WM-Zehnkampf: Von Disziplin zu Disziplin (1)
Deutschlands Zehnkämpfer sind in diesem Jahr stark wie lange nicht mehr. Das Ticket für die WM in Moskau (Russland) sicherten sich Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt), Rico Freimuth (Hallesche Leichtathletik-Freunde) und Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen) Wie sie sich am Samstag (10. August) an Tag eins gegen internationale Topkonkurrenz schlagen, lesen Sie hier - von Disziplin zu Disziplin.
100 Meter |
Es wurde ein wackeliger Start für Rico Freimuth und Michael Schrader, die zwei Mal aus den Blöcken gingen, bevor sie regelkonform ins Rennen geschickt wurden. Vorneweg rannte Weltrekordler Ashton Eaton (USA), der in 10,35 Sekunden über die Ziellinie stürmte - nur eine Hundertstel über dem Zehnkampf-Rekord für Weltmeisterschaften. Auch Rico Freimuth kam schließlich gut ins Rollen: 10,60 Sekunden, viertschnellste Zeit aller Teilnehmer, Bestleistung nur um sechs Hundertstel verfehlt. Für Michael Schrader wurden 10,73 Sekunden gestoppt. In Ulm war er im Frühjahr 21 Hundertstel schneller unterwegs gewesen.
Pascal Behrenbruch gehört nicht zu den schnellsten Zehnkämpfern. Eine Zeit unter 11 Sekunden sollte her, und das schaffte er: 10,95 Sekunden. Der Frankfurter schnaufte nach seinem Rennen kurz durch, winkte in die Kamera, dann huschte ein Lächeln übers Gesicht. Das war ein guter Auftakt! In den vergangenen vier Jahren war er nur einmal schneller, bei seinem EM-Titel in Helsinki (Finnland; 10,93 sec). Die Reihenfolge nach Disziplin eins: Ashton Eaton vor Damian Warner (Kanada; 10,43 sec) und Trey Hardee (USA; 10,52), Rico Freimuth Vierter, Michael Schrader Sechster, Pascal Behrenbruch Zehnter.
Weitsprung |
Einmal tief durchatmen! Pascal Behrenbruch ist weiter im Wettbewerb, und zwar mit einer guten Leistung. 7,19 Meter gehen für ihn in die Ergebnislisten ein, nur zwei Zentimeter unter Hausrekord. Aber nach zwei ungültigen Versuchen stand das Unternehmen WM-Medaille auf Messers Schneide. In Runde drei setzte der Frankfurter alles auf eine Karte – ein Sicherheitssprung sieht anders aus. Doch der Mut wurde belohnt. Vor dem Kugelstoßen sortierte er sich in der Gesamtwertung auf Platz 20 ein.
Die beste Weite des Tages ging auf das Konto von Michael Schrader. Gleich in Durchgang eins setzte der Leverkusener 7,85 Meter in die Grube. Es sollte sein einziger gültiger Versuch bleiben, der ihm in der Zwischenwertung Rang zwei hinter Ashton Eaton (7,73 m) einbrachte. Auch Rico Freimuth, bei dem der Weitsprung aufgrund seiner Rückenbeschwerden zu den Zitterdisziplinen zählt, stieg zufrieden aus der Grube: 7,22 Meter, Platz neu nach zwei Disziplinen. Er kann 30 Zentimeter weiter springen, im Rahmen seines besten Zehnkampfs kam er aber auch nur auf 7,16 Meter.
Kugelstoßen |
Nach dem Weitsprung ging auch der Tagessieg im Kugelstoßen an einen deutschen Athleten: an Pascal Behrenbruch. Bei 15,86 Metern landete in Runde eins sein Wurfgerät. Ein ordentlicher Versuch, aber der Frankfurter kann eigentlich deutlich mehr. Bei seinem EM-Titel kam er einen Meter weiter. Trotzdem: Mit seiner Kugelstoß-Leistung schob Behrenbruch sich von Rang 20 auf Rang neun nach vorne und liegt nach drei Disziplinen ungefähr auf einem Kurs von 8.500 Punkten.
In ähnlichen Dimensionen agiert auch Michael Schrader. Er verteidigte seinen zweiten Platz in der Zwischenwertung mit einem Stoß auf 14,56 Meter – nicht einmal 20 Zentimeter unter Bestleistung. Rico Freimuth musste bis zum dritten Versuch auf eine ordentliche Weite warten. Dann wuchtete er die Kugel auf 14,80 Meter. Nur dreimal kam er in seiner Karriere weiter. Vor dem Hochsprung ist er Achter, in Führung liegt weiterhin Favorit Ashton Eaton (14,39 m), Platz drei hat zurzeit sein junger Landsmann Gunnar Nixon, U20-Weltmeister von 2012, inne.
Hochsprung |
Starke Vorstellung der DLV-Athleten: Rico Freimuth schwang sich über 1,99 Meter und packte damit ganze fünf Zentimeter auf seine Bestleistung drauf. Michael Schrader stellte mit 1,99 Metern seinen Hausrekord ein. Und auch für Pascal Behrenbruch gingen 1,99 Meter in die Ergebnislisten ein – und damit zwei Zentimeter mehr als im Vorjahr in Helsinki.
Eine Disziplin zum Vergessen wurde der Hochsprung für die Favoriten: Titelverteidiger Trey Hardee blieb sichtlich angeschlagen ohne gültigen Versuch. Weltrekordler Ashton Eaton floppte über 1,93 Meter, dann musste auch er die Segel streichen. Zum Vergleich: Seine Bestleistung liegt bei 2,11 Metern.
Damit entwickelt sich der Zehnkampf mehr und mehr zu einer spannenden Angelegenheit mit offenem Ausgang. In den Vordergrund geschoben hat sich neben US-Youngster Gunnar Nixon, der nach dem Hochsprung (2,14 m) die Führung übernahm, unter anderem der Niederländer Eelco Sintnicolaas (2,02 m), der auf einem Kurs von 8.600 Punkten liegt.
400 Meter |
In der letzten Disziplin sprang für Michael Schrader die erste Bestleistung des Tages heraus: 47,66 Sekunden. Das war eine echte Kampfansage in Richtung Konkurrenz, denn damit sind für den Leverkusener sogar die 8.600 Punkte in Reichweite. Schneller waren nur der Serbe Mihail Dudas (47,73 sec) und ein überragender Ashton Eaton, der nach 46,02 Sekunden ins Ziel kam und sich damit die Führung wieder zurück holte.
Die Buchstaben PB für Persönliche Bestleistung leuchteten auch für Pascal Behrenbruch auf: 48,40 Sekunden. In der Gesamtwertung schob er sich auf Rang sieben hinter Rico Freimuth, der in 48,05 Sekunden ebenfalls ein gutes Rennen machte. Michael Schrader übernachtet auf Rang drei, Gunnar Nixon (48,56 sec) auf dem Silberrang.
Tageszusammenfassung: DLV-Zehnkämpfer hinter Eaton in Medaillennähe
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