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Zwei Mainzer Zehnkampf-Talente auf dem Weg nach oben

Niklas Kaul und Manuel Wagner, 18 und 17 Jahre jung. Zwei Zehnkämpfer mit drei internationalen Goldmedaillen auf dem Konto. Der eine seit zwei Jahren weltweit überragend. Der andere Überraschungssieger der U18-EM. Wir haben die beiden Mainzer Talente mit der Kamera im Training besucht.
Silke Bernhart

Die Mainzer Leichtathletikhalle ist voller Leben. Hier springen die Acht- und Neunjährigen über Mini-Hürden. Da wärmen sich die Werfer um Olympia-Teilnehmer Julian Weber auf. Dort schleudern Jugendliche Bälle ins Netz. Und auf der Stabhochsprung-Matte machen sich die Nachwuchs-Mehrkämpfer für ihr Training bereit.

Niklas Kaul, Manuel Wagner, Marvin Bruchhausen, Jeldrik Radek – so die Zusammensetzung der Gruppe heute. Ein Athlet des Mainzer Zehnkampf-Teams fehlt: Onur Karasu hat sich die Nase gebrochen und muss pausieren. Gemeinsam mit Niklas Kaul und Manuel Wagner holte er 2015 DM-Gold mit der U18-Mannschaft – mit überragenden 2.000 Punkten Vorsprung auf das zweitplatzierte Team.

Schon in der U16 mit dem Team die Nummer eins

Die Arbeit in der starken Gruppe: ein großer Motivationsfaktor für die jungen Mainzer Zehnkämpfer – und wohl einer der Schlüssel zum Erfolg. Schon 2013 stellte der USC mit Kaul, Wagner und Karasu Deutschlands bestes U16-Team. Im ersten U18-Jahr 2014 sortierten sich die Mainzer, ohne Karasu und mit Florian Post, in den Top Drei ein. 2015 folgte der überragende Team-Auftritt bei der DM in Lage.

Sportlich stets die unangefochtene Nummer eins: Niklas Kaul. Auch weltweit war er zuletzt zwei Jahre lang eine Klasse für sich. Auf U18-WM-Gold 2015 in Cali (Kolumbien) mit 8.002 Punkten folgte 2016 WM-Gold in der U20-Altersklasse mit herausragenden 8.162 Punkten. Die Trainingspartner sind stolz auf ihn. Aber: „Im Training spielt das keine Rolle – da ist Niklas wie alle anderen ein Mitglied der Gruppe“, sagt Stefanie Kaul.

Leichtathletik als Familienprojekt

Niklas Kaul wird von seinen Eltern Michael und Stefanie Kaul, einer gebürtigen Österreicherin, trainiert. Sie haben die jungen Mainzer Mehrkämpfer über viele Jahre hinweg behutsam aufgebaut. Beide waren einst selbst erfolgreiche Leichtathleten – mit nationalen Titeln über 400 Meter Hürden – und beim USC schon als Trainer aktiv, als Niklas noch nicht zu ihrer Gruppe zählte.

„Es müssen alle dahinter stehen – sonst geht es nicht“, sagt Stefanie Kaul über das Familienprojekt „Leichtathletik“. Die Lehrerin an einer Gesamtschule ist an diesem Tag direkt von der Schule in die Halle gehetzt. Niklas hat seine neunjährige Schwester Emma mit zum Training gebracht. Ein Wirbelwind und ebenfalls ein Bewegungstalent, wie die Mutter verrät. Michael Kaul bereitet derweil zuhause das Abendessen vor.

Die Leichtathletik ist im Hause Kaul allgegenwärtig, das wird schnell deutlich. „Den Sport vom Privaten zu trennen – das geht bei uns gar nicht“, sagt Stefanie Kaul. „Wir sprechen auch immer noch viel über die Wettkämpfe in Cali und Bydgoszcz. Niklas braucht Zeit und Gespräche, um das zu verarbeiten.“

Manuel Wagner überrascht nach Handverletzung

Mit dem 17-jährigen Manuel Wagner ist in diesem Jahr ein weiteres Mitglied der Trainingsgruppe in den Fokus gerückt. Mit 7.382 Punkten holte er bei der U18-EM überraschend Gold – und das nach einem schweren Handbruch, der ihn im Jahr zuvor ausgebremst hatte. „Tja, wenn man beim Dunking den Ring nicht loslässt…“, stichelt Niklas Kaul freundschaftlich.

Auch Manuel Wagner kann mittlerweile wieder schmunzeln, wenn er an die Verletzung denkt. Zwar hat sie ihn viele Trainingseinheiten und Wettkämpfe gekostet. Aber 2016 gab’s den Lohn für den Kampf zurück. „Manuel hat in Tiflis das Optimum rausgeholt“, lobt seine Trainerin. „Wir haben die 1.500 Meter im Fernsehen verfolgt“, erinnert sich Niklas Kaul. „Ich war viel, viel aufgeregter als bei meinem eigenen Wettkampf!“

2017 gemeinsam nach Grosseto?

Im kommenden Jahr sind die beiden Trainingspartner wieder gemeinsam in einer Altersklasse startberechtigt – und haben dasselbe Ziel vor Augen: die U20-Europameisterschaften in Grosseto (Italien; 20. bis 23. Juli). Arbeit gibt es bis dahin noch genug zu tun. Niklas Kaul zum Beispiel quält sich durch die ungeliebten Sprinteinheiten. Manuel Wagner kämpft sich durch Gymnastik- und Turnübungen und müht sich mit den schwereren Kugeln ab.

"Aber man merkt, dass beide, dass die Gruppe insgesamt, reifer geworden ist", verrät Stefanie Kaul. Während früher schon mal ein Gang rausgenommen wurde, arbeiten die Athleten mittlerweile deutlich fokussierter und ernsthafter. Sie haben gelernt, was sie mit kontinuierlichem Training erreichen können. Sie haben Selbstbewusstsein getankt. Und sie wollen 2017 die Erfolgsgeschichte der Mainzer Zehnkämpfer fortsetzen.

Lernen Sie die beiden Zehnkampf-Talente besser kennen! Wir haben sie mit der Kamera im Training begleitet und mit ihnen über ihr gemeinsames Training, die vergangene Saison sowie über ihre Ziele für das kommende Jahr gesprochen! <link video:15454>Hier geht’s zum Video-Clip…

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