Yordani Garcia - Spitzenreiter nach Last Minute
Zehnkämpfer sind hart im Nehmen, kubanische ganz besonders. Dafür steht seit dem Wochenende Yordani Garcia. Obwohl der 20-Jährige erst Freitagnacht nach einer strapaziösen Anreise in Ratingen eingetroffen war, verließ er keine 18 Stunden später seinen Arbeitsplatz, das Stadion, nach fünf Disziplinen als Spitzenreiter, war damit zur Halbzeit über jeden Zweifel erhaben und ließ die deutschen Herausforderer abblitzen.
Dabei sah es Mitte der Woche noch gar nicht danach aus, dass der 8.496-Punkte-Mann beim ERDGAS Mehrkampf-Meeting überhaupt mit dabei sein kann. „Am Mittwoch hatte er sein Visum nicht bekommen“, berichtet Frank Kowalski, der Direktor Veranstaltungsmanagement im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Die Nachricht glich einer Absage, der unfreiwillige Verzicht schien unvermeidlich.Doch trotz der drängenden Zeit konnte der Fall, der in Kuba auf Eis lag, neu aufgerollt werden. Der Vorsitzende des DLV-Wirtschaftsbeirates und frühere Staatssekretär Siegmar Mosdorf wurde von Mitorganisator Claus Marek, dem Teammanager Zehnkampf im DLV, ins Spiel gebracht und plötzlich ging aufgrund dessen Kontaktportfolio alles ganz flugs. „Es brachte die Gewissheit, dass sich kämpfen fast immer auszahlt“, stellt ein zufriedener Claus Marek zu der kurzfristigen Wende fest.
Schwierige Anreise
Diese drückte sich „last minute“ so aus: Am Donnerstag wurde in Havanna das Visum ausgestellt, am Freitagmorgen lagen in Ratingen die Anreisedaten vor. Nach dem langen Flug über Madrid (Spanien) mit fünf Stunden Zwischenstopp war Yordani Garcia schließlich am späten Abend um 23:20 Uhr mit seiner Trainerin und einem weiteren Betreuer im Athletenhotel eingecheckt. Erst deutlich nach Mitternacht lag er nach einem Happen Essen in seinem Bett und schließlich gegen 10:30 Uhr am nächsten Tag fiel für ihn bereits der erste Startschuss.
Beeindrucken oder gar verunsichern ließ sich der frühere U18-Weltmeister von diesen wenig leistungsfördernden Strapazen in keinster Weise. Er zog in der deutschen Mehrkampf-Hochburg beharrlich seine Kreise und ließ sich die Führung nach der ersten Hälfte nicht nehmen. Sein Verfolger Norman Müller (Hallesche LAF) würde ihm diese zwar gerne entreißen, weiß aber auch: „Er ist ein starker Mann. Er hatte aber eben diese schwierige Anreise.“
Ob den Kubaner deshalb die Kräfte verlassen, muss sich erst erweisen. Claus Marek zumindest glaubt nicht daran. Er meint: „Der Jetlag kommt erst am Montag.“ Und fest steht eben auch, dass Zehnkämpfer hart im Nehmen sind, besonders kubanische.
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