Yasmin Kwadwo: „Neue Impulse setzen“
In der Sprinterhochburg Wattenscheid ist Yasmin Kwadwo groß geworden. U20-Europameisterin, mehrfache Deutsche Jugendmeisterin, Deutsche Hallenmeisterin: Die Titelsammlung der 22-Jährigen ist beachtlich. Nachdem es 2012 auch verletzungsbedingt keine neue Bestzeit gab, hat sich sie sich entschieden, zur MTG Mannheim zu wechseln. leichtathletik.de hat mir ihr über die ersten Eindrücke, die Gründe für den Wechsel und die nächsten Ziele gesprochen.
Warum haben Sie sich entschieden, Wattenscheid zu verlassen und ist Ihnen die Entscheidung schwer gefallen?Yasmin Kwadwo:
Anfangs hatte ich Angst, den Schritt zu gehen. Meine Familie und meine Freunde haben es aber nachvollziehen können und mich unterstützt. Zum Glück gibt es Internet und Telefon. Ich bin nicht aus der Welt. In Mannheim habe ich eine klasse Trainingsgruppe und auch sonst schon Leute kennen gelernt. Viele junge Menschen in meinem Alter gehen einen ähnlichen Schritt, für mich war es auch Zeit. Sportlich kam der Gedanke an einen Wechsel schon in der letzten Wintervorbereitung. Wegen meiner Rückenprobleme war ich unzufrieden.
Entsprechend lief auch das Jahr, Sie mussten zuschauen, wie die DLV-Sprintstaffel EM-Gold und Olympia-Platz fünf geholt hat. Wie war das für Sie?
Yasmin Kwadwo:
Es war schwer für mich, besonders bei der EM, weil dort erst wenige Tage vorher bekannt gegeben wurde, dass ich nicht laufen werde. In den letzten beiden Jahren war ich ein fester Bestandteil der Staffel, ausgerechnet im Olympia-Jahr nicht mehr. Allerdings war ich überrascht, wie gut ich mit der Situation umgehen konnte. Ich habe daraus gelernt und es sportlich gesehen. Es gibt gute und schlechte Jahre. Die vier Sprinterinnen in der Staffel waren besser und ich konnte mich mit ihnen freuen.
Wie ist der Kontakt nach Mannheim entstanden?
Yasmin Kwadwo:
Ich habe lange überlegt, wo ich hingehen möchte. Ich wollte neue Impulse setzen. Dann habe ich mich entschlossen, Valereij Bauer zu fragen, ob er mich trainieren möchte. Er hat positiv reagiert und zugesagt.
Was sind Ihre ersten Eindrücke, die Sie im Training sammeln konnten?
Yasmin Kwadwo:
Ich bin seit gut sechs Wochen im Training und es ist ganz anders als vorher. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Lauftechnik, weniger auf Tempoläufen. Die Übungen sind noch nicht alltäglich für mich. Der Lernprozess läuft und es wird von Woche zu Woche besser. Es fühlt sich so an, als würde ich eine komplett neue Lauftechnik erlernen. Mir wurde beigebracht, das Knie ganz durchzustrecken. Hier lerne ich, es leicht gebeugt zu halten. Dadurch gelingt der Fußaufsatz schneller. So läuft auch die Weltspitze. Die Radbewegung mit Anfersen und nach vorne Ausschlagen fällt weg.
Wie ist es, mit der schnellsten deutschen Sprinterin Verena Sailer zusammen zu trainieren?
Yasmin Kwadwo:
Wir kennen uns schon länger. Es ist ein ganz normales, freundschaftliches Verhältnis. Ich kann aber schon viel von ihr lernen. Auch im Training kann sie mir den einen oder anderen Tipp geben.
Was ist Valerij Bauer für ein Typ als Trainer?
Yasmin Kwadwo: Er weiß, dass der Prozess mit mir etwas länger dauern wird und ich die neuen Impulse nicht von heute auf morgen in die Tat umsetzen kann. Dafür hat er Verständnis und erklärt viel, um deutlich zu machen, was mit bestimmten Übungen erreicht werden soll. Die Zusammenarbeit macht Spaß.
Valerij Bauer hat auch eine eigene Trainingsmaschine entwickelt, mit der Widerstands- und Übertempoläufe möglich sind. Durften Sie dieses Gerät auch schon ausprobieren?
Yasmin Kwadwo: Ja, damit trainiere ich auch. Das gehört in Mannheim für viele Sprinter dazu. Ob ich davon profitieren kann, wird sich zeigen. Noch sind die Geschwindigkeiten im Training nicht so hoch.
Gibt es eine Hallensaison?
Yasmin Kwadwo: Wir warten ab, wie das Training anschlägt, aber warum nicht? Allerdings investiere ich auch mehr Zeit in mein Studium, in dem ich vorankommen möchte. Ich bin momentan jeden Tag in Heidelberg, wo ich Anglistik und Geschichte auf Lehramt studiere, im dritten Semester. Damit mehr Zeit fürs Training bleibt, habe ich die Stundenzahl etwas reduziert.
Haben Sie sich ein sportliches Ziel für den kommenden Sommer vorgenommen?
Yasmin Kwadwo: Natürlich hoffe ich langfristig auf eine Steigerung. Erst einmal ist es wichtig, dass ich gesund bin. Momentan geht es mir gut. Ganz ausgestanden sind meine Rückenprobleme aber noch nicht. Es war gut, dass ich mein Training langsam gesteigert habe und jetzt auch im Krafttraining bin. Wenn alles gut klappt, möchte ich im Sommer schnell rennen. Das Augenmerk liegt dann auf meiner 100-Meter-Zeit und einem Platz in der Sprintstaffel.