Wolfram Müller - „3:34 kann ich auch laufen“
Wolfram Müller hat am Samstag beim Osterlauf in Paderborn überzeugt. Mit 29:15 Minuten steigerte der Neu-Erfurter seine seit 2003 bestehende 10 Kilometer-Straßenbestmarke um 13 Sekunden. Wie optimistisch der Deutsche Hallenmeister über 1.500 Meter in den EM-Sommer blickt, lesen Sie im Interview, das Wilfried Raatz nach dem Lauf mit ihm führte.
Wolfram Müller, herzlichen Glückwunsch zur 10 Kilometer-Bestzeit! Haben Sie mit dieser Steigerung gerechnet?Wolfram Müller:
Damit bin ich auf jeden Fall zufrieden. Wir sind erst am Dienstagfrüh aus dem Trainingslager in Marokko zurückgekommen. Am fünften Tag nach der Rückkehr aus der Höhe ist ein gewisses Risiko dabei. Schließlich habe ich auch 450 Kilometer Umfänge in drei Wochen gelaufen.
Sie waren im Trainingslager in Ifrane im Atlasgebirge. Wie kommt man auf die Idee, in Marokko ein Höhentrainingslager zu bestreiten? Ist es nicht auch ein wenig riskant, eine wichtige Vorbereitung für die EM-Saison in einem nordafrikanischen Land durchzuführen?
Wolfram Müller:
Der Dortmunder Trainer Pierre Ayadi hat in Ifrane bereits sehr gute Erfahrungen machen können. Ifrane gilt als das St. Moritz Nordafrikas. Wir hatten in einem Tophotel gewohnt und auch zwei Köche dabei, somit waren die Risiken doch eher kalkulierbar. Wir waren eine große Gruppe aus unterschiedlichen Vereinen, darunter auch Jana Hartmann, Ingalena Heuck, Robin Schembera und Sebastian Keiner.
Wir können festhalten: Zuerst ein Sieg bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften über 1.500 Meter, direkt nach dem Trainingslager mit vielen Wochen-Kilometern nun eine neue 10 Kilometer-Bestzeit. Die EM-Saison 2010 beginnt für Sie doch recht vielversprechend!
Wolfram Müller:
Das Rennen in Paderborn war dabei noch nicht einmal ideal. Ich habe nach einem Kilometer meine Uhr verloren und musste komplett nach Gefühl laufen. Scheinbar hat dies nicht geschadet! (und lacht, als in diesem Moment Rennleiter Christoph Kopp die am Armband eingerissene Uhr zurückgibt!). Mein Trainer Enrico Aßmus hat zunächst mein Training analysiert und sich auch mit einigen erfahrenen Mittelstreckentrainern ausgetauscht. Wir trainieren nicht mehr bei den Laufeinheiten zu stark am Limit, sondern bevorzugen ein ausgewogenes Training mit Be- und Entlastungen. Das wurde in der Vergangenheit nicht so beachtet. Die Trainingsinhalte sind verändert, beinhalten teilweise höhere Intensitäten und geringere Gesamtumfänge. Aber das muss sich natürlich auch noch richtig einspielen. Manches klappt ganz gut, anderes wiederum nicht so. Ich sehe dies aber alles recht zuversichtlich!
Wann startet für Sie die Bahnsaison und damit auch der Countdown für die EM in Barcelona?
Wolfram Müller:
Wir wollen am 1. Mai in Erfurt die DM-Quali über 3x1.000 Meter laufen, damit wir diese schon einmal abhaken können. In Pliezhausen werde ich 1.000 Meter gegen Robin Schembera und Sebastian Keiner laufen. In Dessau folgt dann über 800 Meter ein Unterdistanzrennen, bei dem ich vielleicht nicht an meine Bestzeit herankommen werde, aber schon eine 1:47 Minuten-Zeit laufen möchte. Ich brauche einige Aufbaurennen, damit ich in Schwung komme. Der erste 1.500 Meter-Lauf soll dann in Hengelo folgen. Ich hoffe, dass ich in das Rennen hineinkomme, denn das ist nicht so einfach. Aber Jos Hermens ist mir wohl gesonnen, sodass ich da recht gute Karten im Spiel habe. Ansonsten ist es für deutsche Läufer recht schwierig, in internationale Rennen hineinzukommen...
Der Deutsche Leichtathletik-Verband ist bei den Team-Europameisterschaften in Bergen international immerhin Titelverteidiger. Spielt dieser Termin in Ihren Planungen eine Rolle?
Wolfram Müller:
Ich schlage mich nicht darum. Wenn der DLV mich nominiert, dann bin ich natürlich dabei. Verbiegen werde ich mich aber nicht, um eventuell dort über 1.500 oder 3.000 Meter zum Zuge zu kommen.
Ihr 1.500 Meter-Hausrekord steht bei 3:35,50 Minuten. Wo könnte für Sie in diesem Sommer der Weg hinführen?
Wolfram Müller:
Eine 3:34er Zeit ist auch für mich machbar. Was im vergangenen Jahr Carsten Schlangen und Stefan Eberhardt gelaufen sind, das kann ich auch! Wir haben über 1.500 Meter ganz im Gegensatz zu anderen Disziplinen ein gutes Potential, in dieser Saison können acht, neun Männer unter 3:40 laufen. Das wird auf jeden Fall ein spannendes Jahr!
Vor dem Hintergrund der neuen 10 Kilometer-Bestmarke wäre doch auch ein Wechsel zur 5.000 Meter-Distanz eine Option?
Wolfram Müller:
Natürlich! Aber nicht für die EM-Saison!