WM-Tickets in Ratingen hart umkämpft
Beim erdgas-DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen werden an diesem Wochenende, 25. und 26. Juni, die Startplätze für die Weltmeisterschaft in Helsinki (6. bis 14. August) hart umkämpft sein. Besonders im Siebenkampf zeichnet sich bei der nach den DLV-Nominierungsrichtlinien ranghöchsten Veranstaltung ein spannendes Rennen ab, das erst bei den abschließenden 800 Metern die Entscheidung finden sollte.
Sonja Kesselschläger muss sich der Konkurrenz erwehren (Foto: Chai)
Mit Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg), Katja Keller (SC Potsdam), Christine Schulz (TSV Bayer 04 Leverkusen), Claudia Tonn (LC Paderborn) und Karin Ertl (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) sind gleich fünf Athletinnen am Start, die sich Hoffnungen auf ein Ticket nach Finnland machen. Dagegen erklärte Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn) ihren Startverzicht. Sie legt ihren Fokus auf die U23-Europameisterschaft in Erfurt (14. bis 17. Juli), wo sie als Titelanwärterin gehandelt wird.Sonja Kesselschläger, seit nunmehr fast drei Jahren die stärkste deutsche Siebenkämpferin, will sich dabei im stallinternen Aufeinandertreffen wie schon Ende Mai in Götzis (Österreich), als sie 6.221 Punkte erzielte, erneut behaupten und damit ihre WM-Nominierung unter Dach und Fach bringen. "Ich bin sehr gut vorbereitet. Im Training habe ich im Gegensatz zum letzten Jahr im Speerwurf neue Akzente gesetzt. Das zahlte sich schon in Götzis aus", sagt die Olympia-Sechste.
Tagesform entscheidet
Um die Bestätigung ihrer Sensationsleistung von 6.199 Punkten aus dem Mai kämpft die Leverkusenerin Christine Schulz, die DLV-Disziplintrainer Klaus Baarck vor allem als weitere aussichtsreiche Kandidatin für die U23-EM sieht: "Da sie noch recht jung ist, sollte sie sich in erster Linie darauf konzentrieren."
Als momentane Nummer vier der DLV-Jahresbestenliste mit der neuen persönlichen Bestleistung von 6.130 Punkten steht für die Potsdamerin Katja Keller fest, dass sie nachlegen muss. "Das wird ein knappes Ding", glaubt die 24-Jährige, "es wird die Tagesform entscheiden." Dabei setzt Katja Keller vor allem darauf, dass sie eine Fersenprellung, mit der sie noch in Götzis kämpfte, inzwischen auskuriert hat und dort im Weitsprung, einer ihrer Paradedisziplinen, einige Punkte verschenkte.
Die letztjährige Olympia-Teilnehmerin Claudia Tonn blieb in Götzis noch unter der geforderten Norm von 6.100 Punkten (6.046) und muss sich deshalb ebenfalls auf's Neue beweisen. "Ratingen ist ein gutes Pflaster für mich", stellt die großgewachsene Blondine optimistisch fest. Immerhin hat sie vor allem an das letzte Jahr gute Erinnerungen. Da sicherte sie sich in Ratingen in einem dramatischen Finale das Ticket nach Athen.
Karin Ertl kampfeslustig
Das tat auch Karin Ertl, die wie im Vorjahr ohne vorausgegangenen Siebenkampf nach Ratingen kommt. "Ich bin ein Wettkampftyp, ich kann kämpfen und ich setze auf meine Erfahrung", sagt die frühere Hallen-Europameisterin, die am Donnerstag noch ihren 31. Geburtstag feierte, "ich gehe rein wie im letzten Jahr. Damals hatte ich mal Glück, darauf hoffe ich auch diesmal."
Das Feld der internationalen Starterinnen wird von der australischen Vorjahressiegerin Kylie Wheeler, die schon seit Sonntag in Ratingen weilt, angeführt. "Ich möchte an das letzte Jahr anknüpfen und sehr konzentriert antreten, aber es wird sehr schwer", erklärt die Olympia-Teilnehmerin. Damals gelang ihr mit 6.296 Punkten eine neue persönliche Bestleistung, die nach wie vor Bestand hat.
Um das WM-Ticket nach Helsinki muss sich Kylie Wheeler im Gegensatz zu ihren deutschen Mitstreiterinnen keine Gedanken mehr machen. Das hat sie bereits sicher: "Das ist gut, so kann ich ohne Druck antreten."
André Niklaus bereits mit Norm
Im Feld für den Männer-Zehnkampf, das wie bei den Frauen 14 Athleten umfasst, musste DLV-Veranstaltungsmanager Siegfried Schonert in dieser Woche noch die Absage von Weltrekordhalter Roman Sebrle hinnehmen. Der Tscheche hat Achillessehnenprobleme und will deshalb mit Blick auf die WM nichts riskieren.
Somit werden sich in Ratingen die Augen vor allem auf die deutschen Athleten richten, die Jagd auf die WM-Norm von 8.050 Punkten machen. Der Berliner André Niklaus, vor zwei Jahren WM-Achter in Paris, hat sie bereits in der Tasche (8.074 Punkte in Götzis).
Die Olympia-Teilnehmer Dennis Leyckes (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), mit 8.172 Zählern Vorjahressieger in Ratingen, und Stefan Drews (TSV Bayer 04 Leverkusen) sollten ebenfalls das Potenzial haben, die magischen 8.000 Punkte zu überbieten. Zum ersten Mal an diese Marke möchte der Saarländer Lars Albert, der in Götzis mit 7.920 Punkten überzeugte, herankommen.
Gründungsversammlung
Unter diese DLV-Athleten könnte sich auch der Österreicher Roland Schwarzl mischen. Der Hallen-EM-Dritte kam bei den Olympischen Spielen in Athen mit 8.102 Punkten auf Platz zehn und zählt damit zweifelsfrei zu den stärksten Mitteleuropäern im Zehnkampf.
Das erdgas-DLV-Mehrkampf-Meeting wird in diesem Jahr von einem Fallschirmspringen mit drei Weltmeistern und den interessanten Schulstaffeln umrahmt. Ein besonderer Höhepunkt ist auch die Gründungsversammlung des "Clubs der 8.000er" am Samstagabend. Aus diesem Anlass werden sich am Wochenende auch viele Zehnkampfgrößen aus vergangenen Tagen wie Frank Busemann, Willi Holdorf, Kurt Bendlin oder Stefan Schmid unter die Zuschauer mischen.
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