Zai Lu Shang Beijing – Cathleen Tschirch
Am 21. August um 20:55 Uhr Ortszeit fällt der Startschuss für die Staffel-Vorläufe über 4x100 Meter der Frauen bei den Olympischen Spielen in Peking (China; 15. bis 24. August). Mit dabei im so genannten “Vogelnest”, dem olympischen Leichtathletik-Stadion, wird Cathleen Tschirch (LG Weserbergland) sein. Sie wurde als eine von insgesamt sechs deutschen Staffel-Sprinterinnen nominiert. leichtathletik.de begleitet sie bei ihren Vorbereitungen auf das Sport-Highlight des Jahres.
Mit einer leichten Fußverletzung hatte die 29-Jährige sich und ihren Anhängern Mitte Juni noch einen kleinen Schrecken eingejagt. Bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg konnte sie dann aber alle Zweifel ob ihres Gesundheitszustands und ihrer Fitness ausräumen.“Es war im Vorfeld abgesprochen, dass ich die 200 Meter nicht laufen werde. Das habe ich mit einem weinenden Auge so hingenommen, denn ich hätte natürlich schon gerne meinen Titel aus dem Vorjahr verteidigt. Aber dafür bin ich umso zufriedener mit dem zweiten Platz über 100 Meter.”
In 11,45 Sekunden lief sie im easyCredit-Stadion Saisonbestzeit und bis auf drei Hundertstelsekunden an ihre persönliche Bestmarke heran.
Niedersachsen-Rekord mit der LG Weserbergland
Eine Titelverteidigung gelang ihr in Nürnberg dann doch, nämlich die mit der 4x100-Meter-Staffel der LG Weserbergland. Zusammen mit Nina Giebel, Jala Gangnus und Nicole Marahrens lief Cathleen Tschirch mit neuem Niedersachsen-Rekord von 44,28 Sekunden zum dritten Mal in Folge zum deutschen Meistertitel.
“Dieser Erfolg war nicht unbedingt so zu erwarten gewesen. Wir hatten vorher alle kleine Verletzungen und Wehwehchen, das war schon schwierig. Jala musste an Position drei laufen, und unser Glück war es, dass wir auf Bahn acht gestartet sind. Da kam sie dann mit ihren langen Beinen ganz gut um die Kurve.”
Freude über sechste Staffel-Starterin
Nach der Vize-Meisterschaft über 100 Meter kam die Nachricht von der Nominierung für die Olympiastaffel dann nicht mehr unerwartet.
“Ich konnte mir relativ sicher sein, mit nach Peking zu fahren. Allerdings haben wir etwas gezittert, ob auch eine sechste Starterin mitgenommen wird. Als wir dann gehört haben, dass Katja Wakan im Team dabei ist, waren wir alle ganz begeistert und glücklich. In dem Moment habe ich mich ehrlich gesagt mehr für Katja gefreut, als über meine eigene Nominierung.”
Seit dem 14. Juli bringen sich die Sprinterinnen nun in Kienbaum in Olympiaform.
“Man merkt schon, dass wir in letzter Zeit sehr viel trainiert haben. Die Muskelspannung ist höher, aber das ist ganz normal. Jetzt hoffen wir, dass wir das alles auch umsetzen können. Mit meinem Fuß habe ich auf jeden Fall überhaupt keine Probleme mehr.”
Geburtstag auf der Autobahn
Vor lauter Olympia-Vorbereitungen ging es im vollen Terminkalender von Cathleen Tschirch fast unter, dass sie am 23. Juli 29 Jahre alt wurde.
“Meinen Geburtstag habe ich fast überhaupt nicht gefeiert. Eigentlich habe ich ihn komplett auf der Autobahn verbracht, denn am Tag darauf war die Einkleidung der deutschen Olympia-Mannschaft in Mainz. Wir hatten Probleme mit den Flügen und mussten letztendlich von Berlin aus mit dem Auto fahren. Die ganze Aktion war schon etwas stressig, zumal auch einige Kleidergrößen kurzzeitig vergriffen waren.”
In den kommenden Tagen stehen nun noch zwei Wettkämpfe auf dem Programm, in denen der Staffel der letzte Feinschliff gegeben werden soll. Am heutigen Dienstag treten die deutschen Sprinterinnen in Monaco unter anderem gegen eine Auswahl der USA an, am 1. August findet bei der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid der abschließende Formtest statt.
Erst am 17. August nach Peking
Bevor es dann endgültig ins Olympische Dorf nach Peking geht, wird Cathleen Tschirch zusammen mit den weiteren Olympia-Startern des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) am 8. August in Ashibetsu (Japan) ihr Quartier aufschlagen.
“In Peking werden wir gar nicht so viel Zeit haben. Wir fliegen erst am 17. August nach China, und am 21. und 22. sind unsere Läufe. Anschließend haben wir zwei Tage frei, bevor es wieder zurück in die Heimat geht. Man stellt sich das immer so spektakulär vor, aber so viel sieht man im Grunde gar nicht. Wir können uns ja auch nicht stundenlang da hinsetzen und die anderen Wettkämpfe ansehen, zumal das Kartenkontingent sehr begrenzt ist. Bei den Olympischen Spielen in Athen hatten wir teilweise nur zwei Tickets für ein Handballspiel, um die sich dann das ganze Team streiten musste.”
Vorfreude auf den großen Moment
Bereits vor vier Jahren war die gelernte Physiotherapeutin in Griechenland im DLV-Aufgebot für die Olympia-Staffel, damals allerdings als Ersatzläuferin.
“Der Moment, auf den ich mich am meisten freue, ist natürlich der Start mit der 4x100-Meter-Staffel. Es ist immer spannend, in einem vollen Stadion zu stehen, und ich habe jetzt vier Jahre lang darauf gewartet, selbst mitlaufen zu dürfen.”
Sie weiß, dass ein Finaleinzug schwierig wird, aber nicht unmöglich ist.
“In Peking werden sich sicher viele Staffeln noch einmal extrem steigern können gegenüber den Zeiten, die bisher in diesem Jahr gelaufen worden sind. Und das müssen wir auch. So wie es jetzt aussieht, wird Anne Möllinger die Startposition übernehmen, Verena Sailer läuft als Zweite, dann ich und am Schluss Marion Wagner. Wenn wir an unsere Leistung des letzten Jahres anknüpfen können, dann hoffe ich, dass wir es irgendwie in das Olympische Finale schaffen.”
In der Heimat werden ihre Familie und Freunde zeitgleich mit den deutschen Leichtathletik-Fans vor den Fernseh-Bildschirmen sitzen und ganz fest die Daumen drücken.
leichtathletik.de begleitet im Olympiasommer mehrere deutsche Top-Athleten in der Serie "Zai Lu Shang Beijing". Dort bekommen Sie Einblicke und erfahren, wie die Hoffnungsträger für die Spiele in Peking (China) ihre Zeit verbringen, sich auf das Großereignis vorbereiten, was sie beschäftigt und bewegt.