Allen Johnson – Einfach nicht unterzukriegen
32 Lenze hat Allen Johnson inzwischen auf dem Buckel und nicht nur einmal haben ihn so manche schon abgeschrieben. Wie etwa vor zwei, drei Jahren als ihn Verletzungen immer wieder zurückwarfen und die Zeit zur Weltmeisterschaft in Edmonton immer kürzer wurde. Doch dann schlug der US-Hürdensprinter wieder zu und holte sich unter den Augen seines Vaters und seines kleinen Stiefbruders den WM-Titel vor Olympiasieger Anier Garcia aus Kuba.
Allen Johnson will auch in Paris wieder den Finger nach oben recken (Foto: Chai)
"Ich hatte so viele Höhen und Tiefen, so viele Leute haben gesagt, der kann's nicht mehr", sagte er danach, "dann habe ich es allen Kritikern gezeigt, dass ich wieder zurückkommen und schnell laufen kann." Allen Johnson ist einfach nicht unterzukriegen und schon in Edmonton kündigte er an: "Ich träume davon, meine Karriere bei den Olympischen Spielen zu beenden, 2008 in Peking!" Dann wäre er 37 und immer noch nicht unterzukriegen!Auch wenn bis dahin noch lange hin ist, der schnelle Mann aus Columbia hat auch in diesem Sommer schon allen gezeigt, wo es im Jahr eins nach Colin Jackson, der im Winter von der großen Bühne abgetreten ist, lang geht und wer der neue und auch alte Maßstab ist.
Ein "Wow" in Paris
Beim Golden-League-Meeting in Paris knackte er die 13-Sekunden-Schallmauer und staunte selbst ein wenig ob der 12,97 Sekunden, die von der Anzeigetafel angezeigt wurden: "Nach drei Jahren bin ich wieder eine solche Zeit gelaufen, das bedeutet eine ganze Menge für mich. Als ich die Uhr gesehen habe, dachte ich nur: Wow!"
Damit hat er sich bei den "jungen Wilden" wieder deutlichen Respekt verschafft. "Manchmal fühle ich mich schon ein wenig alt", gesteht Allen Johnson, "die anderen, die gegen mich laufen, sind oft zehn Jahre jünger als ich. Aber dann erinnere mich an 1995 als ich einer der Jüngsten war."
1995 ist ein gutes Stichwort. Denn damals wurde Allen Johnson zum ersten Mal in seiner Karriere Weltmeister. Göteborg war für ihn ein gutes Pflaster und er eilte zum Titel. Zwei weitere WM-Siege sollten 1997 und 2001 folgen, dazu die Hallen-WM-Titel 1995 und in diesem Winter in Birmingham und natürlich der Olympiasieg 1996 in Atlanta als sein allergrößter Erfolg.
Zu verletzungsanfällig für einen Zehnkämpfer
Dabei hatte man ihm nach der High School eine Karriere als Zehnkämpfer vorhergesagt. Doch erkannte sein damaliger College-Coach Dennis Craddock die Verletzungsanfälligkeit und disponierte mit seinem Schützling um. Hürden-Veteran Charles Foster brachte ihm dann das Einmaleins der Hürdentechnik bei. 1992 saß Allen Johnson vor dem Fernseher, schaute die Olympischen Spiele und plötzlich hatte er sein Ziel glasklar vor Augen: Gold in vier Jahren. Und es klappte.
Lange Jahre lief Allen Johnson, der Vater einer Tochter ist, danach dem Weltrekord von Colin Jackson (12,91 sec) hinterher, doch jetzt hat er dieses Ziel als solches ad acta gelegt. "Mein Fokus hat sich in diesem Jahr geändert. Ich will einfach Rennen gewinnen. So viele wie möglich." Am liebsten natürlich jetzt auch bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Paris, wo er als Titelverteidiger über die Hürden geht! Dort kann es Allen Johnson wieder allen beweisen.