| Europarekordler und Legende in der Lehrarbeit

Wolfgang Killing geht in den Ruhestand

50 Jahre in der Leichtathletik zu verbringen, zeugt von einer großen Liebe zu dieser Sportart. Wolfgang Killing bekennt sich auch heute noch dazu. „Die Arbeit in dieser Sportart hat mir unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt der 65-Jährige, der am Wochenende in Kienbaum bei der Spitzensporttagung des DLV in den Ruhestand verabschiedet wird. Wolfgang Killing war aktiver Hochspringer mit einer Bestleistung von 2,28 Metern, fast 20 Jahre Bundestrainer und Direktor der Trainer-Akademie in Mainz.
Ewald Walker

Wer die berühmtesten Sportler Radevormwalds finden will, muss zum Kollerberg fahren. Dort hängen die Olympioniken großformatig an einer Hauswand: Heide Rosendahl, die Leichtathletik-Olympiasiegerin von München 1972, die Kanuten Hartmut und Wolfram Paul, der Radfahrer Wilfried Prott und der Hochspringer Wolfgang Killing.

Nach seiner aktiven Karriere hat Wolfgang Killing beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) eine beachtliche Laufbahn hinter sich gebracht – und wird am kommenden Wochenende in Kienbaum (bei Berlin) auf der Spitzensporttagung des DLV in den Ruhestand verabschiedet. 50 Jahre hat der Radevormwalder in seiner Sportart zugebracht. „Das Engagement hat sich gelohnt“, sagt der inzwischen 65-Jährige, „die Arbeit in der Leichtathletik hat mir viel Freude bereitet“.  

Wolfgang Killing hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der promovierte Sport- und Sozialwissenschaftler war in den 70er Jahren einer der weltbesten Hochspringer. Mit 15 Jahren hatte er beim TSV Schwarz-Weiß Radevormwald angefangen und verbrachte seine aktive Zeit komplett beim Barmer TV Wuppertal.

Bronze in einem legendären Wettkampf

Eingestiegen ist er als 16-Jähriger mit einer Sprunghöhe von 1,64 Meter, auf dem Höhepunkt seiner Karriere war er bei 2,28 Meter und als Hallen-Europarekordler angekommen. Bei den Hallen-Europameisterschaften 1978 in Mailand (Italien) holte er sich in einem legendären Wettkampf die Bronzemedaille. Der Sowjetrusse Wladimir Jatschenko war mit einem sensationellen Weltrekord von 2,35 Meter der Szene „entrückt“. Der DDR-Springer Rolf Beilschmidt (Jena) war mit 2,29 Meter zwischenzeitlich Weltrekord gesprungen. „Ich hatte als erster mit 2,27 Meter die bis dahin größte Höhe in einer Meisterschaft geschafft und auf noch mehr als Bronze gehofft“, erinnert sich Killing an diese Hochsprung-Sternstunde.

Zudem verbesserte er fünfmal den deutschen Hallenrekord im Hochsprung. „Wolfgang Killing war ja ein relativ kleiner Athlet, ein im positiven Sinne hochsprungverrückter Springer“, sagt der damalige Rivale Rolf Beilschmidt im Rückblick. 

Begleitete als Bundestrainer Generationen

Die Begeisterung für den Hochsprung und die Leichtathletik nahm Wolfgang Killing nach seinem Karriereende 1988 in seine berufliche Tätigkeit mit. Er wurde Bundestrainer und begleitete Hochsprung-Generationen. Olympiasieger Dietmar Mögenburg (TSV Bayer 04 Leverkusen), Hallen-Europarekordler Carlo Thränhardt (ASV Köln) und Gerd Nagel (LG Eintracht Frankfurt).

„Das waren Legenden“, hebt Wolfgang Killing dieses Trio noch einmal hervor. Ralf Sonn (Weinheim), Wolfgang Kreissig (Mannheim), Hendrik Beyer (Leverkusen) gehörten dazu, und auch der einzige deutsche Hochsprung-Weltmeister Martin Buss (Berlin). Die 90er Jahre erlebten eine Hochzeit mit einer ganzen Fülle von Hochsprung-Meetings in Deutschland. Wolfgang Killing selber organisierte in Wuppertal ein internationales Hallen-Meeting für Hoch- und Stabhochsprung.

Wissenschaftliches Interesse an seinem Sport

Wolfgang Killing hat als Wissenschaftler immer auch ein tiefergehendes Interesse an seinem Sport. Schon in den 60er Jahren faszinierte ihn die Umstellung vom Straddle auf den „Fosbury-Flop“, den der Amerikaner Dick Fosbury einführte und damit 1968 die Goldmedaille in Mexiko gewann. Killing experimentierte im heimatlichen Heuschober mit dieser neuen Technik, und hatte später ebenfalls Erfolg damit.

Nach fast 20 Jahren als Bundestrainer mit dem Adler auf der Brust, wechselte Killing nach Mainz und wurde dort Leiter der DLV-Trainerschule, später zum Wissenschaftlichen Direktor ernannt. Hier ging er in seiner vielseitigen Tätigkeit auf. Killing systematisierte aus dem Nachlass der legendären Toni Nett und Berno Wischmann das deutsche Trainer-Knowhow, organisierte die Trainerausbildung. Allein rund 300 A-Trainer und 20 Diplomtrainer absolvierten bei Killing ihre Ausbildung. Seit 2014 bildete er in Mainz, Köln und Kienbaum auch internationale Trainer aus.

„Glücksfall für die deutsche Leichtathletik“

„Wolfgang Killing war ein international geschätzter Fachmann im Bereich der Lehrarbeit“, betont Fred Eberle (Schwäbisch Gmünd), der jahrelang das ehrenamtlich Pendant zu Killing war. „Wolfgang Killing war im Bereich der Lehrarbeit eine lebende Legende“, zollt ihm Fred Eberle höchstes Lob. „Er hat die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Sport gepflegt“, sagt sein Vorgänger Herbert Czingon (Mainz), „und er hat die Trainerschule zur Akademie weiterentwickelt“. Wolfgang Killings Erfahrung und Kontakte schlugen sich bei Vorträgen in zahlreichen Ländern nieder. Er trug die deutsche Trainer-Lehre in die Welt hinaus.

Zahlreiche Publikationen machten ihn bekannt. Die Rahmen-Trainingspläne, die er geschrieben hat, sind das Kernstück seiner Arbeit gewesen. „Wolfgang Killing war sehr innovativ im Bereich der Lehre, er war ein Glücksfall für die deutsche Leichtathletik“, würdigt Clemens Prokop, DLV-Ehrenpräsident, den scheidenden Akademie-Leiter. Man wird den Radevormwalder auch in Zukunft weiterhin an den Hochsprungmatten sehen – nicht nur an der Häuserwand in der Telegrafenstraße.

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