Wolfgang Heinig: "Abstand nicht verringert"
Mit insgesamt 18 Startern war der Deutsche Leichtathletik-Verband bei der Cross-Europameisterschaft in Medulin (Kroatien) vertreten. Das beste Einzelergebnis lieferte die Nachwuchsläuferin Regina Schnurrenberger auf Platz 23 bei den Juniorinnen ab. Jens Borrmann (44. Platz) war der Schnellste bei den Männern, während Einzelkämpferin Susanne Ritter in der Frauenkonkurrenz aufgab. Christian Fuchs hat sich für leichtathletik.de unmittelbar nach den Rennen an der Adria-Küste mit DLV-Bundestrainer Wolfgang Heinig über die Ergebnisse unterhalten.
Wolfgang Heinig stellt fest: "Das Gesamtauftreten war deutlich besser als im letzten Jahr" (Foto: Chai)
leichtathletik.deHerr Heinig, wie fällt Ihr Resümee der Cross-EM in Medulin aus?
Wolfgang Heinig:
Aus deutscher Sicht muss man sagen, dass wir den Abstand zu den führenden Nationen in Europa nicht verringern konnten. Unsere beste Platzierung war bei den Männern ein 44. Platz von Jens Borrmann. Nach Oliver Mintzlaff auf der 51 geht es schon an die 60 ran. Deshalb kann man mit dem Gesamteindruck nicht zufrieden sein. Es wurde zwar offensiv gelaufen, am Ende reicht es aber doch nicht aus, um vorne mithalten zu können.
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Bei den Männern steht in der Mannschaftswertung wie im Vorjahr mit dem elften Rang auf dem Papier keine Verbesserung zu Buche. Sehen Sie trotzdem positive Ansätze?
Wolfgang Heinig:
Das Gesamtauftreten war deutlich besser als im letzten Jahr, sie haben alles versucht. Aber der elfte Platz ist nicht zufriedenstellend, das ist klar. Man kann nicht sagen, wir hätten den Anschluss wieder hergestellt. Das Auftreten von Jens Borrmann und Carsten Schütz, die offensiv angefangen haben, muss man ebenso hervorheben wie die Aufholjagd von Oliver Mintzlaff, der sich noch auf die zweite deutsche Position gelaufen hat.
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Susanne Ritter war die Einzelstarterin bei den Frauen. Sie kam nicht ins Ziel...
Wolfgang Heinig
Susanne Ritter ist ausgestiegen, sie hat im Vorfeld einen Magen-Darm-Infekt gehabt. Sie hat es probiert, sie wollte laufen. Aber es ging nicht, sie hatte bereits nach einer Runde einen großen Rückstand. Deshalb hatte es keinen Zweck mehr.
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Aus dem Nachwuchs hat Regina Schnurrenberger auf Platz 23 das beste Ergebnis abgeliefert. Wie sind Sie mit dem Abschneiden der jungen Kräfte zufrieden?
Wolfgang Heinig
Regina Schnurrenberger ist sehr offensiv und sehr gut gelaufen. Sie hat es probiert. Man darf nicht vergessen, dass sie noch eine B-Jugendliche ist und gegen zum Teil zwei bis drei Jahre ältere Läuferinnen antrat. Sie hat mir gut gefallen und auch mit dem 31. Platz von Claudia Witte bin ich zufrieden. Mit Eva Maria Stöwer und Katharina Splinter noch unter den ersten Fünfzig kann man das Mannschaftsergebnis akzeptieren. Das war besser als das Abschneiden der männlichen Junioren. Die Mädchen haben nicht enttäuscht.
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Wie waren die Bedingungen und die Organisation in Medulin aus Ihrer Sicht?
Wolfgang Heinig:
Es waren extrem harte und schwierige Bedingungen. Es herrschte bei Sonnenschein nicht nur Wind, es waren Orkanböen. Der Kurs und die gesamte Anlage waren dagegen sehr schön und gut vorbereitet. Auch was die Organisation betrifft, war die Cross-EM eine Top-Veranstaltung.
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Am Samstag gab es weitere Diskussionen um den Termin der Cross-EM. Wie haben Sie diese Gespräche erlebt?
Wolfgang Heinig:
Es ist immer noch in der Diskussion. Das Stimmenverhältnis war in Medulin fast pari, aber noch mit einem kleinen Vorteil für den Dezember-Termin. Wir konnten natürlich auch nur eine Stimme abgeben und wir plädierten für den Dezember, weil wir die Cross-EM nicht im Februar oder März im Terminkalender haben möchten. Bei der EAA 10.000-Meter-Challenge im April in Athen soll nun, so wie es aussieht, eine endgültige Entscheidung in dieser Frage fallen.
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Paula Radcliffe bezeichnete in dieser Woche die Cross-EM als Sprungbrett zur Cross-WM, bei der die deutschen Farben zuletzt nicht mehr vertreten waren. Sehen Sie im Hinblick auf den kommenden März eine kleine Chance für die deutschen Athleten im weltweiten Aufeinandertreffen?
Wolfgang Heinig:
Mit dem Ergebnis von Medulin muss man nüchtern sagen, dass wir nichts bei einer Cross-Weltmeisterschaft verloren haben. Wenn die Mannschaft bei der EM nicht unter den ersten Sechs platziert ist, muss man nicht zu einer WM fahren. Ich glaube, dass wir uns damit sowohl im männlichen als auch im weiblichen Bereich keinen Gefallen tun.