaner Bouabdellah Tahri in 8:00,18 Minuten den ersten Europarekord der Titelkämpfe. Doch der Hindernislauf war dennoch überschattet vom ersten Dopingfall der WM: Jamal Chatbi, der für das Finale qualifiziert war, wurde positiv auf Clenbuterol getestet, das zur Behandlung von Asthma eingesetzt wird. Das gab der marokkanische Verband am Dienstag kurz vor dem Hindernisstart bekannt.
Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) und Robert Harting (SCC Berlin) übersprangen die Qualifikations-Hürde vor ihren Finals mit spielerischer Leichtigkeit. Die Weltjahresbeste der LG Eintracht Frankfurt nahm zwei Tage vor dem Hochsprung-Finale (Donnerstag, 19.10 Uhr) in Runde eins gleich im ersten Versuch 1,95 Meter und der Diskus des WM-Zweiten landete vor dem Endkampf am Mittwoch (20.10 Uhr) bei 66,81 Metern - der größten Weite von allen.
Usain Bolt im Schongang
Jamaikas 100-Meter-Weltrekordler Usain Bolt schonte sich zwei Tage vor dem 200-Meter-Finale (Donnerstag, 20.35 Uhr) in den beiden ersten Runden bei lockeren Siegen in 20,70 und 20,41 Sekunden.
Der 100-Meter-Zweite Tyson Gay (USA) hatte nach Leistenproblemen absagt. Robert Hering (TuS Jena) erreichte in 20,58 Sekunden das Halbfinale am Mittwoch, wenn die dreimalige Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) als Rekord-WM-Teilnehmerin (10. Start) zur Qualifikation antritt. Dann steht auch Hürdensprinterin Carolin Nytra (Bremer LT) im Halbfinale.
Die WM in Berlin auf leichtathletik.de:
WM kompakt | Presssekonferenzen live | Twitter | Videos | DLV-Team | Teambroschüre (pdf) | Ergebnisse | News | WM-Buch | DLV-Club | Zeitplan | berlin2009.org