Zehnkampf-Youngster lecken Blut
Mit dem Frankfurter Jan Felix Knobel und Nils Büker aus Wattenscheid waren am Wochenende zwei junge deutsche Zehnkämpfer erstmals beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) am Start. Auch wenn beide noch nicht in die Nähe der EM-Norm von 8.000 Punkten kamen – beim Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen (19./20. Juni) in drei Wochen gehören sie zu den Kandidaten auf ein Ticket zur EM in Barcelona (Spanien, 27. Juli bis 1. August).
Acht Disziplinen lang steuerte U20-Weltmeister Jan Felix Knobel ein Ergebnis jenseits der 8.000-Punkte-Marke an. Sechs Bestleistungen innerhalb eines Zehnkampfs hatte er in den ersten sieben Disziplinen aufgestellt, zumindest eine Verbesserung seiner Bestleistung von 7.758 Punkten stand außer Frage. Strömender Regen und Rückenprobleme beim Stabhochsprung machten diesen Traum zunichte. Mit einem „Salto Nullo“ bei 4,40 Metern katapultierte er sich aus dem Rennen.„Gleich beim ersten Versuch im Stabhochsprung hatte ich einen stechenden Schmerz im Rücken. Das hat mich dann in meinem Anlauf so behindert, dass ich eigentlich nicht mehr richtig angreifen konnte“, sagte er später. Aufgeben? „Ich bin generell niemand, der aufgibt“, betont der 21-Jährige, griff zum Speer und warf 66,51 Meter weit. Weiter als alle anderen, obwohl er es noch besser kann.
Schonen für Ratingen
Auf die abschließenden 1.500 Meter verzichtete er trotzdem, „um in drei Wochen fit zu sein“. Fit für das Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen - dann wenn es für die deutschen Mehrkämpfer endgültig um die Tickets für die EM geht. Nachdem zahlreiche Zehnkämpfer, angefangen beim letztjährigen Götzis-Sieger Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen) über den Sindelfinger Arthur Abele bis hin zum Ex-Hallen-Weltmeister André Niklaus (LG Nike Berlin), wegen Verletzungen oder deren Folgen nicht bei der EM dabei sein werden, eröffnet sich den nachrückenden Youngstern eine große Chance.
Dafür kommt es in Ratingen zum Show-Down. Nicht nur Jan Felix Knobel ist optimistisch, dass er bis dahin seine Rückenprobleme und eine Ellbogen-Verletzung, die er sich in Götzis zuzog, in den Griff kriegen und dann angreifen wird. „Wenn es optimal läuft, kann ich 8.100 Punkte anpeilen. Und die müssten dann ja erst einmal drei andere überbieten“, sagt er. Bislang hat nur sein Vereinskollege Pascal Behrenbruch mit 8.069 Zählern die EM-Norm angeboten.
Motiviert bis in die Haarspitzen
Den Kampf aufnehmen will auch Nils Büker, dessen Bestleistung bei 7.810 Punkten liegt. Zwar sammelte er in Götzis „nur“ 7.477 Punkte, aber „Stabhochsprung war eine Katastrophe und Speerwurf ein völliger Aussetzer“. Während er in Götzis noch unglaublich aufgeregt und vielleicht auch etwas übermotiviert war, will er „in Ratingen Vollgas geben. Ich bin jetzt bis in die Haarspitzen motiviert.“ Und auch sein Trainer Hanswalter Dobbelmann sagt: „Es ist für ihn durchaus realistisch, die 8.000 Punkte anzugreifen.“ Und Nils Büker fügt hinzu: „Im ersten Tag ist noch mehr drin und im zweiten sowieso.“
Der Meinung ist auch Claus Marek, Team-Manager Zehnkampf im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV): „Nils hat sich in Götzis vielleicht selbst etwas unter Druck gesetzt. In Ratingen wird er aber auf jeden Fall noch einen draufsetzen.“ Und auch Jan Felix Knobel hat er auf der Rechnung: „Er hat in Götzis schon seine Marken gesetzt und wird aus seinen Fehlern lernen. Er ist auf jeden Fall ein EM-Kandidat.“
Zu denen zählen aber auch noch andere Athleten. „Norman Müller ist immer gut für mehr als 8.000 Punkte“, rechnet Jan Felix Knobel mit dem schon erfahreneren Athleten von den Halleschen Leichtathletik-Freunden. Dessen Vereinskollege Rico Freimuth (7.826 Punkte) und Matthias Prey (Ahrensburger TSV; 7.797 Punkte) haben beim Mehrkampf-Meeting in Bernhausen vor einer Woche bereits aufhorchen lassen. Auch sie werden sicherlich heiß sein, wenn es in drei Wochen heißt - Show-Down in Ratingen.
Erdgas Mehrkampf-Meeting Ratingen
19./20. Juni 2010