Yelena Isinbayeva - Olympia kann kommen
Die Stabhochsprung-Königin ist zurück: Yelena Isinbayeva (Russland) ist am Donnerstagabend in Stockholm (Schweden) spektakulär über 5,01 Meter gesegelt und hat damit ihren 28. Weltrekord aufgestellt. Die Olympischen Spiele in London (Großbritannien) kann sie nun mit altbekanntem, aber schon verloren geglaubtem Selbstbewusstsein auf sich zukommen lassen.

Keine Frage, Yelena Isinbayeva ist wieder da. Die Königin des Frauen-Stabhochsprungs sitzt nach einer langen Durststrecke wieder fest auf ihrem Thron. "Das war mein endgültiges Comeback. Ich glaube, 5,10 Meter oder etwas mehr sind irgendwann drin", sagte sie nach dem achten 5-Meter-Wettkampf ihrer Karriere und strahlte. In diesem Moment schienen all ihre Rückschläge der vergangenen Jahre zu verblassen.
Lange Durststrecke
2009 bei der WM in Berlin gelang der Stabhochspringerin, die zuvor über Jahre ihre Disziplin nach Belieben dominierte hatte, kein gültiger Versuch, sie reagierte mit einem Sturzbach an Tränen. Es folgte eine ebenso enttäuschende Hallen-WM. Danach zog die 29-Jährige die Reißleine: ein Jahr Pause.
Um danach ebenso verunsichert zurückzukehren. Yelena Isinbayeva hatte ihre Leichtigkeit verloren. Bei der WM 2011 in Daegu (Südkorea) kam die Frau, die mit ihrer Freiluft-Rekordmarke von 5,06 Metern 14 Zentimeter vor der besten Rivalin liegt, nicht über Platz sechs hinaus. Nun hat sie sich im Olympiajahr mehr als eindrucksvoll zurückgemeldet.
10.000 begeisterte Fans
In Stockholm konnte sich die alte und neue Weltrekordlerin endlich wieder von den 10.000 begeisterten Zuschauern feiern lassen. "Es war wie im Traum", sagte sie, "das war meine Nacht. Ich hatte keine Schmerzen, keine Verletzung. Ich bin einfach gesprungen."
Und wie sie gesprungen ist. Wie selbstverständlich stieg die Russin erst bei 4,72 Metern ein, überflog 4,82 Meter und hatte erst bei 4,92 Metern einige Probleme - ehe die Diva nach ihrem lupenreinen Versuch über 5,01 Meter alle Selbstzweifel endgültig beiseite wischte und ihrem alten und neuen Trainer Yevgeni Trofimov um den Hals fiel.
"Yes we can!"
"Im Training bin ich die Höhe schon zweimal gesprungen", sagte sie, "und mein Trainer meinte, dass ich es auch locker im Wettkampf schaffe - wenn ich technisch sauber springe." So richtig an die Chance zum Rekord geglaubt habe sie aber erst nach dem Sprung über 4,92 Meter. Sie sagt, da habe sie in ihren Körper hineingehorcht. Und dieser habe geantwortet: "Yes, we can!"
Mit diesem Slogan gewann Barack Obama die Wahl zum Präsidenten der USA. Die Botschaft lautete damals: Alles ist möglich. Und auch für Yelena Isinbayeva soll es in diesem Jahr noch höher hinausgehen. "5,01 Meter sind schon ziemlich hoch", sagte sie, "aber als ich am Anlauf stand, kam es mir gar nicht mehr so hoch vor. Manchmal empfinde ich solche Höhen, als wären nur 4,15 Meter aufgelegt. Und diesmal hatte ich das Gefühl, dass die Latte deutlich niedriger liegt als normal."
Die Botschaft an die Konkurrentinnen ist klar: In London will die Überfliegerin ihren dritten Olympiasieg holen. Da versteht sie keinen Spaß.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)