Zehnkampf-Idole eröffnen „Galerie des Sports“
Seit zwei Jahren macht die „Galerie des Sports“ mit Porträts der Mitglieder der Hall of Fame in zahlreichen deutschen Städten Station. Am Mittwochabend wurde die Ausstellung, die von der Stiftung Deutsche Sporthilfe ins Leben gerufen wurde, im Foyer des Wiesbadener Rathauses eröffnet. Auftakt war ein Mehr-Generationen-Gespräch mit den Zehnkampf-Idolen Willi Holdorf und Guido Kratschmer sowie der deutschen Zehnkampf-Hoffnung Jan Felix Knobel.
Wiesbadens Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller begrüßte die Gäste zur Eröffnung der Ausstellung, die noch bis zum 14. Februar Fotos, Zeichnungen und Öl-Gemälde der 72 Hall-of-Fame-Mitglieder zeigt. „Was die Hall of Fame im Wesentlichen auszeichnet ist, dass wir einen Kanon der sportlichen Vorbilder in Deutschland haben“, sagte er. „Und für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, dass sie Vorbildern nacheifern können.Jörg Hahn, Kommunikationsdirektor der Stiftung Deutsche Sporthilfe, führte anschließend durch ein Gespräch mit den Zehnkämpfern, die gemeinsam von Erfahrungen im Spitzensport in einer Zeitspanne von 1960 bis 2013 berichten konnten. Mit Willi Holdorf, Olympiasieger von 1964, ist einer von ihnen selbst in der Hall of Fame verewigt.
Vom Fan zum Vorbild
„Ich war elf Jahre alt und begeisterter Leichtathlet, als ich in unserem Schwarz-weiß-Fernseher verfolgt habe, wie Willi bei den Olympischen Spielen 1964 über die Ziellinie gelaufen – oder eher gekrochen ist“, berichtete Guido Kratschmer, Ex-Weltrekordler und Olympia-Zweiter von 1976. „Das hat mich motiviert!“
Später verfolgte Willi Holdorf die Karriere seines einstigen Bewunderers: „Ich wollte ihn nach Leverkusen holen, wo ich als Trainer tätig war“ erklärte er. Doch Guido Kratschmer blieb dem USC Mainz treu – auch wenn Willi Holdorf noch immer mit einem Augenzwinkern behauptet: „Nach Leverkusen zu kommen, wäre für ihn natürlich besser gewesen!“
Thema Spitzensportförderung
Eines der zentralen Themen des Gesprächs war die finanzielle Unterstützung von Spitzensportlern. „Ich habe irgendwann aufgehört ans Monetäre zu denken“, erklärte Jan Felix Knobel. „Ich mache Leichtathletik, da kann man sich keine goldene Nase verdienen.“ Ohne die Unterstützung seiner Eltern könnte er sich den Sport nicht leisten. Ganz auf die Karte Sport setzen will er aber nicht und studiert deswegen Architektur an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden.
Das Jahr 2012 hat Jan Felix Knobel inzwischen abgehakt („Ich könnte den ganzen Abend erzählen, was da alles schiefgelaufen ist“), nach der Absage der Hallen-DM im Mehrkampf ist der Fokus zunächst auf die Freiluft-Saison gerichtet. Doch Rio 2016 wirft seine Schatten voraus: „Ich bin hungrig auf die nächsten vier Jahre. 2016 will ich meine optimale Leistung abrufen!“
Bestärkung erhielt er von Willi Holdorf, der dem jungen Frankfurter viel zutraut. Auf Anfrage hatte der Olympiasieger noch einen Ratschlag für alle ambitionierten Nachwuchsathleten parat: „Fleißig trainieren und viel Spaß haben!“
Willi Holdorf, Guido Kratschmer und Jan Felix Knobel (Foto: Bernhart)
Drei Zehnkampf-Generationen an einem Tisch (Foto: Bernhart)