Zai Lu Shang Beijing - Ariane Friedrich
Donnerstag 21. August – 9:50 Uhr Ortszeit ist der Moment, den sich Ariane Friedrich im Moment herbeisehnt. Dann beginnen auch für die Frankfurter Hochspringerin die Olympischen Spiele in Peking (China) mit ihrer Qualifikation, bevor zwei Tage später das Finale auf dem Plan steht. leichtathletik.de begleitet die 24-Jährige auf ihrem Weg zu ihren ersten Olympischen Spielen.
Ariane Friedrichim Audio-Interview (mp3; 01.08.08)
2,00 Meter bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg, 2,00 Meter in Bühl, 1,97 Meter beim Golden League-Meeting in Paris (Frankreich) und 2,01 Meter bei der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid - so liest sich Ariane Friedrichs Erfolgsbilanz im Juli. Drei Siege und in Paris ein zweiter Platz lassen die 24-Jährige mit Selbstvertrauen zu den Olympischen Spielen fahren.
„Der Wettkampf in Wattenscheid sollte natürlich noch einmal gut werden, denn es war ja der letzte vor Peking. Ich war locker, habe Spaß gehabt und alles hat super geklappt. Nur bei den 2,04 Metern wollte ich dann unbedingt, das muss ich noch abstellen. Trotz allem habe ich in letzter Zeit gesehen, dass ich eigentlich fast immer 2,00 Meter springen kann.“
Lediglich in Paris gingen zuletzt „nur“ 1,97 Meter in die Ergebnisliste ein.
„In Paris bin ich technisch viel schlechter gesprungen und irgendwie war das auch ein komischer Wettkampf. Sonst sage ich morgens immer schon zu meinem Trainer Günter Eisinger ‚Heute wird es gut‘. In Paris habe ich das nicht gesagt. Ich hatte mich einfach nicht wohl gefühlt. Klar freue ich mich noch, wenn ich dann trotzdem 1,97 Meter springe, aber meine Ansprüche sind enorm gewachsen. Ich denke, nur so kann ich aber auch gut springen.“
2,00 Meter trotz „Missgeschick“
Und dass sie das wirklich kann, hat die Frankfurterin nicht zuletzt auch bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg gezeigt. Nachdem sie noch beim Einspringen ausgerutscht war, sprang sie danach 2,00 Meter, scheiterte nur knapp an 2,04 Metern - und begeisterte ihren Trainer Günter Eisinger.
„Da hat sie wirklich ein Meisterstück abgeliefert. Dass sie nach dem Missgeschick noch einmal solche Nervenstärke gezeigt hat! Und der Sprung bei 2,04 Metern war ein Riesen-Satz, da hat nur der Abstand nicht gestimmt. Sie hat momentan ein Pfund drauf. Und wenn alles passt, kann sie auch eine neue persönliche Bestleistung springen. Und damit hätte sie bei Olympia zu 100 Prozent eine Medaille sicher.“
Noch zwei Wochen
Die steht derzeit bei 2,03 Metern. Ganz verschwunden sind die Folgen ihres Ausrutschers in Nürnberg übrigens noch immer nicht.
„Es hat ein bisschen hinter die Kniescheibe eingeblutet und ist noch immer nicht ganz weg. Beim Laufen und Springen merke ich es nicht, aber noch ein wenig, wenn ich den Oberschenkel dehne. Aber es behindert mich nicht.“
Jetzt sind es noch gut zwei Wochen bis zu ihrem ersten Olympia-Wettkampf.
„Von mir aus könnte der Wettkampf gerne schon morgen sein. Bis zu unserem Abflug am 10. August werde ich jeden Tag auch noch zwei bis drei Stunden bei der Polizei arbeiten. Das lenkt mich ein bisschen ab - auch wenn mich jetzt alle Kollegen fragen, weshalb ich noch nicht in Peking bin.“
Die Form halten
Im Training arbeitet das Duo Friedrich-Eisinger nur noch an Feinheiten.
„Wir haben nicht wie andere noch ein Trainingslager eingeschoben. Wir absolvieren nur noch Maximal-Training im schnellen und hohen Bereich.“
Jetzt heißt es, die Form zu halten. Daran gearbeitet werden muss nicht mehr, wie Günter Eisinger betont.
„Bis jetzt haben wir alles so gemacht, wie wir es am besten hätten machen können. Es gibt keinen Punkt, bei dem ich sagen würde, hätten wir es doch anders gemacht. Ariane ist topfit und heiß. Sie will jetzt angreifen. Sie soll einfach Spaß haben und alles so machen, wie sie es bisher gemacht hat. Sie ist durch die internationalen Wettkämpfe, auf denen wir waren, auch vorbereitet auf die starke Konkurrenz.“
Spaß und gut springen
Für den Wettkampf in Peking hat sich Ariane Friedrich vor allem zwei Dinge vorgenommen:
„Ich will Spaß haben und super gut springen. Ich kämpfe natürlich auch um eine Medaille, aber ob das klappt weiß ich nicht. Denn für die kommen so viele Springerinnen in Frage. Eigentlich kann jede Athletin, die im Finale steht, auch eine Medaille gewinnen.“
Vor allem die Kroatin Blanka Vlasic, die beiden Russinnen Yelena Slesarenko und Anna Chicherova, die Spanierin Ruth Beitia und die Belgierin Tia Hellebaut hat sie auf der Rechnung.
„Aber ich will mich nicht zu sehr mit den anderen Springerinnen beschäftigen, denn dann würde ich den Fokus verlieren. Und gerade der hat mich zuletzt so gut gemacht.“
Gut zwei Wochen muss sie den Fokus noch halten. Bis zum 23. August. An diesem Samstag findet das olympische Hochsprung-Finale der Frauen statt.
leichtathletik.de begleitet im Olympiasommer mehrere deutsche Top-Athleten in der Serie "Zai Lu Shang Beijing". Dort bekommen Sie Einblicke und erfahren, wie die Hoffnungsträger für die Spiele in Peking (China) ihre Zeit verbringen, sich auf das Großereignis vorbereiten, was sie beschäftigt und bewegt.