Torsten Schmidt - Ein Mann für die Zukunft
Torsten Schmidt beschäftigt sicht gerne mit Zukunftsvisionen. "Ich interessiere mich für alles, was sich der Mensch im Geist ausdenkt", sagt er. Moderne Märchen also! Dabei hat der Diskuswerfer auch selbst eine Zukunftsvision: "Siebzig Meter will jeder mal werfen." Aber momentan kümmert ihn das noch nicht wirklich: "Das sind Regionen, die mich jetzt gar nicht berühren."
Torsten Schmidt (Foto: Chai)
In den letzten zwölf Monaten hat sich bei dem Rostocker eine ganze Menge geändert. Ein Jahr lang stand der gelernte Handelskaufmann sechs Stunden am Tag in einem kleinen Schreib- und Bürohandelladen seinen Mann, aber irgendwie passte das alles nicht mit dem Leistungssport, der inzwischen sein ganzer Lebensinhalt ist, zusammen. Auch die sportliche Entwicklung stagnierte schon seit längerem. Als 20-jähriger hatte er erstmals über sechzig Meter geworfen, in den Jahren danach war er immer noch kein echtes Stück weiter.Veränderung musste her
"Dann habe ich einen anderem Weg gesucht", erzählt Torsten Schmidt, "ich war persönlich unzufrieden, weil die Entwicklung nicht kam. Es musste eine Veränderung her." Seit dem 1. November des letzten Jahres schaffte er den Sprung in die Sportfördergruppe der Bundeswehr und kurz vorher hatte er sich unter die Trainerfittiche von Weltrekordhalter Jürgen Schult begeben. "Ich habe großen Respekt vor der ganzen Person Schult", sagt er zu seinem Vorbild, "seinen Erfolg hat er selber gemacht." Die aktuelle Zusammenarbeit bezeichnet der Dritte der Deutschen Meisterschaften von Bochum-Wattenscheid als "ziemlich optimal."
Zur Leichtathletik kam er auf Umwegen. Mit sechs Jahren spielte er Fußball, dann landete er über Judo beim Kanu im Canadier. Aber eines Tages bekam er bei einer Sichtung in der Schule einen Medizinball, den es zu stoßen galt, in die Hand gedrückt und der Anfang war gemacht. Das war 1985, zwei Jahre später wurde er in die Jugend- und Kindersportschule Rostock delegiert. Aus der Kombination Kugelstoßen und Diskuswerfen blieb dann nach der Jugend nur noch die flache Wurfscheibe übrig. "Das ist der Traum meines Lebens", sagt Torsten Schmidt, der gerne zuhause vor dem Fernseher entspannt und dabei schon mal bei der Tour de France oder im Winter bei Biathlon oder Eishockey hängenbleibt. Hängengeblieben wäre er fast auch beim Basketball. "Das wäre eventuell noch eine Möglichkeit gewesen", erinnert sich der Rostocker. Am heimischen Christopherus-Gymnasium war er "als großer Mann" in der Basketball-Mannschaft oft gern gesehen.
Bei der EM wieder an die Bestleistung heran
In diesem Sommer hat der Diskuswerfer seine Bestleistung auf 64,56 Meter gesteigert. "Aber diese Weite steht noch ziemlich alleine da", bekennt Torsten Schmidt, der im Kraftraum fast immer bei lauter Musik seine Einheiten abarbeitet. Deshalb hat er sich vorgenommen, bei der Europameisterschaft in München wieder in diese Region vorzustoßen. Immerhin hat er sich hinter dem verletzten Weltmeister Lars Riedel und dem WM-Dritten Michael Möllenbeck, zu denen er kaum Kontakt hat, zur deutschen Nummer drei im Diskuswurf gemausert. "Ich hoffe, dass es fleißig voran geht", gibt er sich bis unter die Haarspitzen motiviert. Bei der WM in Paris und den Olympischen Spielen in Athen will er in den nächsten beiden Jahren in jedem Fall dabei sein. Auch wenn er als 27-jähriger schon ein paar Leistungssportjahre auf dem Buckel hat, könnte der Norddeutsche ein Mann für die Zukunft sein. Die Visionen stimmen schon mal...