Zai Lu Shang Beijing - Arthur Abele
Wenn sich vom 8. August bis zum 24. August die „Jugend der Welt“ in der chinesischen Hauptstadt Peking zu den Olympischen Spielen trifft, werden voraussichtlich 61 deutsche Leichtathleten mit dabei sein. Der Ulmer Arthur Abele ist einer davon. Der 22-Jährige reist als bester deutscher Zehnkämpfer nach Fernost und will den Sprung unter die besten Acht der Welt schaffen.
Vor so einem Großereignis laufen Geburtstage natürlich in ruhigen Bahnen ab. Nicht anders war das bei Arthur Abele, der am Mittwoch 22 Jahre alt wurde.„Ich habe nix Wildes gemacht. Von 10 Uhr bis um halb eins habe ich trainiert, dann Mittagessen und dann locker im Freibad den Tag ausklingen lassen. Ich habe ein wenig Beachvolleyball gespielt und den Freunden eine Weinschorle spendiert. Für Peking habe ich einen neuen großen Kulturbeutel zum Ausklappen bekommen, mein alter war nämlich kaputt.“
Am 10. August geht die Mission Olympia für Arthur Abele los. Bevor es nach Peking geht, reist er zur Vorbereitung und Akklimatisation nach Japan, in die Gegend, wo schon im Vorjahr im Vorfeld der WM der DLV-Tross Lager bezogen hat.
„Dieses Jahr sind wir ja nicht in Shibetsu, sondern im nahegelegenen Ashibetsu. In Shibetsu war es schon sehr beschaulich, fast wie auf der Ostalb. Es könnte ruhig ein wenig mehr los sein in Ashibetsu. Es muss ja nicht jeden Abend Party sein, aber dass man mal abends in eine Kneipe gehen kann und da vielleicht Billard oder Darts spielen, wäre schon okay. Ich werde auf jeden Fall versuchen mich abzulenken. Ich werde einen Laptop mitnehmen und eine kleine tragbare Spielkonsole, was Größeres kann man ja auch nicht einpacken, weil man ja nur beschränktes Gepäck beim Fliegen haben darf."
Mit dem Heimtrainer zu Olympia
Den Weg zu den Olympischen Spielen wird sein Heimtrainer Wolfgang Beck mitantreten. Ein Vorteil, vor allem im Stadion, aber auch mit den beiden anderen deutschen Zehnkämpfern bildet Arthur Abele ein Team.
„Es ist natürlich gut, dass Wolfgang dabei ist. Man kennt sich und er kann direkt Tipps geben und man kann sich von der Tribüne aus verständigen. Aber es funktioniert auch mit André Niklaus und Michael Schrader gut, wir helfen uns gegenseitig, denn wir wollen ja vorne landen. Da haben wir bisher nur gute Erfahrung gemacht.“
Guter Testwettkampf
Dass die Form für Olympia stimmt, hat zuletzt ein Testwettkampf in Marburg bewiesen. Über die 110 Meter Hürden verpasste Arthur Abele eine Bestleistung knapp, im Diskuswerfen gelang ihm eine Verbesserung um fast einen Meter (bisher 43,02 m), im Stabhochsprung meisterte er die bisher ungewohnte Einstiegshöhe von 4,50 Meter. Sonst begann er immer bei 4,30 Meter.
„Nach der langen Autofahrt und dem harten Training, hatte man eigentlich überschaubare Leistungen erwartet. Die 13,88 Sekunden über die Hürden und die 43,94 Meter mit dem Diskus waren eine tolle Bestätigung der Form. Der Stabhochsprung lief im Vorfeld sehr souverän, daher habe ich versucht, hoch einzusteigen und das hat ja auch geklappt, am Ende hat dann die Spritzigkeit gefehlt.“
Viele Läufe im Training
Diese Form hat man im Training aufgebaut. Harte Wochen standen auf dem Programm seit dem erfolgreichen Wettkampf von Ratingen, den er mit persönlicher Bestleistung von 8.372 Punkten als bester Deutscher beendet hat.
„Wir haben sehr viel schnelle Läufe gemacht, aber auch Überdistanzläufe, Bergaufsprints, sehr heftig mit kurzen Pausen, so dass es einen Push gibt. Im Stabhochsprung haben wir vieles gemacht, auch im Wurfbereich Akzente gesetzt. Jetzt werden wir noch versuchen, die Schnelligkeit in mir zu wecken. Ab nächster Woche wird dann Fahrt rausgenommen. Ich bin klasse durchgekommen, verletzungsfrei geblieben und habe alles hinbekommen, was ich wollte. Ein paar Sachen habe ich noch verbessern können.“
Gute Vorbereitung und das notwendige Selbstvertrauen sind bei dem blonden Schwaben vorhanden, dennoch vertraut er bei Olympia auf Glücksbringer und pflegt gewisse Gewohnheiten vor dem Wettkampf.
„Ich werde ein paar kleine Kuscheltiere mitnehmen, die ich schon letztes Jahr in Japan dabei hatte. Man hat natürlich diverse Rituale, die mit dem Aufstehen anfangen und die man automatisiert hat. Nach dem Aufstehen kommt ein zehnminütiger leichter Dauerlauf und dann geht es zapfenkalt duschen, danach kommt ein ganz normales Frühstück mit Müsli und zwei Wecken.“
91.000 Zuschauer pushen einen
Als nächste Station folgt dann das Stadion. Auf die Atmosphäre in dem neuen Olympiastadion, auch „Vogelnest“genannt, freut sich Arthur Abele.
„Sicherlich pusht es einen, wenn 91.000 Zuschauer im Stadion sind, wenn man das nicht mitbekommen würde, hätte man was falsch gemacht. Durch die Anfeuerung der Zuschauer will man was an Leistung rauskitzeln. Man kann sich aber auch übermotivieren. Daher muss man ein genaues Maß finden.“
Unterstützung erfährt er vor Ort durch einen kleinen Fanclub. „Mein Onkel und ein Sponsor, die Lebensgefährtin von Wolfgang (Beck) mit ihren zwei Kindern, eventuell meine Freundin und noch zwei Bekannte werden dabei sein. Und zu Hause gibt es wie schon im Vorjahr Public Viewing.“
Mit Doping fehlt der Kick
Die Zielsetzung für Olympia ist klar, der Ulmer, der im vergangenen Jahr bei den Weltmeisterschaften Neunter wurde, würde diesmal gerne den Sprung unter die besten Acht schaffen.
„Man will noch einmal bestätigen, was man bereits geleistet hat, am besten natürlich eine neue Bestleistung aufstellen. Letztes Jahr war ich Neunter bei der WM, da will ich natürlich angreifen und je weiter es nach vorne geht, desto besser. Wenn nicht alle anderen Athleten plötzlich utopische Leistungen bringen, komm' ich in den Bereich der besten Acht.“
„Utopische Leistungen“, das hat die Vergangenheit immer wieder bewiesen, werden oftmals durch den Einsatz von Dopingmitteln erzielt.
„Es ist unfair, wenn man das macht. Für mich kommt Doping nie in Frage. Ich betreibe Sport, weil es riesigen Spaß macht Grenzen zu überschreiten und sich über Bestleistungen zu freuen. Würde ich was einnehmen, was die Leistung steigern würde, würde mir der Kick fehlen, der den Zehnkampf so spektakulär macht. Außerdem hätte ich Angst, dass es Lebensjahre kosten würde, und ich will nicht mit 50 Jahren den Löffel abgeben.“
Es kommt wie es kommt
Im Gästebuch auf seiner Homepage www.arthur-abele.de träumt ein Fan sogar von einer Medaille. Bei dem Gedanken muss Arthur Abele schmunzeln.
„Ich mache mir darum keine großen Gedanken. Ich bin noch jung und habe noch alles vor mir. Es kommt, wie es kommt.“
leichtathletik.de begleitet im Olympiasommer mehrere deutsche Top-Athleten in der Serie "Zai Lu Shang Beijing". Dort bekommen Sie Einblicke und erfahren, wie die Hoffnungsträger für die Spiele in Peking (China) ihre Zeit verbringen, sich auf das Großereignis vorbereiten, was sie beschäftigt und bewegt.