| WM 2015 Peking

WM-Zehnkampf Tag 1 - Von Disziplin zu Disziplin

Bei den Weltmeisterschaften von Peking (China) wird der König der Athleten gesucht! Wir berichten für Sie von Disziplin zu Disziplin vom Zehnkampf im "Vogelnest" mit unseren DLV-Hoffnungen Michael Schrader, Kai Kazmirek und Rico Freimuth sowie Weltrekordler Ashton Eaton.
Silke Morrissey

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100 Meter

Ashton Eaton prescht voraus – Rico Freimuth stark

Für die deutschen Zehnkämpfer begann der Start in den Tag erst im zweiten Versuch: Sowohl im dritten Lauf mit Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) als auch im vierten und schnellsten mit Michael Schrader (SC Hessen Dreieich) und Rico Freimuth (SV Halle) gab’s zunächst einen Fehlstart – einen davon verursachte Kai Kazmirek. Im zweiten Anlauf aber zuckte dann niemand mehr zu schnell.

Schnellster Deutscher war wieder einmal Rico Freimuth, der gleich nach dem Zieleinlauf die Faust ballte. Nur Weltrekordler Ashton Eaton (USA), der in 10,23 Sekunden die beste Zeit vorlegte, die je in einem WM-Zehnkampf erzielt wurde, und der Kanadier Damian Warner (10,31 sec) waren schneller. Freimuth verbuchte in 10,51 Sekunden eine neue Saison-Bestleistung. Michael Schrader kam nach guten 10,78 Sekunden ins Ziel – fünf Hundertstel schneller war er bei seinem WM-Silber vor zwei Jahren in Moskau (Russland) gewesen. Kai Kazmirek kam nach der ersten Schrecksekunde zwar trotzdem gut aus den Blöcken, dann aber nicht so recht ins Rollen: 10,90 Sekunden.

Nach der ersten Disziplin hat Ashton Eaton mit 1.040 Punkten den Maßstab gesetzt – die Pole Position wird er bis zum Ende des Zehnkampfs wohl kaum mehr abgeben. Hinter Damian Warner rangiert Rico Freimuth auf Rang drei.

Zwischenstand:

1. Ashton Eaton (USA; 1.040 Punkte)
2. Damian Warner (CAN; 1.020)
3. Rico Freimuth (SV Halle; 973)
9. Michael Schrader (SC Hessen Dreieich; 910)
13. Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied; 883)

Weitsprung

Michael Schrader mit zweitbester Weite

Das Weitsprung-Resultat konnte sich aus deutscher Sicht sehen lassen! Auch wenn Michael Schrader (SC Hessen Dreieich) vermutlich mit dem ein oder anderen Zentimeter mehr geliebäugelt hatte, verbuchte er mit 7,71 Metern die zweitbeste Weite des Tages. Nur Ashton Eaton (USA) kam mit 7,88 Metern noch weiter – ein Resultat, das den Weltrekordler nicht ganz zufrieden stellte, 8,23 Meter ist er 2012 bei seinem Rekord gesprungen.

Zufrieden konnte dagegen Rico Freimuth sein: Er legte noch einmal alles in den dritten Versuch und steigerte sich hier auf 7,51 Meter. Nur zweimal war er bisher weiter geflogen. Kai Kazmirek verbuchte mit einem gültigen Versuch 7,40 Meter. Dass mehr drin war, zeigten seine Sprünge in Runde eins und drei, die deutlich weiter, aber minimal übergetreten waren.

Damian Warner hielt sich mit 7,65 Metern schadlos, Eelco Sintnicolaas (Niederlande) zeigte mit 7,50 Metern eine solide Leistung. Dem zweimaligen Weltmeister Trey Hardee (USA; 7,30 m) machten Rückenprobleme zu schaffen. Im dritten Versuch stieg er aus der Grube und hielt sich dann schmerzverzerrt die rechte Seite. Minutenlang saß er anschließend auf einem Stuhl und diskutierte mit seinen Betreuern.

Zwischenstand:

1. Ashton Eaton (2.070)
2. Damian Warner (1.992)
3. Felipe Dos Santos (BRA; 1.913)
4. Rico Freimuth (1.910)
5. Michael Schrader (1.897)
13. Kai Kazmirek (1.793)

Kugelstoßen

Rico Freimuth lässt die Muskeln spielen

Zwei Tage vor dem Zehnkampf hatte Bundestrainer Rainer Pottel gesagt, er hoffe, dass jetzt der Knoten bei Rico Freimuth platzt. Genau das scheint in Peking passiert zu sein. Nach starken Leistungen über 100 Meter und im Weitsprung haute der Olympia-Sechste mit der Kugel 15,50 Meter raus – weiter kam niemand. Auch die Körpersprache stimmt: Wieder gab’s zum Zeichen der Zufriedenheit die geballte Faust. Nach drei Disziplinen hat sich der Athlet vom SV Halle auf Rang drei nach vorne geschoben.

Zufrieden konnte auch Kai Kazmirek sein, für den das Kugelstoßen nicht zu den starken Disziplinen zählt. 14,27 Meter bedeuteten Saison-Bestleistung, in Götzis war er nur auf 13,85 Meter gekommen. Michael Schrader machte es spannend. Bis Runde drei hatte er nur 12,11 Meter auf dem Konto, dann bewies er wieder einmal seine Nervenstärke und ließ 14,32 Meter folgen – eine ordentliche Weite für ihn.

Ashton Eaton wahrte mit für ihn guten 14,52 Meter den Platz an der Spitze, auch Damian Warner blieb mit Bestleistung von 14,44 Metern weiter im Medaillenrennen. Der Niederländer Eelco Sintnicolaas meldete mit 14,65 Metern seine Podiumsambitionen an. Für einen dagegen scheinen die Medaillenträume ausgeträumt: Mit sichtlich angezogener Handbremse kam der zweimalige Weltmeister Trey Hardee nur auf 10,20 Meter, zum dritten Versuch trat er nicht mehr an. Er hatte sich im Weitsprung am Rücken verletzt.

Zwischenstand:

1. Ashton Eaton (2.830)
2. Damian Warner (2.747)
3. Rico Freimuth (2.730)
4. Eelco Sintnicolaas (NED; 2.650)
5. Michael Schrader (2.645)
11. Kai Kazmirek (2.538)

Hochsprung

Kai Kazmirek fliegt über 2,10 Meter

Der Hochsprung wurde zu einer Höhenjagd, bei der die Gesamtwertung hinter den beiden Favoriten ordentlich durcheinander gewirbelt wurde. Am höchsten hinaus flogen der Este Maicel Uibo und der Belgier Thomas van der Plaetsen mit 2,13 Metern. Doch auch Kai Kazmirek mischte in einer seiner Paradedisziplinen munter mit. Im zweiten Versuch über 2,10 Meter flog über mit viel Luft über die Latte – leider gelang ihm bei 2,13 Meter nicht noch einmal ein ähnlich guter Versuch. Dennoch machte er in der vierten Disziplin wie gewohnt Boden gut, auch die 400 Meter zum Abschluss des Tages liegen ihm.

Die Trainingspartner Michael Schrader und Rico Freimuth absolvierten auf der Anlage B sozusagen im Gleichschritt ihre Versuche. Beide kamen über 1,95 Meter, für beide war bei 1,98 Meter Endstation. In Ordnung, besonders für Rico Freimuth, der im Vergleich zu Götzis vier Zentimeter draufpackte.

Ashton Eaton (2,01 m) beendete auch die vierte Disziplin als Führender, büßte allerdings einige Punkte Vorsprung ein – 2,05 Meter ist er bei seinem Zehnkampf-Weltrekord gesprungen, sein Hausrekord steht bei 2,11 Meter. Damian Warner jubelte über eine Saison-Bestleistung von 2,04 Metern, bei seiner wenige Wochen alten Zehnkampf-Bestleistung (8.659 Pkt) war er nur über 1,97 Meter gekommen. Der Russe Ilya Shkurenyev, Hallen-Europameister im Siebenkampf, pirschte sich mit 2,10 Metern näher an die Medaillenränge heran, einen Dämpfer musste dagegen Eelco Sintnicolaas (1,92 m) hinnehmen. Kurt Felix (Grenada; 2,10 m) schob sich zwischenzeitlich auf einen Medaillenrang nach vorne, den er aber wohl kaum wird verteidigen können.

Zwischenstand:

1. Ashton Eaton (3.643)
2. Damian Warner (3.587)
3. Kurt Felix (GRN; 3.518)
4. Rico Freimuth (3.488)
6. Kai Kazmirek (3.434)
10. Michael Schrader (3.403)

400 Meter

DLV-Zehnkämpfer zünden den Turbo – Ashton Eaton verblüfft

Weltrekord. Innerhalb eines Zehnkampfes. Für Ashton Eaton. Der US-Amerikaner rannte die 400 Meter in 45,00 Sekunden und war damit schneller als alle anderen Zehnkämpfer je zuvor. Seinen eigenen Hausrekord schraubte er um 55 Hundertstel nach oben – und sein Punktekonto auf 4.703 Punkte. Damit kann er mit einem guten zweiten Tag sogar noch die 9.000 Punkte angreifen.

Hinter dem Ausnahme-Athleten machten die DLV-Athleten Dampf. Kai Kazmirek rannte als Zweitschnellster starke 46,82 Sekunden, nur wenig hinter ihm kam im schnellsten von vier Läufen Michael Schrader nach 47,12 Sekunden ins Ziel – Saison-Bestzeit für Kazmirek, Bestzeit für Schrader. Rico Freimuth, im zweiten Lauf gestartet, nahm ebenfalls die Beine in die Hand und überquerte nach 47,83 Sekunden als Erster die Ziellinie. So schnell war er in diesem Jahr noch nicht.

Die deutschen Athleten belegen damit die Ränge drei, vier und fünf und haben am zweiten Tag alle noch die Chance, ein Resultat jenseits von 8.500 Punkten anzugreifen – besonders Rico Freimuth ist in Bestform und führt das DLV-Trio an. Der Silberrang scheint vergeben an Damian Warner (47,30 sec), der über 400 Meter die viertbeste Zeit rannte und in Richtung 8.700 Punkte marschiert. In Schlagdistanz auf die Podiumsplätze sind weiterhin auch Ilya Shkurenyev (47,88 sec) und Eelco Sintnicolaas (47,93 sec). Einen guten Zehnkampf macht zudem der Algerier Larbi Bourrada, der allerdings schon eine Dopingsperre hinter sich hat.

Zwischenstand:
1. Ashton Eaton (4.703)
2. Damian Warner (4.530)
3. Rico Freimuth (4.406)
4. Kai Kazmirek (4.401)
5. Michael Schrader (4.355)

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Rico Freimuth (SV Halle; 4.406 Pkt)
Das war ein supergeiler erster Tag. Ich bin mega zufrieden. Alles läuft wie erwartet, die 400 Meter sogar noch besser, das war das Highlight! Im Kugelstoßen habe ich gezeigt, dass ich was dazu gelernt habe. Im Hochsprung war ich vier Zentimeter besser als in Götzis – so kann’s weitergehen!

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied; 4.401 Pkt)
Im Weitsprung habe ich mich geärgert. Der erste Versuch war Pech, knapp übergetreten. Dann bin ich etwas zurückgegangen, der zweite war ein Sicherheitssprung. Danach sollte ich wieder ein Stück vorgehen – der war dann wieder einen Zentimeter drüber. Das waren wahrscheinlich 7,70 oder 7,80 Meter. Dafür waren die letzten drei Disziplinen heute sehr gut. Beim Kugelstoßen hatte ich in der Vorbereitung sehr viele Probleme, dann habe ich im Training im letzten Stoß die Technik noch mal leicht umgestellt. Der Hochsprung läuft bei mir in diesem Jahr nicht so gut, ich habe Leistenprobleme – eine weiche Leiste. Eine Woche nach der WM liege ich deswegen schon unterm Messer. Daher waren die 2,10 Meter super. Das Highlight? Die 400 Meter gegen Ashton Eaton zu laufen! Bei 250 Metern habe ich noch gedacht: So schnell ist er doch gar nicht. In der Kurve habe ich dann gemerkt: Das war wohl nichts. Die Ausgangssituation vor dem zweiten Tag ist schwierig. Rico ist am zweiten Tag stärker als ich. Mein Ziel ist vor allem, gut durchzukommen und Spaß zu haben.

Michael Schrader (SC Hessen Dreieich; 4.355 Pkt)
<link https: www.facebook.com _blank link zur facebook-seite von michael>Statement auf Facebook:
„Auftakt nach missglücktem ersten Start mit 10,78 Sekunden über die 100 Meter dennoch gelungen. Im Weitsprung hab ich mal nicht bis zum dritten Versuch gewartet und schon im ersten mit 7,71 Metern meine beste Weite erzielt. Kugel war nach zwei wahnsinnig schlechten Stößen immerhin noch ganz akzeptabel mit letztendlich 14,32 Metern. Im Hochsprung ging es über 1,95 Meter. Leider dreimal knapp an der nächsten Höhe gescheitert. Im abschließenden 400-Meter-Lauf blieb die Uhr nach 47,12 Sekunden stehen!!!! Eine wahnsinns Zeit!!! Das macht bisher summa summarum 4.355 Punkte und Platz fünf nach dem ersten Tag. Ich würde sagen 'Lauerstellung'.“

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