Wolfgang Schoeppe löst Karl Rauh in Bayern ab
Die Ära Karl Rauh ist zu Ende. Am Samstag nahm der langjährige Präsident des Bayerischen Leichtathletik-Verbands beim Verbandstag in Aschaffenburg seinen Hut. "Ich bin dankbar, dass es mir vergönnt war, der Leichtathletik in Bayern 16 Jahre zu dienen", sagte Karl Rauh. Die Delegierten würdigten sein Engagement mit stehenden Ovationen und ernannten ihn zum Ehrenpräsidenten. Als neuer BLV-Präsident wurde Wolfgang Schoeppe gewählt.
Es war ein bewegender Moment, als Karl Rauh in der Aschaffenburger Stadthalle seinen letzten Rechenschaftsbericht beendet hatte. Er gehe als rundum glücklicher und zufriedener Mensch, gestand der scheidende Präsident nach einer ebenso kritischen, selbstkritischen wie schlussendlich positiven Bilanz seiner Amtszeit. Danach holte der 60-Jährige tief Luft und senkte den Blick, während sich die 92 Delegierten von ihren Plätzen erhoben und mit lang anhaltendem Applaus ihren Dank bekundeten.Doch bevor die Emotionen Überhand nehmen konnten, gebot Karl Rauh selbst Einhalt. Schließlich hatte der seit 1994 amtierende Kopf der bayerischen Leichtathletik auch bei seinem Abschied die Fäden fest in der Hand, sei es, was die Regelung der eigenen Nachfolge anbelangt, wie auch den Ablauf des zusammen mit BLV-Geschäftsführer Toni Thalhammer straff organisierten Verbandestages.
"Teil des Systems und kein Außenstehender"
Er betrachte sich durchaus als "Teil des Systems und nicht als Außenstehender, der nun Kritik üben möchte, nur weil er sich heute vom Acker macht". Die Leichtathletik, so Karl Rauh, sei gezwungen, eine Gratwanderung zu vollziehen. Auf der einen Seite stehe die Kernsportart der Olympischen Spiele mit ihrer großen Tradition, auf der anderen der zeitgemäße Anspruch, attraktiv, modern, spannend, innovativ und kompakt in Erscheinung zu treten.
Dennoch wollte Karl Rauh gerade die WM in Berlin als positiven Impuls ins Bewusstsein der Delegierten rufen. Die dortigen Erfolge hätten einen Weg aufgezeigt, den es sich lohne, gemeinsam zu gehen. Er sei des weiteren davon überzeugt, einen solventen, gut strukturierten, modern ausgerichteten und von anderen Landes- und Fachverbänden geachteten Leichtathletikverband zu hinterlassen, betonte Karl Rauh.
Der BLV stehe fest und solide auf zwei Beinen, auf dem des Leistungssports und des Gesundheitssports. Dessen Mitgliederzahlen seien zwar rückläufig, "er besitzt jedoch ein Potenzial und eine Bandbreite wie kaum eine andere Sportart". In seinen neuen Lebensabschnitt nehme er "einen großen Rucksack voller Erfahrungen, Erkenntnisse, Einblicke und Bekanntschaften" mit, sowie die Erkenntnis, "dass wir vieles richtig, manches nicht ganz so richtig, aber in keinem Fall das Meiste falsch gemacht haben."
Lobende Worte von Dr. Clemens Prokop
Letzteres hatte wenige Stunden zuvor beim feierlichen Teil des Verbandstages im "bayerischen Nizza" Aschaffenburg auch DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop bestätigt. Für die herausragende Position Bayerns innerhalb der deutschen Leichtathletik spreche schon allein die Tatsache, dass hier der erste Landesverbandstag nach der WM stattfinde.
Karl Rauhs Nachfolger Wolfgang Schoeppe, bislang Vizepräsident Bezirke, rühmte die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Präsidenten in den höchsten Tönen: "Wir saßen nicht nur immer in einem Boot, sondern haben vielmehr alle in die selbe Richtung gerudert." Diese Arbeit wolle er nun fortsetzen und kontinuierlich ausbauen.
Gerhard Neubauer neuer Vizepräsident Sport
Künftig wird der BLV-Präsident gleich von sieben Vizepräsidenten vertreten. Eine entsprechende Satzungsänderung verabschiedete der Verbandstag. Es sei nicht mehr zeitgemäß, wie zu Gründerzeiten die Termini "Warte" oder "Schatzmeister" zu verwenden, begründete Wolfgang Schoeppe den Vorstoß. Außerdem sollte der Präsident im Verhinderungsfall in der Außenwirkung gleichberechtigt durch jedes andere Präsidiumsmitglied vertreten werden können. Eine Schlüsselposition in der Führungsriege nimmt künftig Gerhard Neubauer (TSV München-Ost) ein.
Der Berufssoldat wurde mit fünf Enthaltungen zum Vizepräsidenten Sport gewählt. Er verstehe sich als Teamplayer, sagte Gerhard Neubauer bei seiner Vorstellung. "Ich möchte den Stand der Heimtrainer aufwerten und die Anerkennung der Trainer untereinander verbessern", umriss der Schütz-Nachfolger seine Ziele.
Das neue Präsidium des Bayrischen Leichtathletik-Verbandes (Foto: Köchl)