Yelena Zadorozhnaya besticht in Darmstadt
Das Wetter passt - das scheint ein ungeschriebenes Gesetz beim Darmstädter Stadtlauf zu sein. Dabei kann es rundherum stürmen und regnen, die südhessische Metropole bleibt scheinbar von derartigen Wetterkapriolen zum Sommeranfang stets verschont, denn es ist Stadtlauf-Zeit. So auch bei der 34. Auflage des zweitältesten deutschen Citylaufes am Dienstag, die einmal mehr Läufer und Zuschauer gleichermaßen elektrisierte.

Schließlich war Yelena Zadorozhnaya am Sonntag bei den Team-Europameisterschaften in Stockholm (Schweden) noch im Einsatz, holte als 5.000 Meter-Zweite in 15:28,65 Minuten hinter Dolores Checa (Spanien) und unter anderen vor der Siegerländerin Sabrina Mockenhaupt wertvolle Punkte für ihr Team, wurde nach ihrer Landung am Dienstag in Hannover stundenlang von eifrigen Zollbeamten durchsucht, bevor sie mit ihrem Manager Volker Wagner die Autofahrt nach Darmstadt starten konnte. „Es war sehr, sehr eng“, bekannte der routinierte Manager nach dem Husarenstück von Darmstadt.
Europa gegen Kenia
Doch die russische Weltklasseathletin ließ sich bei ihrer kämpferisch starken Vorstellung nicht mehr „die Butter vom Brot nehmen“ - und gewann in exzellenten 17:58,1 Minuten. Yelena Zadorozhnaya sorgte nach der Polin Grazyna Syrek (2005) und der Ungarin Anikó Kalovics (2007) für den dritten Sieg einer Europäerin in den letzten 15 Jahren der Stadtlauf-Geschichte und blieb nur 13 Sekunden über dem seit 2009 von der Kenianerin Leah Malot gehaltenen Streckenrekord.
So sehr sich auch Monica Jepkoech (Kenia) in der Verfolgung abmühte, näher als 30 Meter kam sie an die russische Topathletin nicht heran, rettete aber in dem reizvollen Duell Europa gegen Kenia gerade noch Rang zwei in 18:13,5 Minuten gegen die heranstürmende russische Mainz-Marathon-Siegerin Tatjana Vilisova (18:14,6 min).
Alena Serdiuk (Ukraine) holte in diesem Klasserennen Rang vier gegen die hoch gehandelten Kenianerinnen Gladys Kiprotich und Maryanne Wangari Wanjiru. „Das reizvolle Duell Europa gegen Kenia belebte den Wilhelminen Grand-Prix, sodass die Zuschauer vollends auf ihre Kosten kamen. Für uns als Veranstalter ist natürlich der Start einer Weltklasseathletin wie Yelena Zadorozhnaya ein absoluter Glückstreffer“, sagte Stadtlauf-Chef Wilfried Raatz.
Entscheidung am Schluss
Aber damit nicht genug an Dramatik: In dem (drei Minuten nach den Frauen) als Verfolgungsrennen gestarteten Elitelauf der Männer (7,6 km) sorgte erst eine 2:48er Schlussrunde für die 1.050 Meter lange Strecke für die Entscheidung zugunsten von Paul Kipkorir gegen seine kenianischen Landsleute Pius Maiyo Kirop und Patrick Kimeli, dem Sieger des Darmstädter Stadtlaufes 2009.
Der Vierte des Berliner Halbmarathons überraschte auf der „Sprintstrecke“ in der Darmstädter Fußgängerzone mit einem exzellenten Finish und zeigte sich begeistert von der Atmosphäre beim Stadtlauf-Klassiker. „Es war ein klasse Rennen, spannend bis zu Ende. Die Strecke ist allerdings durch die Treppenpassage sehr tückisch, aber hat Charakter!“
Kerstin Straub Schnellste über 5 Kilometer
Doch nicht nur die beiden Läufe der internationalen Cracks begeisterten, sondern vielmehr waren es die Starts des Nachwuchses wie auch die der Freizeit- und Hobbyläufer aller Alterklassen und Leistungsvermögen, die die Stadtlaufgemeinde sehen will. Es sind die Freunde und Bekannten, die für die nötige Stimmung im Verbund mit den Musikbands entlang der Strecke sorgen.
Bei den Frauen (5 km) setzte sich dort die Berglauf-Spezialistin und Vorjahressiegerin Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach) gegen die Triathletin Franziska Schömbs (LG Eintracht Frankfurt) und Alexandra Behrens und Sylvie Müller (beide ASC Darmstadt) eindrucksvoll durch. Die Männerläufe (5 km) gewannen der Offenbacher Björn Kuttlich und der deutsche 10.000 m-Masters-Meister Markus Riefer (SSC Hanau-Rodenbach).