Zai Lu Shang Beijing - Ariane Friedrich
Die Olympia-Saison ist im vollen Gange und Hochspringerin Ariane Friedrich mittendrin. Die Höhenjägerin aus Frankfurt macht in der Freiluftsaison genau dort weiter, wo sie im Winter aufgehört hatte: bei Höhen um zwei Meter. leichtathletik.de begleitet die 24-Jährige auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen in Peking (China).
Beim Springer-Meeting in Zweibrücken am 24. Mai feierte Ariane Friedrich einen Einstand nach Maß. Gleich im ersten Wettkampf erfüllte sie die Olympianorm von 1,95 Metern.„Vor dem Wettkampf habe ich mir schon Gedanken gemacht, wo ich stehe. Nach meiner Rückenverletzung im Winter habe ich zwischen der Hallen-WM und dem Meeting in Zweibrücken nur drei Sprünge gemacht. Und die waren drei Tage vor dem Meeting. Einmal bin ich über 1,70 Meter gesprungen und zweimal habe ich 1,75 Meter gerissen. Vor dem Wettkampf hatte ich schon ein bisschen mulmiges Gefühl.“ Alternativ statt spezifisch
Wie kann man dann sofort 1,95 Meter springen, wird sich manch einer fragen. Ariane Friedrichs Trainer Günter Eisinger weiß es.
„Wir wollten die Genesung so lang wie möglich gestalten und haben bewusst keine Sprünge über die Latte gemacht, um den Rücken nicht zu früh wieder zu reizen. Aber mit alternativen Übungen kann man auch gut trainieren, zum Beispiel mit Anläufen, bei denen man auf die Matte läuft. Außerdem waren Arianes Zubringerwerte sehr gut, so dass ich mir eigentlich keine Gedanken gemacht habe. Die drei Sprünge vor dem Meeting in Zweibrücken waren nur für den Kopf, damit sie sieht, dass sie keine Schmerzen im Rücken hat.“
In Zweibrücken lief dann alles nach Plan, berichtet Ariane Friedrich. Nicht einmal Regen und nasse Anlaufbahn konnten sie aus der Ruhe bringen.
„Das Einspringen war schon gut und danach bin ich dann immer besser in den Wettkampf gekommen. Irgendwie war es dann ein Selbstläufer. Eigentlich hatte ich auch gar nicht das Gefühl, dass mir Sprünge fehlen. Vielleicht war die Sprung-Pause auch gar nicht so schlecht. Je länger man mich vom Springen fernhält, desto mehr will ich springen.“
Im Fokus des Publikums
Nur eine Woche später folgte mit dem DKB-ISTAF in Berlin ein absolutes Highlight.
„Die Aufregung hielt sich davor eigentlich in Grenzen und ich habe auch ganz gut geschlafen. Ich habe mir ein Zimmer mit der 800-Meter-Läuferin Monika Gradzki geteilt und das war ganz lustig. Wir haben uns ganz gut abgelenkt. Aufgeregt war ich dann erst, als wir ins Stadion geführt wurden. So eine Kulisse berührt einen schon. Das Publikum ist ja nicht einfach nur da, das feuert richtig an.“
Nach zwei Fehlversuchen über 1,97 Meter lag der Fokus der gut 67.000 Zuschauer auf der jungen Frankfurterin. Nachdem sie diese Höhe im dritten Versuch überwunden hatte, flog sie auch gleich im ersten Anlauf über 2,00 Meter. Das Publikum tobte. Gänsehaut pur
„Das ist ein unglaubliches Gefühl, das kann man nicht beschreiben. So muss sich auch ein Fußballer fühlen, wenn er bei einem großen Turnier ein Tor schießt. Ich hatte das Gefühl, die Freude des Publikums springt auf mich über. Nach meinem Sprung über zwei Meter hatte ich Gänsehaut. Dieser erste Sprung im Freien über zwei Meter wird immer etwas ganz Besonderes bleiben. Selbst wenn noch viele 2-Meter-Sprünge kommen - ich werde nie wieder solch eine Gänsehaut haben.“
Schon am Freitag (6. Juni) startet Ariane Friedrich beim nächsten Golden League-Meeting in Oslo (Norwegen). Danach steht auf jeden Fall der Europacup im französischen Annecy (21./22. Juni) auf ihrem Terminplan, wo sie sonst noch antritt, ist noch nicht sicher. Doch neben dem Training und den Wettkämpfen, geht die Polizeikommissaranwärterin auch immer noch arbeiten. Keine „Scheinpolizistin“
„Ich will meinen Kollegen auch zeigen, dass ich keine Scheinpolizistin bin. Aber ich kann meine Arbeit sehr flexibel einteilen. In der Woche vor dem ISTAF war ich 26 Stunden arbeiten. Wenn ich aber auf Wettkämpfen oder anderen Terminen bin, sind es auch mal weniger Stunden.“
Und das könnte in den nächsten Wochen durchaus öfter vorkommen. Schließlich hat Ariane Friedrich ihren Höhenflug noch lange nicht beendet. Der nimmt nämlich Kurs auf die Olympischen Spiele. leichtathletik.de begleitet im Olympiasommer mehrere deutsche Top-Athleten in der Serie "Zai Lu Shang Beijing" auf ihrem Weg nach China. Dort bekommen Sie Einblicke und erfahren, wie die Hoffnungsträger für die Spiele in Peking ihre Zeit verbringen, sich auf das Großereignis vorbereiten, was sie beschäftigt und bewegt.