Wo das Rentier zum "Renn-Tier" wird!
Wie vermeide ich leere Sitzreihen? Was ist, wenn kaum einer kommt? Fragen, die sich so manch ein Lehrgangsveranstalter regelmäßig stellt. Diese Ängste kennt das Ostalb- Leichtathletik-Lehrteam nicht. Zusammen mit Jutta Bryxi und Christian Weber hat Fred Eberle zum Seminar eingeladen.
Fred Eberle rief zum Nikolauslehrgang
Ruft die Leichtathletik zum Nikolauslehrgang in die Gmünder Sporthalle, so ist eines gewiss: Die Resonanz ist überwältigend. So auch am vergangenen Samstag, als 80 Schüler, 220 Lehrer und Übungsleiter, mehr denn je zuvor - den Weg in den Gmünder Westen gefunden hatten.Die Qualität dieses "inzwischen schon kleinen Kongresses", so Fred Eberle, DLV Jugendlehrwart, zu Beginn, habe sich längst herumgesprochen.
Zum 31. Mal bat Fred Eberle die große Anzahl an Übungsleitern, Lehrern und Trainern in die Halle, um tatkräftig unterstützt von den Lehrwarten Jutta Bryxi und Christian Weber dieses Mal zum Thema "Laufend unterwegs" zu referieren.
Stargast Dieter Baumann
Dass dabei ein Stargast nicht fehlen durfte, steht außer Frage. Eberle hatte im Vorfeld wieder seine besten Kontakte zu den deutschen Athleten spielen lassen: Dieter Baumann, Olympiasieger von Barcelona über 5000 Meter im Jahre 1992, war der Publikumsmagnet in der Sporthalle. "Wir hätten über 350 Anmeldungen annehmen können. Aber wir mussten bei 220 den Schlussstrich ziehen."
"Laufen, was ist das eigentlich?" Diese Frage warf Fred Eberle zu Beginn in den Raum. Seine Antworten waren zahlreich: Laufen ist ... die Basis jeder Bewegung, ... ein Teil jedes Sports, jeder Sportart, ... Gesundheitsförderung, ... ein Gegenpol zum Bewegungsmangel, ... eine soziales Erlebnis- und Handlungsfeld, ... eine ganzheitliche Bewegungsform - und: Laufen fördert die geistige Entwicklung.
Praxisdemonstration
Mit einer anschließenden Praxisdemonstration, bei der 40 Kinder der Klassen 3 und 4 der Waldstetter Bergschule zum Einsatz kamen, zeigte das Lehrteam, was Laufen alles bedeuten kann. Dabei stand vor allem die Förderung der koordinativen Fähigkeiten im Blickpunkt, wurde aber auch die Motivation anhand von spielerischen Elementen in den Mittelpunkt gestellt.
Diesen Ball griff anschließend der Olympiasieger in seinem Referat auf. Untermalt mit Videoausschnitten von seinen großen Erfolgen zeigte er die Bedeutung von "Start" und "Ziel" auf. Dieter Baumann: "Der erfolgsorientierte Athlet setzt sich seine Ziele möglichst nieder, so dass er sie eben auch erreichen kann!" Ein Sportler müsse sich seine Ziele immer und immer wieder ins Gedächtnis rufen und sie auch der jeweiligen Situation anpassen. "Doch bevor ich mir Ziele setzen kann, muss ich starten, muss meine Komfortecke verlassen."
Dieter Baumann plauderte, erzählte, machte Witze - die Zeit verflog. Bestes Beispiel: Noch lange hätten ihm die Lehrgangsteilnehmer zugehört, als er von seinen drei Wochen in Afrika berichtete. "Ich wollte damals einfach wissen: Warum sind die Kenianer so schnell?" Dass er bei einem Zeitlauf nur auf Platz 84 kam, wäre ihm damals recht egal gewesen. "Doch dann hat mich der Koch gefragt: Wie war's?" Baumann antwortete: "Nicht so toll, nur 84. Er erwiderte: "Ich weiß, ich war 83.!" Baumann schüttelte nur noch den Kopf: "Der Olympiasieger von 1992 - geschlagen von einem Koch!"
Geistige Zäune
Das überwinden von Hindernissen, von "geistigen Zäunen" stellte der 38-Jährige in seinen weiteren Ausführungen ins Zentrum. Und auch dabei hatte er, bei allem Ernst, die Lacher stets auf seiner Seite. Ein Referat der Sorte: Äußerst angenehm!
Wie man Kinder zum Laufen bringen könne, zeigte Dieter Baumann mit 45 Schülern der Ostalb-Team-Talent-Gruppe. "Zunächst müssen die koordinativen Fähigkeiten ausgebildet werden". Baumann plädierte dafür, die Grundlagenausdauer in spielerischer Form zu bieten und entsprechend zu verpacken. "Spiel- und Übungsformen, Lauferfahrungen der unterschiedlichsten Arten sind die Basis einer entwicklungsgemäßen Grundausbildung". Einmal "Mit Dieter Baumann laufend unterwegs!" - dieser Traum erfüllte sich für alle Teilnehmer schließlich nach dem Mittagsimbiss.
Am Nachmittag folgten weitere theoretische Beiträge - einer erneut von Dieter Baumann zum Thema "Grundsätze des Jugendtrainings". Der richtige Schuh für den Fuß - Tipps und Ratschläge hierzu gab schließlich Dietmar Walter in seinem Kurzreferat "Soweit die Füße tragen".
Laufend unterwegs
Unterteilt in sieben verschiedene Leistungsgruppen hieß es dann tatsächlich: "Laufend unterwegs!" In verschieden Wokshops, in den Kategorien Nordic Walking, Walking, Frauen-Power, Top-Team-Lauf, Cooper-Test und Lauftreff, ging es ins Gelände. Jubel und Hallo, als sich die einzelnen Gruppen unterwegs trafen. Die Teepause organisiert vom DRK wurde zum Treffpunkt. Ein breiter Meinungsaustausch, die mögliche Übertagung in den Sportunterricht und Übungsbetrieb der Vereine wurde abschließend ausgedehnt diskutiert.
Der Nikolauslehrgang 2003 – zeigte die ganze Bandbreite, von der Kinderleichtathletik zum Jugendtraining, von der Leistungsleichtathletik zum Freizeit- und Gesundheitssport auf – und keine Frage: Der 31. Nikolauslehrgang wird nicht der letzte gewesen sein. Auch bei der 32. Auflage soll das "Rentier" wieder zum "Renn-Tier" gemacht werden.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Rems-Zeitung und Gmünder Tagespost.