WM-Zehnkampf: Von Disziplin zu Disziplin (2)
Deutschlands Zehnkämpfer sind in diesem Jahr stark wie lange nicht mehr. Das Ticket für die WM in Moskau (Russland) sicherten sich Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt), Rico Freimuth (Hallesche Leichtathletik-Freunde) und Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen) Wie sie sich am Sonntag (11. August) an Tag zwei gegen internationale Topkonkurrenz schlagen, lesen Sie hier - von Disziplin zu Disziplin.
110 Meter Hürden |
Mit der erhofften Bestzeit für Michael Schrader war es an der siebten Hürde vorbei. Bis dahin lag der Leverkusener gut im Rennen, dann blieb er hängen und es hieß kämpfen, um sich nicht wie zwei Rennen zuvor der Niederländer Ingmar Vos ganz aus dem Zehnkampf zu verabschieden. Schließlich sprang für Schrader eine Zeit von 14,29 Sekunden heraus – gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass er in seinem bis dato besten Zehnkampf 14,21 Sekunden unterwegs war.
Rico Freimuth, bester deutscher Hürdensprinter unter den Zehnkämpfern, kam nach 13,90 Sekunden ins Ziel. Pascal Behrenbruch musste ein Rennen vorher ran und kam auf 14,46 Sekunden. Beide lagen damit rund zwei bis drei Zehntel über Bestzeit. Erwartungsgemäß rasant in den zweiten Tag startete Weltrekordler Ashton Eaton (13,72 sec), für Eelco Sintnicolaas (Niederlande), härtester Konkurrent der Deutschen im Kampf um Medaillen, wurden 14,18 Sekunden gestoppt. Zwischenwertung: Eaton vor Gunnar Nixon und Schrader, Freimuth schiebt sich vor auf Fünf, Sintnicolaas Sechster, Behrenbruch Neunter.
Diskuswurf |
Das Diskus-Training in Halle an der Saale scheint gefruchtet zu haben! Nachdem es über die Hürden nichts wurde mit einer Bestleistung, schleuderte Michael Schrader eben den Diskus auf einen neuen Hausrekord: 46,44 Meter, Bestmarke um fast einen Meter übertroffen. Dementsprechend überschwänglich fiel das nächste Zwischenfazit des Leverkuseners aus: "Wenn das so weiter geht, wird das der Zehnkampf meines Lebens. Meinen Beinen geht es gut, ich hatte keine Krämpfe, das habe ich sonst immer."
Noch weiter flog die Scheibe von Rico Freimuth, der auf 48,74 Meter kam und damit besser war als alle anderen Athleten. Der Lohn: Rang drei in der Zwischenwertung. Pascal Behrenbruch kann eigentlich fast 50 Meter werfen. Für ihn wollte der Diskus aber nicht so recht fliegen. Nach zwei schwachen Versuchen erzielte er mit 45,66 Metern noch ein passables Ergebnis, ließ aber in der Gesamtwertung rund 50 Punkte liegen. Ashton Eaton kam auf 45,00 Meter – was für ihn ein starkes Ergebnis war und ihn auf einem Kurs von mehr als 8.800 Punkten hielt.
Der Niederländer Eelco Sintnicolaas kam nur auf 39,21 Meter und verlor damit im Kampf um die Medaillen Boden auf Michael Schrader. Seine beste Disziplin, der Stabhochsprung, kommt aber noch. Damian Warner (Kanada) zeigte mit 44,13 Metern eine solide Leistung und behauptete Rang vier hinter Eaton, Schrader und Freimuth. Pascal Behrenbruch macht auf Platz sieben Station.
Stabhochsprung |
Der Trend des zweiten Tages setzte sich fort: Während Michael Schrader und Rico Freimuth im Bereich ihrer Bestleistungen bleiben, musste Pascal Behrenbruch den nächsten Dämpfer einstecken. 5,00 Meter hat der Frankfurter mittlerweile eigentlich sicher drauf. In Moskau flog aber schon bei 4,80 Metern die Latte drei Mal von den Auflegern – und hinterher auch die Sonnenbrille in Richtung Einstichkasten, denn die pfefferte Behrenbruch enttäuscht von sich.
Schrader machte mit 5,00 Metern einen weiteren Schritt in Richtung WM-Medaille. Freimuth stellte mit einem Satz über 4,90 Meter seinen Hausrekord ein. Nach acht Disziplinen liegen sie nunmehr an Position zwei (7.071) und drei (7.007). An der Spitze führte Ashton Eaton (5,20 m) seinen einsamen Kampf um Gold fort (7.252). Den bis dato größten Jubel der Titelkämpfe strich aber der Russe Ilya Shkurenev ein, der über 5,40 Metern flog und sich auf den sechsten Platz nach vorne schob. Ein Satz über 5,30 Meter brachte Eelco Sintnicolaas vor auf Rang sieben. Pascal Behrenbruch (6.773) ist Zwölfter.
Speerwurf |
Die Medaille für Michael Schrader ist in greifbarer Nähe! Der Leverkusener nahm im Speerwurf nur einmal Anlauf, schleuderte sein Wurfgerät auf eine neue Bestleistung von 65,76 Metern und verabschiedete sich in die Vorbereitung auf den 1.500-Meter-Lauf. Schon mit einer Zeit von 4:35 Minuten hat er 8.600 Punkte sicher, kommt er in den Bereich seiner Bestleistung (4:19,32 min), sind sogar 8.700 Punkte drin. Ashton Eaton (64,83 m) hat schon jetzt die 8.000-Punkte-Marke (8.063) geknackt.
Pascal Behrenbruch präsentierte sich mit 67,07 Metern erneut als gewohnt starker Speerwerfer. Der Ausrutscher nach oben, den er nach dem verpatzten Stabhochsprung gebraucht hätte, wurde es aber nicht. Nach neun Disziplinen ist er Neunter.
Rico Freimuth verlor im Speerwurf nach einem Ergebnis von nur 56,21 Metern wieder seinen zwischenzeitlichen Medaillenrang und geht als Vierter auf die 1.500 Meter. Auf Rang drei nach vorne geschoben hat sich der Kanadier Damian Warner (64,67 m), ein besserer 1.500-Meter-Läufer als Freimuth. Hinter dem Hallenser sind mit Carlos Chinin (Brasilien), Ilya Shkurenev (Russland) und Kevin Mayer (Frankreich) auf Tuchfühlung.
1.500 Meter |
Das WM-Silber ließ sich Michael Schrader nicht mehr nehmen. Mit den Konkurrenten im Blick beziehungsweise hinter sich rannte er in 4:25,38 Minuten über die Ziellinie. Anschließend durfte er als frischgebackener Vize-Weltmeister mit neuer Bestleistung von 8.670 Punkten die Ehrenrunde genießen.
Unangefochten Weltmeister wurde Weltrekordler Ashton Eaton (8.809), der über 1.500 Meter bummeln konnte und in 4:29,88 Minuten sein erstes WM-Gold nach Hause lief. Mit neuer Bestleistung von 8.512 Punkten kam der Olympia-Fünfte aus Kanada Damian Warner in Moskau auf den Bronze-Rang.
Rico Freimuth und Pascal Behrenbruch reihten sich in der letzten Disziplin des Zehnkampfs im hinteren Drittel ein. Freimuth kam dabei auf für ihn passabel 4:37,86 Minuten und in der Gesamtwertung mit neuer Bestleistung von 8.382 Punkten auf Rang sieben. Für Behrenbruch stoppten die Uhren nach 4:37,21 Minuten, er wurde mit 8.316 Punkten Elfter.
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