Youngster Fabian Schulze schafft und trainiert
Stabhochsprung in Deutschland boomt. Wer den Arrivierten um Tim Lobinger, Lars Börgeling und Co. so nahe rückt, wie Fabian Schulze mit seinem viertem Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm, findet sich schnell im Rampenlicht wider. Zu schnell vielleicht, denn das Riesentalent aus Württemberg ist zwar seinen gleichaltrigen Jugendlichen deutlich enteilt, steht aber genauso deutlich der deutschen Männerspitze noch chancenlos gegenüber. Mit seiner aktuellen Freiluftbestleistung von 5,45 Meter befindet er sich exakt dazwischen – im Zwielicht sozusagen.
Fabian Schulze ist auf den Spuren von Lars Börgeling (Foto: Gantenberg)
Kein Wunder also, dass sich der 19-jahrige nicht schon festlegen will, wenn man ihn fragt, ob er eine Profikarriere als Stabhochspringer anstrebt. "Das will ich mir offen lassen", meint er, "was ist, wenn ich mich schwer verletze?" In der spektakulären, aber auch gefährlichen Disziplin Stabhochsprung sicherlich ein vernünftiger Ansatz und Zeit sich zu entscheiden hat der junge Kornwestheimer genug. Bis Februar 2005 geht seine Ausbildung als Industriemechaniker bei Daimler Chrysler in Stuttgart. Training in Stuttgart und Kornwestheim
Um 5:30 Uhr aufstehen und bis 15:20 Uhr "schaffen", dann in der Molly Schuffele Halle oder auf der Festwiese gleich um die Ecke trainieren. Das sind nahezu optimale Trainingsbedingungen für den abgeklärten Blonden. In der leichtathletikverrückten Landeshauptstadt feilt er zwei bis dreimal in der Woche bei Ivan Macura-Böhm an seiner Technik, die restlichen Trainingseinheiten finden in Kornwestheim beim Sprint und Sprungtrainer Tamas Kiss statt.
Die Umstellung von der Schule zur Ausbildung fiel dem jungen Mann nicht leicht: "Die Ausbildung verlangt einem einiges ab, aber es geht dann doch mit dem Training." Eine chronische Darmentzündung im letzten Jahr erschwerte zusätzlich seinen sportlichen wie beruflichen Werdegang.
Medaillenchance in Tampere
In diesem Jahr zeigt er nun, was wirklich in ihm steckt. Die Verbandsvorgabe von 5,10 Meter für die Junioren-Europameisterschaft im finnischen Tampere hat er längst geknackt. Mit seinen 5,45 Metern von Mannheim rangiert er an vierter Stelle der europäischen Juniorenliste und sieht selbst realistische Medaillenchancen: "Mit 5,50 Meter ist eine Medaille möglich, aber es wird schwierig."
Zu beachten sind die Höhenjäger aus der Ukraine und aus Russland, allen voran Artem Kuptsov, der mit 5,70 Meter zu Buche steht. Und die Deutschen? "Björn Venghaus, Ron Schieskow und Michael Konow werden in Fulda die restlichen Plätze unter sich ausmachen", meint Fabian Schulze. Er selbst muss nur die richtigen Stäbe wählen. In Mannheim, bei der ReiseBank DLV-Juniorengala, hatte er sich falsch entschieden, aber dann doch noch die Kurve bekommen. "Die 5,25 waren eine Zitterpartie. Ich habe kämpfen müssen, den Stab zu springen."
In Fulda zu 5,50 Meter?
An diesem Wochenende kommt es in Fulda zum heißen Tanz, der deutsche Jugendtitel geht nur über ihn. Wenn Fabian Schulze sich nicht selbst schlägt, wird er wieder bei 5,50 Meter stehen, seinen härtesten Stab in den Händen halten und hoch zur Latte blicken, wie in Ulm.
Da hat er dreimal gerissen, aber er meint: "Die 5,50 Meter kann ich dieses Jahr noch draußen springen." Warum nicht bei den deutschen Jugendmeisterschaften? Eine solche Leistung hat es seit 1998 in Berlin nicht mehr gegeben. Da gewann ein gewisser Lars Börgeling mit exakt dieser Höhe und holte sich anschließend die Silbermedaille bei der Juniorenweltmeisterschaft in Annecy.
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