| Karriere-Ende

Ziellinie und Startschuss: Patrick Zwicker geht von der Bahn

Er ist erst 23 Jahre jung und zählte zu Deutschlands großen Hoffnungen auf der Mittelstrecke. Jetzt hat Patrick Zwicker seine Lauf-Karriere beendet. Der U20-Europameister von 2013 über 800 Meter will nun im Berufsleben Vollgas geben.
Martin Neumann

Business-Outfit statt Wettkampf-Dress: Mittelstreckler Patrick Zwicker (LG Region Karlsruhe) hat seine Leistungssport-Karriere beendet – und das im noch „zarten“ Läuferalter von 23 Jahren. „Es war natürlich keine einfache Entscheidung. Allerdings musste ich feststellen, dass mir mein Körper in den vergangenen Jahren immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“, sagt der U20-Europameister von 2013 über 800 Meter.

Nun startet der gebürtige Pfälzer in seiner zweiten Karriere durch. Nach dem BWL-Abschluss hat er eine attraktive Stelle beim Vermögensverwalter Grüner Fisher Investments in Frankfurt/Main angetreten. „Seit dem 1. August bin ich dort im Vertrieb beschäftigt und gebe Vollgas. Da ist man an manchen Wochen schon 50 Stunden und länger im Büro“, gibt Patrick Zwicker Einblicke in seinen Arbeitsalltag. Und der passt zu ihm: Genauso konsequent, wie er auf der Laufbahn für den Erfolg gearbeitet hat, tut er das nun im Berufsleben.

Mit 18 Jahren schon 1:46,04 Minuten

Nach seinem U20-EM-Titel 2013 in Rieti (Italien) schien es, als könnte Patrick Zwicker in die Fußstapfen der großen deutschen 800-Meter-Läufer wie Olympiasieger Nils Schumann oder Weltmeister Willi Wülbeck treten. Es war beeindruckend, wie Patrick Zwicker damals seine Rennen bestritt. Er hatte nie Angst vor der Konkurrenz, drückte den Rennen mit einem langen Spurt von vorn seinen Stempel auf. So auch im Finale von Rieti. Schon im Alter von 18 Jahren lief er die 800 Meter in 1:46,04 Minuten. Schneller sollte er danach nie wieder laufen. Denn nach schnellen Zeiten in jungen Jahren folgten zum Teil lange Zwangspausen.

Patrick Zwickers Leidensgeschichte begann am 29. Januar 2015 beim PSD Bank-Meeting in Düsseldorf. Bei einer Rempelei nach 100 Metern knickte er unglücklich um und stürzte schwer. Die Diagnose: Mehrere Bänderrisse im Knöchel sowie weitere Verletzungen im betroffenen Gelenk.

Der Fuß sollte nie wieder seine alte – für intensives Training und Läufe mit Höchstgeschwindigkeit nötige – Stabilität wiedererlangen. Die Folge: ein Ermüdungsbruch im Fuß. Damit war auch die Saison 2017 für den Mittelstreckler gelaufen. „Ich habe nach den Verletzungen immer gut trainiert, sodass die Form eigentlich passte. Doch wenn es darauf ankam, musste ich den nächsten Rückschlag einstecken“, erinnert sich Patrick Zwicker an die diversen Comebacks.

Edmund Hamburger als entscheidender Mentor

Beklagen will sich der 23-Jährige trotzdem nicht. „Ich blicke nicht im Zorn oder frustriert zurück und weine meinen vergebenen Chancen hinterher. Vielmehr bin ich dankbar für die Zeit, die ich erleben durfte“, sagt Patrick Zwicker ohne Zögern. Auf die Frage, wem er seine Erfolge zu verdanken hat, gibt der Pfälzer ebenfalls eine prompte Antwort: „Meinem langjährigen Trainer Edmund Hamburger. Er hat mich geformt und mir den Weg Richtung Leistungssport gewiesen. Leider ist er im Oktober verstorben.“

Edmund Hamburger entdeckte das Lauf-Talent 2010 im Trikot des TV Offenbach/Queich und betreute es von 2011 an. Später trainierte Patrick Zwicker bei Adi Zaar beim LC Rehlingen und bei Günther Scheefer bei der LG Region Karlsruhe. „Den beiden möchte ich natürlich ebenfalls danken. Gleiches gilt für meinen langjährigen Sponsor Burg-Wächter und meinen langjährigen Ausrüster Nike. Sie haben stets zu mir gehalten, auch wenn es nicht so gut lief“, so Patrick Zwicker.

„Laufen bleibt mein Leben“

Apropos Laufen: Die Laufschuhe wird Patrick Zwicker so schnell nicht an den Nagel hängen. Sechsmal pro Woche trainiert er momentan. „Das Laufen gehört einfach zu meinem Leben. Nach zehn Stunden im Büro tut es einfach gut, sich abends richtig auszupowern“, sagt der ehemalige Profi- und jetzige Hobbyläufer.

Regelmäßig begleitet er dabei die 1500-Meter-Spezialistin Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt) als Trainingspartner. „Am Wochenende haben wir gemeinsam schon Dauerläufe von 20 Kilometern und mehr absolviert.“ Kein Problem für Patrick Zwicker: Er war stets einer der ausdauerstärksten Mittelstreckler Deutschlands.

Und vielleicht wird man ihn sogar noch einmal auf der Laufbahn sehen. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich kommendes Jahr auf der Bahn stehe, beispielsweise für eine 3x1.000-Meter-Staffel“, sagt der „Lauf-Junkie“ Patrick Zwicker. Dann würde er auf Zeit noch einmal tauschen: Business-Outfit gegen Wettkampf-Dress.

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