Zielwerfen Richtung EM - Esenwein stark in Quali
Normalerweise verheißt eine Speerwurf-Qualifikation nicht die ganz große Spannung. Den Favoriten reicht meist ein Versuch, bevor sie sich dann entspannt zurücklehnen können. Auch im Wattenscheider Lohrheide-Stadion war das nicht anders - nur dass bereits in der Qualifikation um EM-Normen gekämpft wurde, hatte es so wohl noch nicht gegeben.
Starke Vorstellung von Peter Esenwein (Foto: Kiefner)
Allein Boris Henry stand vor dem ersten Abwurf scheinbar über den Dingen. Mit 86,67 Meter führt der Mann mit der Mütze vom SV Saar 05 Saarbrücken überlegen die DLV-Bestenliste an. Dahinter ist für den morgigen Endkampf ein heißer Kampf um die Plätze für die Europameisterschaften in München zu erwarten. Neben Henry haben bisher die beiden jüngsten Athleten ihre Normen erfüllt. Der 21-jährige Stefan Wenk vom LAV Tübingen erfüllte mit 81,20 Meter bereits die Perspektivnorm des DLV - sein ein Jahr älterer Kollege Tim Werner (SC Magdeburg) übertraf mit seinen 82,66 Meter, die er beim Meeting in Hamburg erzielte, sogar die „harte Norm“.Peter Esenwein überraschend stark
Zu dem Dreigestirn kam nach der Qualifikation einer dazu, mit dem eigentlich keiner mehr rechnen konnte. Er selbst am allerwenigsten. Peter Esenwein schleuderte bereits im ersten Versuch den Speer auf 78,93 Meter, was nach bisher eher unglücklichem Saisonverlauf Jahresbestleistung bedeutete, lies im zweiten beeindruckende 82,97 Meter folgen und zeigte sich danach sehr zufrieden: „Das war mit Abstand die härteste DM-Ausscheidung, die ich mitgemacht habe. Heute früh habe ich fast damit gerechnet heute auszuscheiden, aber nach dem ersten Versuch habe ich gewusst, dass heute noch mehr möglich ist.“ Sogar die EM-Norm.
Die hat der 35jährige nun zwei weiteren Routiniers voraus. Raymond Hecht (SC Magdeburg) bleibt auch diese Saison von Verletzungen nicht verschont. Nach einer Ellbogenoperation im April absolvierte der 34jährige erst beim Golden-League-Meeting in Oslo seinen Saisoneinstieg. Seinem Kampfgeist konnten die Blessuren jedoch nicht schaden: „Wenn es morgen gut läuft, fliegt das Ding auch zehn Meter weiter.“ Wenn nicht, dann hat Hecht vom DLV noch bis zum 27. Juli Zeit, die geforderten 82,50 Meter zu übertreffen.
Auch Dino Peter Blank hofft noch
„Die Nominierungsrichtlinien noch nicht so genau studiert“ hat bisher Peter Blank, WM-Teilnehmer von Edmonton. Braucht er eigentlich auch nicht. Denn mit seiner bisherigen Jahresbestleistung von 82,42 Meter liegt der Frankfurt genau acht Zentimeter unter der für ihn relevanten Norm - als mittlerweile 40jähriger zählt er schon des längeren nicht mehr zum Perspektivkader des DLV. Dass er morgen auch unwissentlich in der Lage ist, das Ticket für die EM zu lösen, zeigte Blank mit seinen lockeren 80,20 Meter im ersten Versuch.
Tim Werner verletzt ausgeschieden
In den Kampf um die Startplätze nicht mehr mit eingreifen können, wird dann Tim Werner. Erst am Dienstag prellte sich der junge Magdeburger die Rippen. Zwar trat Werner zum ersten Versuch in der Qualifikation an, musste aber nach schmerzhaften 67,59 Meter sein Arbeitsgerät wieder in der Speerbox verschwinden lassen. „Nach meiner Ellbogenverletzung im letzten Jahr war ich endlich wieder auf einem guten Weg. Morgen muss ich dann das Finale eben von der Tribüne aus ansehen“, äußerte sich Werner enttäuscht.
Zumindest wird Tim Werner dann einen spannenden Wettkampf beobachten können. „So eng war es noch nie“, weiß sogar Peter Blank. Alles andere als ein Sieg Boris Henrys, wäre eine große Überraschung. Doch dahinter haben die „Alten“ den „Jungen“ den Kampf angesagt. Wer darf also Anfang August in München die deutschen Farben vertreten? Der überraschte Peter Esenwein, der leidende Raymond Hecht, der unwissende Peter Blank, der machtlose Tim Werner oder doch der Benjamin Stefan Wenk. Der jedoch zeigte sich angesichts der Leistungsdichte keineswegs unter Druck: „Ich versuche, morgen noch einmal über 80 Meter zu werfen. Und wenn es nicht klappt, macht es auch nichts. Schließlich habe ich im Gegensatz zu meinen Konkurrenten noch öfter die Möglichkeit, zu einer EM zu fahren.“