WM-Teams machen schon Quartier in Deutschland
Drei Wochen vor dem Auftakt der WM in Berlin (15. bis 23. August) beginnt für viele Athleten die heiße Phase der Vorbereitung. Am Samstag (25. Juli) reisen die ersten Teams in ihre Trainingscamps, um sich auf deutschem Boden den Feinschliff für die Titelkämpfe zu holen.
Mit 585.000 Euro aus Mitteln des Außenministeriums werden in Deutschland 13 Sportschulen oder Stützpunkte unterstützt, in denen vor allem die finanzschwächsten Mitgliedsverbände ihre Athleten kostenlos auf die WM vorbereiten dürfen.Heinrich Clausen, Geschäftsführer des WM-Organisationskomitees, erläutert das Konzept der Trainingscamps: „Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt haben wir die Möglichkeit, vielen Athleten aus wirtschaftlich schlechter gestellten Nationen optimale Trainingsplätze zu bieten und sie in ihrer unmittelbaren WM-Vorbereitung zu unterstützen.“
„Wir haben eine Liste mit 87 finanzschwachen Ländern erstellt und alle angeschrieben. 36 haben sich daraufhin für die Camps beworben und den Zuschlag erhalten“, sagt Ralph Mouchbahani vom WM-Organisationskomitee BOC. Er ergänzt: „Das erhöht die Chancengleichheit und ist eine Art erweiterte Entwicklungsmaßnahme für die Länder.“
In 13 Städten mehr als 100 Athleten
In 13 deutschen Städten werden mehr als 100 Athleten mit ihren Betreuern von deutschen Experten unterstützt und bekommen zudem ein Kulturprogramm geboten, mit dem sie ihre Gaststädte näher kennenlernen sollen. Parallel zu den Trainings der Athleten startet die Welthungerhilfe unter dem Motto „Sich bewegen, um etwas zu bewegen“ sogenannte „LebensLäufe“ in den jeweiligen Gaststädten, in denen die Bürger der Städte mit jedem gelaufenen Kilometer Spenden für die Entwicklungsländer sammeln können.
Gefördert und mitfinanziert werden die Trainingscamps vom Auswärtigen Amt, das im Rahmen der „Internationalen Sportförderung“ die wachsende Teilnahme von Entwicklungsländern am Sport fördert.
Jamaikaner in Herzogenaurach
Nachhaltiges Ziel der Trainingscamps ist es, durch gezielte Ausbildung der Trainer die Strukturen im Sport der jeweiligen Länder zu professionalisieren und damit auf lange Zeit die Leichtathletik-Entwicklung auch international zu fördern.
Andere Verbände dagegen bekommen ihr Trainingslager vom zahlungskräftigen Ausrüster gesponsort. So wird das jamaikanische Team um Dreifach-Olympiasieger Usain Bolt vom 6. bis 11. August in Herzogenaurach karibisches Flair verbreiten. Möglich macht dies der in der mittelfränkischen Stadt ansässige Ausrüster. Neben dem Training, das für die Fans öffentlich sein soll, werden sich die Athleten nach der Ankunft am 6. August, Jamaikas Nationalfeiertag, auch ins Goldene Buch der Stadt eintragen.
DLV-Team trifft sich in Kienbaum
Die deutschen Athleten werden sich vom 10. bis 12. August wie gewohnt im brandenburgischen Kienbaum auf die Heim-WM einschwören. „Die Nationalmannschaft ist gern hier. Manche Sportler verbringen pro Jahr fast genauso viel Zeit hier wie zu Hause“, sagte Jürgen Mallow, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Darüber hinaus mischen auch freie Agenten auf dem Markt mit. So vermittelte Andre Thomson von der Agentur Athletes-First unter anderem das brasilianische Nationalteam nach Königs Wusterhausen nahe Berlin. „Bei uns gibt es eine Rundumversorgung. Wir stellen den Teams Betreuer zur Seite, die die jeweilige Landessprache sprechen und die örtlichen Besonderheiten kennen“, erklärt Andre Thomson. Mannschaften wie die USA, Kenia oder Russland dagegen verzichten auf eine Vorbereitung des gesamten Kaders in Deutschland und reisen kurz vor dem WM-Auftakt direkt in die beiden Athletenhotels „Estrel“ und „Berlin“ an.
Nachfolgend die Liste der WM-Teams in den vom Bundesaußenministerium unterstützen Trainingscamps:
TV Nürtingen - Anguilla, Dominica, St. Vincent und Grenadines
Sportschule Oberhaching - Angola, Lesotho, Ruanda
AC Berlin - Gambia, Guinea, Togo
VfV Berlin-Spandau - Saudi-Arabien (Selbstzahler), Senegal, Swasiland
TSV Löwenberg - Armenien, Bosnien-Herzegowina, Tansania, Zambia
Olympiastützpunkt Bremen - Malediven, Singapur
Olympiastützpunkt Neubrandenburg - Mauritius, Südafrika
Olympiastützpunkt Hannover - Ecuador, Guatemala, Nicaragua, Uruguay
Olympiastützpunkt Duisburg-Wedau - Burundi, Kongo, DR Kongo, Madagaskar
Düsseldorf - Botswana, Burkina Faso, Mozambique
Sportschule Kamen-Kaiserau - Kanada (Selbstzahler)
Sportschule Malente - Bangladesh, Indonesien, Malaysia, Nepal, Sri Lanka
Olympiastützpunkt Erfurt - Trinidad und Tobago
mit Material des Sport-Informations-Dienstes