Zai Lu Shang Beijing - Ariane Friedrich
Ein Monat, vier Wettkämpfe, dreimal mindestens zwei Meter – so lautet die erfolgreiche Bilanz der Frankfurter Hochspringerin Ariane Friedrich im Juni. „Es gibt schlimmere Sachen“, sagt sie schmunzelnd. leichtathletik.de begleitet die 24-Jährige auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen in Peking (China).

Und diese Bedingungen nutzte Ariane Friedrich. Mit 2,03 Metern sprang sie so hoch, wie vor ihr mit den Olympiasiegerinnen Heike Henkel und Ulrike Nasse-Meyfarth überhaupt nur zwei Deutsche. Mit den beiden will sie aber nicht verglichen werden.
Ikonen des Hochsprungs
„Die zwei sind Ikonen des Hochsprungs, da ist der Vergleich einfach nicht angebracht. Es ehrt mich zwar, mit ihnen verglichen zu werden, aber ich sehe das noch wie den Vergleich von Rennpferd und Esel. Beide haben mit dem Olympiasieg das Größte erreicht in einem Sportlerleben. Und irgendwie haben mich die Fragen der Presse, wann es noch höher geht bei mir, auch geärgert. Ich dachte, sie sind nie zufrieden.“
Den deutschen Rekord, den Heike Henkel mit 2,05 Metern hält, hat sie derzeit nicht im Kopf.
„Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass ich im Winter 2,02 Meter und im Freien 2,03 Meter springe, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Und auch jetzt denke ich noch nicht an den deutschen Rekord. Wenn ich mich bei zwei Metern stabilisiere, wäre das ein großer Erfolg für mich. Ich will in jedem Wettkampf mindestens zwischen 1,95 und 2,00 Metern springen. 1,95 Meter sind das Minimum, das muss ich auch nachts um Drei springen können.“
Stabilität wichtig
Eine Stabilisierung bei diesen Höhen halten die Frankfurterin und ihr Trainer Günter Eisinger für wichtig.
„Das gibt mir Sicherheit. Und wenn ich diese Höhen immer springen kann, dann kann auch mal ein Ausrutscher nach oben passieren.“
Dass sie mit ihren 24 Jahren noch lange kein „alter Hase“ ist und noch immer dazulernt, hat auch der Wettkampf in Eberstadt gezeigt, wo sie am letzten Samstag mit 2,00 Metern hinter der russischen Olympiasiegerin Yelena Slesarenko (2,02 m) Zweite wurde, wie Günter Eisinger erklärt.
„Ihr Wettkampf in Eberstadt war eigentlich besser als der in Annecy. Sie war viel souveräner. Aber dann hat sie sich überraschen lassen. Das haben ihr die erfahreneren Springerinnen noch voraus, dass sie kontern können.“
Vollkommene Fokussierung
Trotzdem scheut Ariane Friedrich keineswegs die Konkurrenz herausragender Springerinnen wie Yelena Slesarenko oder Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien).
„Ich finde es gut, wenn ich so starke Konkurrenz habe. Da kann ich noch einiges lernen. Im Wettkampf selbst bin ich allerdings ganz auf mich selbst konzentriert und vollkommen fokussiert. Das war früher nicht immer so, da habe ich mich schon einmal ablenken lassen. Ich kann mich auch mit anderen freuen, wenn sie gut gesprungen sind, aber erst nach dem Wettkampf. Wenn ich noch im Rennen bin, bin ich total auf mich selbst konzentriert. Manche deuten das vielleicht als Arroganz oder Verschlossenheit.“
Dass nach den sehr guten Wettkampf-Ergebnissen auch die offizielle Olympia-Nominierung ins Haus flatterte, war keine große Überraschung.
„Jetzt ist es offiziell. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich mich viel mehr über die geschafften Normen gefreut als über das Schriftstück.“
Deutsche Meisterschaften sind Deutsche Meisterschaften
Die Einkleidung für die Olympischen Spiele ist in einer Woche, vorher stehen noch die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg (5./6. Juli) an, wo sie als Titelverteidigerin anreist und ihren dritten Freilufttitel gewinnen kann. Trotz ihrer derzeitigen Überlegenheit in Deutschland nimmt Ariane Friedrich den Wettkampf nicht auf die leichte Schulter.
„Ich bereite mich auf die Deutschen Meisterschaften vor wie auf jeden anderen Wettkampf und man sollte keine Konkurrenz unterschätzen. Deutsche Meisterschaften sind Deutsche Meisterschaften, die haben ihre eigenen Regeln.“
leichtathletik.de begleitet im Olympiasommer mehrere deutsche Top-Athleten in der Serie "Zai Lu Shang Beijing" auf ihrem Weg nach China. Dort bekommen Sie Einblicke und erfahren, wie die Hoffnungsträger für die Spiele in Peking ihre Zeit verbringen, sich auf das Großereignis vorbereiten, was sie beschäftigt und bewegt.